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Bericht: 60 Jahre Volvo PV 445 Duett – Schweden-Romantik

Elche, Seen und ein Liebespaar mit altem Volvo Duett. Bis heute sind das scheinbar essentielle Bestandteile schwedischer Romantik in deutschen Fernsehfilmen.

Ganz anders im nordischen Kino: Hier dient der Duett als vermeintlich unzerstörbarer Lademeister oder als gern grell lackierter Pickup-Umbau für die Jugend. Und das alles noch vier Jahrzehnte nach Produktionsende des ersten aller Schweden-Kombis. Tatsächlich gelang dem vielseitig talentierten Volvo Duett eine einzigartige Karriere, die hierzulande allenfalls mit der des Volkswagen Transporters vergleichbar ist. Beide kombinierten ungefähr zeitgleich die Ladekapazitäten eines Kleintransporters mit der Variabilität von Familien- und Freizeitfahrzeugen und sind seitdem aus den Autolandschaften ihrer Heimatländer nicht mehr wegzudenken. Während der VW „Bulli“ schließlich ein Vorbild für Vans wurde, gilt der Volvo Duett als Urvater der skandinavischen Kombi-Bewegung. Dabei entstand der variable Bruder des Buckel-Volvo PV 444 zunächst als Verlegenheitslösung.

Der großer Lagerbestand…

Im Frühjahr 1952 ärgerte sich Assar Gabrielsson, einer der beiden Gründerväter von Volvo, über einen großen Lagerbestand von 1.500 Fahrwerken mit Motor. Gefertigt worden waren diese Teile für den Typ PV 445, den Volvo seit 1949 als Chassis an verschiedene Karossiers  in Schweden, Finnland, Brasilien oder in Nordamerika lieferte. Dort konstruierten die Karosseriebauer maßgeschneiderte Aufbauten für ihre jeweiligen Kunden, so gab es den Volvo PV 445 als klobigen Kastenwagen, praktischen Pickup, Kombi mit Fenstern und sogar als extravagantes Cabriolet.

Möglich machte dies eine robuste, konservative Fahrwerkskonstruktion. Denn während die Limousine PV 444 im amerikanisch inspirierten Fastbackdesign mit wegweisender vorderer Einzelradaufhängung und selbsttragender Karosserie eine Bestsellerkarriere gestartet hatte, sollte der davon abgeleitete PV 445 vor allem hohe Nutzlasten und große Volumen befördern können.

…muss weg

Deshalb entschied sich Volvo beim Lastesel für ein Fahrwerk mit leichtem Rahmen, hinterer Starrachse und Blattfedern. Als sich von den motorisierten Chassis des Typs PV 445 jedoch der erwähnte Lagerbestand angesammelt hatte, traf Assar Gabrielsson eine weitreichende Entscheidung. “Wir müssen die irgendwie loswerden. Wir müssen einfach unseren eigenen Transporter bauen“, lautete seine Anweisung an die Entwicklungsabteilung. Nur zwölf Monate statt der damals üblichen zwei bis drei Jahre Entwicklungszeit gewährte Gabrielsson seinem Chefingenieur Erik Skoog für den neuen Volvo.

Skoog übertraf sich selbst. Noch im Sommer 1952 präsentierte er einen Kombi mit der damals bereits kultigen Frontgestaltung der Limousine PV 444, jedoch eigenständigem Heckdesign. Allerdings orientierte sich Skoog an den bereits bekannten PV-445-Konstruktionen der Karosseriebauer.

Mit dem Kombi in die Ferien

Das erste Serienfahrzeug übernahm Gabrielsson in einem Festakt pünktlich am 4. Juli 1953. Passgenau zu den schwedischen Sommerferien bestimmte der erste komplett bei Volvo gebaute Kombi beziehungsweise Kastenwagen die Zeitungsschlagzeilen. Als geradezu genial erwies sich dabei der von Werbechef Sven Sundberg erdachte Name Duett für den neuen Volvo mit der Doppelfunktion Arbeitsgerät und Familienfahrzeug.

Damit nicht genug: Mit modisch-schicker Zweifarbenlackierung - die es für die Buckel-Limousine übrigens nicht gab – reichlich Chromschmuck und extravaganten Weißwandrädern konnte sich der Duett als großzügig verglaster Kombi für Freizeit und Familie fast schon spektakulär in Szene setzen. Das alles mit einem riesigen Laderaum, wie ihn Handwerker und Speditionen benötigten und mit in seiner Klasse konkurrenzlos großer Zuladung. Der Volvo bewältigte problemlos Lasten von bis zu einer Tonne, auch wenn die offizielle Höchstzuladung weit darunter lag.

Gebrauchte teurer als Neuwagen

Schnell überstieg die weltweite Nachfrage nach dem praktischen Schweden die Produktionskapazitäten mit der Folge langer Lieferzeiten. Zeitweise lagen die Notierungen für junge gebrauchte Duett sogar über den Neuwagenpreisen. Auch in Nordamerika begeisterten sich junge Familien für den kompakten Kombi mit nur 4,40 Meter Außenlänge, aber einem Interieur im Format damaliger Full-Size-Limousinen.

Lieferbar war der Volvo in drei Varianten: als Kastenwagen ohne hintere Seitenscheiben, als Lieferwagen mit einfacher Rückbank und hinteren Scheiben sowie als revolutionäre Kombilimousine mit bis zu zwei umklappbaren Rücksitzreihen und voll verglasten Seiten. Eine damals außergewöhnlich gute Dämmung von Fahrgeräuschen erzielte Volvo durch die edel wirkende Holzverkleidung des Gepäckraums. Das Verkratzen des Laderaumbodens durch Kisten oder Kästen verhinderten zudem Holzleisten in Schienenform. Praktische Details, an die bis dahin kaum ein Konkurrent gedacht hatte. Nicht zu vergessen die vergleichsweise leistungsstarken Motorisierungen.

Nichts war zu groß

Aus anfänglichen 44 PS wurden 51 PS und schließlich sogar 68 PS. Damit war der Volvo Duett fast ebenso flott unterwegs wie die Buckel-Limousine, konnte es aber auch leicht mit der europäischen Kombi-Konkurrenz aufnehmen, zu der anfangs Opel Olympia Rekord Caravan, Ford Taunus 12 M Turnier oder Peugeot 203 Break zählten. Eine Alleinstellung besaß der Duett allerdings bei der Laderaumhöhe, die echtes Nutzfahrzeug- und Wohnmobil-Format besaß und ihm ein fast ewiges Leben bescheren sollte.

Für den Volvo Duett war kaum etwas zu groß oder sperrig, weshalb ihm die schwedische Post 1997 mit einer eigenen Sonderbriefmarke ein spezielles Denkmal setzte. Darauf zu sehen: Ob Überseekoffer oder Handwerksmaterialien, der Volvo Duett fasst alles durch die weit öffnenden hinteren Portaltüren oder auf einem riesigen Dachgepäckträger. Sogar einen Zeltaufbau für den Dachgepäckträger gab es im Zubehörkatalog. Einzig wichtige Designmodifikation des Duett war im Jahr 1960 die ungeteilte Windschutzscheibe und die Umbenennung in Volvo P 210. Zwei Jahre später sorgte der B-18-Motor des PV 544 für einen Hauch mehr Dynamik, damit genug der Änderungen.

1949: Serienanlauf des PV 445 als Fahrgestell mit Motor, aber ohne Karosserie. Das Chassis wird von verschiedenen Karosseriebauern als Basis für Transporter, Kastenwagen und Cabriolets genutzt

1950: Langzeittests über 30.000 Kilometer mit einem PV 445 Lieferwagen bestätigen die Robustheit und Zuverlässigkeit von Chassis und Technik

1952: Volvo-Mitgründer und -Chef Assar Gabrielsson konstatiert einen Lagerbestand von 1.500 ungenutzten und nicht verkauften Fahrgestellen des PV 445. Für ihn Anlass, sein Entwicklungsteam mit der Konstruktion eines Kombis zu beauftragen. 2. Mai begann Entwicklungschef Erik Skoog mit der Designkonzeption. Nach einem Modell im Maßstab 1:25 baute Skoog ein Concept in Orginalgröße. Das Exterieurdesign und die Technik werden noch im Sommer freigegeben, das Interieur im November  

1953: Am 4. Juli übernimmt Assar Gabrielsson das erste Serienfahrzeug des Volvo Duett. Der Name wurde von Werbechef Sven Sundberg konzipiert und weist auf die Doppelfunktion des Volvo hin als Arbeitsgerät und Freizeitfahrzeug. Der erste Duett war ein ein Kombi 445 DH, gefolgt an 20. November vom 445 DS, einem Lieferwagen

1955: Im Sommer Serienstart des Duett 445 PH, eines Kombis mit gehobener Ausstattung

1957: Eine optionale dritte Sitzbank macht den Duett zum Siebensitzer

1960: Im Sommer mutiert die Baureihe Duett PV 445 zum Duett P 210, denn der Basis-Pkw PV 444 wurde zum PV 544 weiterentwickelt   

1962: Neuer B-18-Motor lässt den Duett auf 60 PS erstarken. Markteinführung des Amazon Kombi als designierter Nachfolger

1967: Markteinführung des Volvo 145, der sowohl Amazon Kombi als auch Duett ersetzen soll

1969: Der Amazon Kombi läuft aus. Aber auch die Produktion des Duett P 210 wird am 19. Februar eingestellt, da der Duett die schwedischen Sicherheitsauflagen für Neuzulassungen nicht mehr erfüllt. Die letzten Einheiten wurden deshalb bereits als Modelljahr 1968 verkauft. Damit die Gewerbekunden sich mit dem Volvo 145 anfreunden, wird eine Hochdachversion lanciert   

Volvo Duett insgesamt 101.492 Einheiten,

davon 55.508 Volvo P 210, 41 790 Volvo PV 445, zuzüglich Sonderkarosserien.

Zum Vergleich: Vom Volvo Amazon Kombi wurden nur 73.220 Einheiten produziert

Volvo Duett PV 445: 1,4-Liter-(32 kW/44 PS bzw. 38 kW/51 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. 1,6-Liter-(44 kW/60 PS)-Vierzylinder-Benziner

Volvo Duett P 210: 1,6-Liter-(44 kW/60 PS)-Vierzylinder-Benziner bzw. 1,8-Liter-(50 kW/68 PS)-Vierzylinder-Benziner

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        ## Schlussstrich der Zulassungsstellen

Weder die Vorstellung des aufregend gezeichneten Volvo Amazon Kombi im Jahr 1962 noch die Präsentation des kastigen Kombis Volvo 145 im Jahr 1967 führten zur Fertigungseinstellung des Volvo Duett. Während die Buckel-Limousine 1965 ihren Abschied gab, wollten vor allem Handwerks- und Telekommunikationsunternehmen nicht auf den kastigen Klassiker P 210 verzichten.

Was die designierten Nachfolger nicht schafften, gelang allein den schwedischen Zulassungsbehörden. Am 1. Januar traten neue Sicherheitsgesetze in Kraft, die das Ende des Longsellers besiegelten. Am 19. Februar 1969 rollte Duett Nummer 101.492 vom Band, offiziell noch ein Auto des Modelljahres 1968. Nun begann das dritte Leben des Duett: Als gepflegter und geliebter Youngtimer, aber auch als geschundener, nimmermüder Alltagsklassiker, der Beulen und Rost wie Orden trägt.

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