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Test Audi RS 6 Avant: Der Überlegene

Das perfekte Auto gibt es nicht? Vielleicht stimmt das. Vielleicht hat Audi aber einen Weg gefunden, um die eierlegende Wollmilchsau des Automobilbaus zumindest ansatzweise zu realisieren. Bestandsaufnahme im 600 PS starken Audi RS 6 Avant.

Breit und tief kauert er über dem Asphalt. Unter der Motorhaube lauert ein vier Liter großer Achtzylinder mit zwei im „heißen Innen-V“ platzierten Twin-Scroll-Turboladern. Heftige 600 PS und 800 Newtonmeter werden bereitgestellt, der permanente Allradantrieb verteilt die Kraft stets bedarfsgerecht zwischen den Vorder- und Hinterrädern. Beim Herausbeschleunigen aus dem Stand auf Tempo 100 in 3,6 Sekunden entsteht kein Schlupf, die Höchstgeschwindigkeit liegt – optional und dennoch abgeregelt – bei 305 km/h (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 11,5-11,7 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 263-268 g/km²).

Audi-RS6-Avant-2020-Front

Serienmäßig mit 21 Zoll Rädern

Was sich liest wie das Datenblatt eines Lamborghinis, ist doch „nur“ der Beipackzettel eines Familienkombis. Der neue Audi RS 6 Avant bietet Leistungsdaten auf dem Niveau eines Sportwagens und klotzt mit technischen Superlativen. Der erste Blick fällt aber nicht auf die starken Fahrwerte, sondern auf die aufgezogenen Winterreifen: 22 Zoll (!) messend mit rundherum 285er Pneus bestückt. Kleiner geht natürlich auch, sofern man bei einer 21 Zoll großen Serienbereifung davon sprechen kann. Hinter den Aluminium-Gussrädern verbirgt sich sodann das wohl auffälligste Ausstattungsdetail des 12.500 Euro teuren RS Dynamikpaket plus – die RS Keramikbremsanlage.

Audi-RS6-Avant-2020-Wheel

Der Audi RS 6 animiert zum kraftvollen Cruisen

Sie sorgt dafür, dass der RS-6-Pilot nach der Hochgeschwindigkeitsfahrt auch wieder sicher zum Stehen kommt. So vehement der Vortrieb ist, so vehement ist auch das Stoppvermögen. Wer an dieser Stelle aber meint, der Power-Kombi verleitet andauernd zu neuen Rundenrekorden auf der Hausstrecke, der irrt. Im Vergleich zu BMW M5 und Mercedes-AMG E 63 ist der RS 6 der brave Familienfreund, der sich akustisch zurückhält und mehr zum kraftvollen Dahincruisen einlädt. Das klingt nicht nur sympathisch für alle entnervten Ringstraßenbewohner, sondern trägt auch dazu bei, dass man mit dem Audi gerne weite Strecken ohne Gehörschutz zurücklegen will. Wer anstelle des wohl dosierten Motorengeräuschs lieber mehr V8-Popcorn vernehmen möchte, der muss den Gang zum Spezialausrüster wagen.

Audi-RS6-Avant-2020-Engine

Das Fahrwerk: Lieber Luft, statt Öl

Mit gut 12 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 200 liegt der Neckarsulmer indes auf dem Niveau eines BMW Alpina B5 Biturbo Touring, der allerdings bis auf 325 km/h eilen kann. Mit dem Alpina teilt sich der Audi aber nicht nur so manchen Beschleunigungswert. Denn auch der stoische Geradeauslauf bei hohen Autobahngeschwindigkeiten sowie die große Spreizung zwischen Komfort und Sport gelingt beiden Kombis beinahe gleich gut. Dabei setzt der RS 6 Avant in der Testkonfiguration auf das serienmäßige und empfehlenswerte Luftfahrwerk, wohingegen der B5 Touring immer mit einem Stahlfahrwerk samt adaptiver Dämpferregelung auszukommen hat. Ein luftloses System bietet man in der RS-Abteilung von Audi zwar auch, doch das Dynamic Ride Control Fahrwerk (DRC) samt über Kreuz gelegter Ölleitungen könnte beinahe schon zu viel des Guten sein.

Audi-RS6-Avant-2020-Interieur-2

Auch in der Kurve nicht verloren

So lässt einen bereits das Luftfahrwerk im Dynamik-Modus Unebenheiten in der Straße spüren, die man mit bloßem Auge kaum erahnt hätte. Verlässt man anschließend die schnurgerade Autobahn, sind es der quattro-Antrieb mit optionalem Sportdifferenzial und die Dynamik-Allradlenkung, die den Kombi sicher durch die Kurven tänzeln lassen. Mehr als 2,2 Tonnen Lebendgewicht sind eine Ansage, die zusätzliche Fahrzeugbreite von acht Zentimetern gegenüber dem normalen A6 auch. Mit jedem verfügbaren Steuergerät stemmt sich der Audi in engen Kehren gegen die Fliehkräfte. Es wird ausgeglichen, zurechtgeregelt und gearbeitet, damit die Fuhre auf Kurs bleibt. Deaktiviert man allerhand elektronische Aufpasser, gelingen sogar gehaltvolle Drifteinlagen mit dem Heckabteil.

Audi-RS6-Avant-2020-Side

Fahrdynamisch alles im Griff

Am Ende liefert der RS 6 (in Anbetracht seiner Masse) ein sehr überzeugendes, ein sehr überlegenes Schauspiel ab und wirkt querdynamisch manchmal sogar eine Fahrzeugklasse kleiner. Hier grüßt der Audi RS 4 Avant, wobei uns die Lenkung in seiner präzisen Machart eher an den RS Q8 (hier im Test) erinnert hat. Fein, zielgerichtet und mit einer harmonischen Gewichtung versehen, neigen sich die Tage der gefühllosen Audi-Lenkung endlich einem Ende zu. Beim Getriebe, einem 8-Stufen-Wandlerautomaten, gibt es ebenfalls nichts zu bemängeln. Im Alltag sind Schaltvorgänge kaum zu vernehmen und erst in den Dynamik-Programmen knallen die Gänge herein, als gäbe es kein Morgen mehr. Sportfreunde wird es zudem entzücken, dass Fahrstufen wahlweise bis in den Begrenzer gehalten werden können.

Audi-RS6-Avant-2020-Seats

Verbrauchswunder bleiben aus

Ans Eingemachte geht es allerdings beim Verbrauch. Trotz milder Hybridisierung samt Riemenstartergenerator, kleiner Lithium-Ionen-Batterie und 48-Volt-Bordnetz, genehmigt sich der Audi RS 6 Avant während unserer Testfahrten im Schnitt nicht weniger als 14 Liter auf 100 Kilometer. Die versprochene Verbrauchsreduktion von bis zu 0,8 Liter fällt hier kaum ins Gewicht. Selbst wer sich am Gaspedal in aller Askese übt, lange segelt und dank automatischer Zylinderabschaltung mit nur vier statt acht Zylindern vorfährt, wird minimal einen Verbrauch um 10 Liter laut Bordcomputer herausfahren. Balsam für die geschundene Öko-Seele ist hingegen der Innenraum des RS 6 Avant. Er ist mitsamt der serienmäßigen Sportsitze ein Hort der Bequemlichkeit, ausstaffiert mit viel Leder, Alcantara und Aluminium. Die Verarbeitung wirkt perfekt und damit dem großen Preisschild von mindestens 117.500 Euro zumindest angemessen. Ob es nun die beleuchteten Gurtschlösser gebraucht hat, dass soll jeder selbst entscheiden.

Audi-RS6-Avant-2020-Rear-Sundown

Fazit

Ansonsten gilt: Der neue Audi RS 6 Avant überrascht, überzeugt und begeistert beinahe auf ganzer Linie. Locker lässig schüttelt der Kombi die Kraft aus dem Biturbo-Herz, hat immer genügend Grip und kann trotz des üppigen Eigengewichts auch beherzt in die nächste Biegung geworfen werden. Freunde lauter V8-Töne werden aber wohl weniger Gefallen am Neckarsulmer finden, der Verbrauch ist weiterhin hoch und auch der Einstandspreis ist gewaltig. Zumindest die letzten beiden Punkte werden die potenzielle Kundschaft jedoch nicht vom Zugreifen abhalten. Immerhin kann man im flotten Avant, neben allerhand Luft und Liebe, auch zwischen 565 und 1.680 Liter Gepäck verstauen. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Audi RS 6 Avant
  • Motor: Achtzylinder-V, Biturbo, 3.996 ccm
  • Leistung: 600 PS (441 kW) bei 6.000 U/min
  • Drehmoment: 800 Nm bei 2.050 – 4.500 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 11,5-11,7 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 263-268 g/km²
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 3,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 - 305 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,00 m/1,46 m/1,95 m
  • Gewicht: ca. 2.200 kg
  • Grundpreis: ab 117.500 Euro

*Herstellerangaben

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