Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Gebrauchte Garelli Motorräder bei AutoScout24 finden

Garelli

Informationen zu Garelli

Bei den Wurzeln des italienischen Kraftradherstellers Garelli trefft man auf echten Enthusiasmus und Wagemut in Sachen technische Entwicklung der damaligen Zeit: Adalberto Garelli, Ingenieur und Motorradrennfahrer, baute sein erstes Motorrad inklusive des 350 cm³ großen Zweitakters im Jahr 1913 in kompletter Eigenarbeit. Nicht etwa, dass dieser Prototyp nun große Tests und Weiterentwicklung nötig gehabt hätte: Garelli stellte alsbald den ersten Rekord auf, indem er Anfang 1914 im tiefsten Winter mit seiner Maschine den Pass von Mont Cenis bezwang, was zur damaligen Zeit als unmöglich galt. Im Grunde war hier bereits klar, dass weitere Rekorde aus der Feder des Ingenieurs, der 1919 schließlich die Firma Garelli gründete, folgen würden.

Garelli in den 20ern: Rekordserie gleich zu Beginn

Tatsächlich knüpfte die Erfolgsserie noch im selben Jahr der Unternehmensgründung an diesen ersten Meilenstein an, als der Rennfahrer Ettore Girardi mit einer Garelli-Maschine die Nord-Süd-Fernfahrt von Mailand nach Neapel gewann. Im Zuge dessen, dass von 29 Teilnehmern gerade mal fünf überhaupt das Ziel erreichten, schrieb sich Garelli erst recht Attribute wie Robustheit, Langlebigkeit und Stärke für seine Rennmaschinen gut – bis die ersten DKW-Motorräder auf den Markt kamen, galten die Rennmaschinen von Garelli als die schnellsten überhaupt.

Von 1919 bis 1926 stellte der Hersteller sozusagen einen „Rekord im Rekorde-machen“ auf, denn die Garelli-Zweitaktmotorräder waren im Rennsport der 350 cm³-Klasse kaum noch zu schlagen – und das obwohl Zweitakter bis zu diesem Zeitpunkt nie zuvor Rekorde für sich verbuchen konnten. Beim Großen Preis der Nationen auf der Rennstrecke von Monza stellten die beiden Garelli-Fahrer 1922 zunächst acht neue Weltrekorde mit einer 5-PS-Maschine auf. Ein Jahr später, ebenfalls in Monza, waren es schon 76 Weltrekorde bei 14 PS, wobei die Fahrleistungen nun schon ein derartiges Level erreichten, dass die kleinen Motorräder von Garelli mit 500 cm³- und 1.000 cm³-Maschinen verglichen wurden. Im Jahr 1926 erreichten die Rennerfolge ihren Höhepunkt, als Garelli in Monza mit neuen 20-PS-Maschinen 94 Weltrekorde in den Klassen bis 1.000 cm³ aufstellte, außerdem 44 weitere in den 300 cm³- und 500 cm³-Klassen mit Beiwagen. Zusammen konnten die drei verwendeten Garelli-Maschinen bei diesem Rennen also bereits zum ersten Anlauf 138 neue Rekorde für sich verbuchen. Die insgesamt 222 eingetragenen Weltrekorde dieser sieben Jahre sind zum Teil bis heute noch gültig und ungeschlagen.

Garelli in den 60ern: die zweite Rekordserie

Trotz all dieser Erfolge erlangte der Hersteller erst ab den 60er Jahren in Deutschland ein wenig mehr Bekanntheit, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass Garelli seine Maschinen ab 1928 nur noch für das Militär produzierte und den kommerziellen Motorradbau aufgab. Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs beschränkte sich der italienische Hersteller überwiegend auf den Bau von Motoren und kleinerer Motorräder mit schlitzgesteuerten Aggregaten von 34 cm³ bis 125 cm³. Durch die Übernahme der Firma Agrati im Jahr 1961 erschien ein Jahr später beispielsweise der erste Roller Capri in Motorgrößen von 50 cm³ bis 150 cm³ – die Herstellerbezeichnung des Capri wechselte folglich von Agrati über Agrati-Garelli hin zu Garelli.

Zu dieser Zeit war der Hersteller zum zweiten Mal im Motorradrennsport aktiv und stellte mit zwei 50 cm³-Maschinen acht Weltrekorde für die Klassen 75, 100 und 125 cm³ auf. Der sogenannte „24-Stunden-Weltrekord“, der mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 108,8 km/h auf das Konto von Garelli ging, ist bis heute ungebrochen. Doch auch nach dieser Erfolgsserie verschwand Garelli auf einmal ganz plötzlich von der Bildfläche.

Wie Garelli nach Deutschland kam

Ein wichtiges Sprungbrett für die Mofas, Mopeds und Mokicks von Garelli nach Deutschland war der Vertrieb über Karstadt und vor allem über die Kataloge des Neckermann-Versands. So fanden sich ab den 60ern nach und nach die ersten Garelli-Zweiradmodelle Bonanza, Monza und Rekord auf dem deutschen Markt ein und brachten die hier etablierten und deutlich teureren Hersteller Kreidler, Zündapp und Hercules zunehmend in Bedrängnis. Monza und Rekord waren wegen ihres günstigen Preises vor allem bei Jugendlichen beliebt, die Garelli Bonanza war etwa vergleichbar mit einer damaligen Dax von Honda – das Modell erfreute sich durch seine robuste Technik und die kompakte und zusammenklappbare Konstruktion schnell bei Campern, Wohnmobil- und Wohnwagenbesitzern großer Beliebtheit.

Garelli in den 80ern: die dritte Rekordserie

Einen weiteren Clou landete Garelli 1978 mit der Einführung des Kleinkraftrads Rekord-Nürburg, und zwar erneut über den Neckermann-Versand: Unter deutschen Herstellern galt zu dieser Zeit das ungeschriebene Gesetz, die Leistung von Kleinkrafträdern auf maximal 6,25 PS zu beschränken – die Garelli Rekord-Nürburg lockte jedoch mit 7 PS.

Mit unschlagbar günstigen Preisen bei dennoch guter Technik setzte Garelli nun erneut weiter auf Erfolgskurs. So erschienen ab den 80er Jahren die beiden Leichtkrafträder Garelli Enduro 80 5V und Garelli Sport 80 5V im Neckermann-Katalog – ersteres für knapp 3.000 DM und letzteres für 3.250 DM – und sorgten für einen kleinen Preisskandal, schließlich war ein deutsches Leichtkraftrad zu dieser Zeit nicht unter 4.000 DM zu haben.

Der Beginn der 80er Jahre wurde auch im Rennsport erneut klar von Garelli dominiert: Von 1982 bis 1987 rühmten erneut sechs Weltmeistertitel sowie 51 Grand-Prix-Siege in den Klassen 50 cm³ und 125 cm³ die Erfolge der italienischen Maschinen. 1984 wurde überdies der deutsche Hersteller Kreidler aufgekauft – hieraus entstanden die Mofas Garelli Flirt, Flott und Flory, die noch das Kreidler-Logo trugen. Doch dann schien sich die Geschichte des Erfolgs mit jähem Abbruch aus den 20er und 60er Jahren zu wiederholen: 1986 wurde zuerst das Kreidler-Werk aufgegeben und kurz darauf verschwand Garelli komplett vom deutschen Markt.

Garelli heute

Bis heute ist es um Garelli herum ruhig geblieben, sogar im Heimatland Italien. Die Marke beschränkt sich auf die Herstellung von Fahrrädern und Motorollern in China, die bislang aber nur in Italien vertrieben werden – das änderte sich auch nicht, als Silvio Berlusconis Bruder Paolo im Jahr 2006 die Namensrechte von Garelli aufkaufte.