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Endlich Lifestyle: Fahrbericht Porsche Cayenne S Coupé

Nun also auch Porsche: Großes SUV, schräges Dach, teurer als das Steilheck und zugleich unpraktischer? Nicht ganz. Denn obwohl der Trend einst von BMW gesetzt wurde, schickt sich das Cayenne Coupé an, jene Nische besser zu besetzen. Haken bleiben trotzdem. Welche? Das klärt unser Fahrbericht.

Skepsis, Unverständnis und Ablehnung. Warum um alles in der Welt baut Porsche nun auch ein Cayenne Coupé? Das dachten wir uns, als wir die ersten Erlkönigbilder des schwäbischen Satteldachs auf und neben der Nordschleife sahen. Wieder so ein Gerät: hoch wie ein Haus, durstig für zwei und dank der abfallenden Seitenlinie nach hinten raus unbequem zu sitzen. Wie gut, dass wir uns auch einmal täuschen können. Denn nun steht das Porsche Cayenne Coupé vor uns und wir müssen zur Verwunderung unserer selbst gestehen: so und nicht anders! Von unserer Warte aus könnte Zuffenhausen den regulären Cayenne auch gleich einstampfen, ist es das Coupé, für welches man sich entscheiden sollte.

Cayenne-Coupe-Front

Kleider machen Leute

Warum? Weil aus dem Nutzfahrzeug mit Lifestyle-Anspruch nun in der Tat ein echter Lifestyler geworden ist. Sozusagen raus aus dem steil getragenen Bauarbeiter-Dress, hinein in den perfekt geschwungenen Smoking. Kleider machen schließlich Leute und Karosserieformen Autos. Das wird insbesondere klar, erklimmt man den vorzüglich geschnittenen Innenraum. Groß sind die Unterschiede zum herkömmlichen Cayenne im Fahrerabteil freilich nicht, aber besonders nach hinten gewinnt das Coupé mächtig an Stil und verliert nur wenig an Nutzwert. Hand aufs Herz: Wer kauft sich ein Porsche SUV um damit stets bis unters Dach beladen durch die Gegend zu gondeln? Eben. Kaum jemand. Und daher geht das Ladevolumen von immer noch 625 bis 1.540 Liter vollends in Ordnung. Bei aufgestellter Rückenlehne verliert das Schräg- auf das Steilheck so rund 147 Liter Kofferraumvolumen. Sitzen gelingt hinten übrigens auch recht passabel - knapp bis 1,90 Meter und vorausgesetzt, die vorderen Passagiere liegen nicht in ihren Sesseln.

Cayenne-Coupe-Backseat2

First World Problems

Serienmäßig nimmt man auf der Rückbank auf nur zwei Einzelsitzen Platz, eine 2+1 Fondsitzanlage wäre ohne Aufpreis möglich, ist aber eine Sache, die dem Cayenne Coupé betont nicht stehen würde. Überhaupt geht es bei diesem Porsche, der wie seine Konzern-Brüder Q7/Q8, Touareg und Bentayga in Bratislava gefertigt wird, um eine wohlige Gesamtkomposition der Außen- und Innendetails. Das geschieht naturgemäß über den Weg des reichlich gefüllten Kunden Portemonnaies und erzeugt ab und an auch deutliches Kopfschütteln. Dann etwa, wenn unser gut ausgestatteter Testwagen zum Preis von über 150.000 Euro nicht einmal über ein Leder imitierendes Armaturenbrett verfügt. Wir verstehen: First World Problems. Doch für den Preis einer Eigentumswohnung darf man ab Werk eben auch etwas mehr Feinsinn erwarten.

Cayenne-Coupe-Steering

Eine Frage der Qualität

Generell geht die Materialqualität, besonders bei Fensterhebern, Lenkrad und Teilen der Mittelkonsole, nicht mit der gesalzenen Preispolitik überein. Und auch beim Thema Bedienfreundlichkeit sieht es beim Cayenne mitunter mau aus. Zu überfrachtet wirkt die digitale Schalterarmada um den Wählhebel, zu kleinteilig das serienmäßige Porsche Communication Management (PCM). Es braucht daher seine Zeit, bis man sich zurechtfindet und es lohnt ganz besonders, den Home-Screen mit Bedacht zu konfigurieren. Hat man ihn sinnvoll eingerichtet, gelingt die allgemeine Nutzung um ein Vielfaches leichter. Mit Blick auf das verbaute Gestühl ist die Langstreckentauglichkeit der 18-Wege-Sportsitze hervorzuheben sowie das klassische Karomuster, das es nun erstmals beim Porsche SUV zu bestellen gibt.

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Cayenne-Coupe-Rear-End

Dank Carbondach etwas leichter

Porsches mindestens 13.209 Euro teures Leichtbau-Paket erleichtert uns an diesem Punkt dann auch die Überleitung ins Fahrkapitel. Maßgeblich für den Preis verantwortlich ist hierbei das konturierte Carbondach. Es ist um 20 Kilogramm leichter ist als der serienmäßige Glaseinsatz und soll vor allem den Schwerpunkt des Hochbeiners senken. Um die tatsächliche Wirkung dieser Maßnahme im Detail bewerten zu können fehlt uns allerdings der Konterpart. Fest steht jedoch: Das Porsche Cayenne Coupé geht äußerst flott um die Kurve. Die optionale und aktive Wankstabilisierung (PDCC) sowie das ebenso aufpreispflichtige adaptive Luftfahrwerk (PASM) leisten großes, damit der Koloss nicht vom Pfad abkommt. Und auch die ultragenaue elektrische Lenkung verdient Anerkennung. Was uns nunmehr zum Motorabteil führt.

Cayenne-Coupe-PCM

Verbrauch hält sich in Grenzen

Denn stellen wir hier zwar das Cayenne Coupé in aller Generalität vor, fahren wir doch speziell die 440 PS starke S-Variante. Die Leistung entspringt einem 2,9 Liter großen Bi-Turbo V6-Motor, der unter anderem auch dem Audi RS 4 auf die Sprünge hilft. Zwischen 5.700 und 6.600 Touren erreicht VW-Konzernmotor EA839 seinen Peak, wobei das maximale Drehmoment von 550 Newtonmeter zwischen 1.800 und 5.500 Umdrehungen zur Verfügung steht. Die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h erfolgt dabei in mehr als ordentlichen fünf Sekunden. In Sachen Verbrauch hält sich das, an eine 8-Stufen-Tiptronic gekoppelte, Aggregat im Bedarfsfall angenehm zurück und so sind auf zurückhaltenden Autobahnpassagen knapp unter zehn Liter Super Plus möglich. Insgesamt pendelte sich unser Testverbrauch laut Bordcomputer jedoch bei rund 14 Liter ein.

Cayenne-Coupe-Side2

Querfugen sind seine Schwäche

Für die Endgeschwindigkeit von Tempo 263 benötigt das Porsche Cayenne S Coupé derweil etwas mehr Anlauf, verliert der Wagen jenseits der Marke von 220 km/h doch spürbar an Temperament. Ist das Tacholimit erreicht, sind es allerdings Querfugen, die den Hünen unangenehm aus der Spur bringen können. Doch bleibt dies die einzige fahrdynamische Verfehlung, die wir dem Cayenne Coupé vorwerfen können. Insbesondere auf verschlungenen Hinterlandstraßen hat es Porsche dagegen geschafft, das satte Fahrzeuggewicht von mehr als 2.200 Kilogramm so galant zu kaschieren, dass man beinahe von einem Wohlfühlterrain für den Allradler sprechen mag. Abseits befestigter Wege sollte man es dagegen, der teuren Anbauteile und des Lackes willen, etwas gemächlicher angehen lassen. Wobei die maximale Bodenfreiheit (mit Luftfahrwerk) von 210 Millimeter durchaus mehr zulässt, als den einfachen Wald- und Wiesenweg zum nächsten Weingut zu bezwingen.

Cayenne-Coupe-Seats

Cayenne S Coupé reicht völlig

Über dem hier gezeigten Cayenne S Coupé thronen in gewohnter Tradition der Turbo (550 PS) und der eben vorgestellte Turbo S E-Hybrid (680 PS). Die beiden V8-Boliden werfen aber zugleich die Frage auf, wozu man sie noch brauchen sollte? Denn bereits die S-Variante lässt in keiner Alltagssituation das Verlangen nach mehr Leistung aufkommen. Vielleicht verhält es sich aber mit der zusätzlichen Power wie mit der Carbon-Keramik-Bremse (PCCB). Etwas überkandidelt und auf massive Außenwirkung bedacht kauern die vorne 440 Millimeter und hinten 410 Millimeter großen Scheiben hinter den Felgen, die dann auch im Winter mindestens im 21-Zoll-Format daherkommen müssen. Doch misst die Bremsanlage nicht nur im Durchmesser so viel wie ganze Räder aus dem Kleinwagensegment; mit rund 9.000 Euro kostet sie beinahe auch so viel wie ein solcher. Die Bremsleistung ist dafür – wie sollte es auch anders sein – zu jeder Zeit tadellos.

Cayenne-Coupe-Front-Side

Fazit

Effekthascherei ist das Ziel des neuen Porsche Cayenne Coupés. Effekthascherei ist es, was die schräge Neuvorstellung in aller Perfektion beherrscht. Dazu passt dann auch eine auffällige Farbe wie Lavaorange und die heftig teure PCCB-Bremsanlage. Gerne zeigt man am Cayenne Coupé was man hat und wer man ist – entsprechend groß ist das Angebot an Individualisierungen. Doch steckt hinter der äußerlichen Großspurigkeit keine Aufschneiderei, sondern der, im Vergleich zum Steilheck, tatsächlich bessere Cayenne, der auch auf der Landstraße und der Bundesautobahn stark performen kann. Nicht alle Materialien im Innenraum werden allerdings dem ausufernden Preisgebaren gerecht. Die Bedienung könnte zugleich intuitiver sein. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche Cayenne S Coupé
  • Motor: Sechszylinder-V, Bi-Turbolader, 2.894 ccm
  • Leistung: 440 PS (324 kW) zwischen 5.700 und 6.600 U/min
  • Drehmoment: 550 Nm zwischen 1.800 und 5.500 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch (ECE): 9,2 - 9,4 l SP /100 km
  • Beschleunigung (0 – 100 Km/h): 5,0 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 263 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,93 m/1,98 m/1,65 m
  • Gewicht: 2.250 Kg
  • Grundpreis: 99.657 Euro

*Herstellerangaben

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