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Offene Versuchung: Das neue Porsche 911 Cabrio im Fahrbericht

Die Vorstellung eines 911 Cabrios gleicht einer Sonnenfinsternis: Das Ereignis ist kurz, intensiv aber am Ende geht mit Sicherheit wieder die Sonne auf. Zumindest dann, wenn der Fahrer das Verdeck grazil in den Heckdeckel klappt. Auf Einladung Porsches fahren wir das neue Cabrio erstmals zur Probe.

Das Wichtigste gleich zu Beginn: Das neue Porsche 911 Cabriolet der Generation 992 sollte man unbedingt und ständig offen fahren! So vollendet sind dessen Formen, gerade wenn alle Scheiben und das Windschott versenkt sind. Blickt man von hinten und von ganz weit unten auf das 992 Cabriolet, so wirkt es beinahe wie ein tief und breit gezogener Panamera. Dieser Vergleich schmeichelt sowohl der Limousine, die viel 911 erkennen lässt, als auch der Sportwagenikone selbst, die über die Jahrzehnte nichts von ihrer maskulinen und markentypischen Formensprache verloren hat. Definitiv klar ist auch, dass durch die um 46 Millimeter breitere Spur des 992 vorne, der optische Gesamteindruck nicht getrübt wurde. Einzig über die Position des rückwärtigen Kennzeichens und über die faustdicken ovalen Endrohre der Sportabgasanlage lässt sich länger debattieren.

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Anstatt für eine der mittlerweile zahlreichen und ausgefallenen Farben bei Porsche (als Beispiel lizardgrün), haben wir uns in Griechenland für eine eher klassische Farbkombination entschieden. GT-Silbermetallic außen und ein Innenraum mit schwarzen Sport-Tex-Bezügen, beziehungsweise im Foto-Elfer mit trüffelbraunem Clubleder, wirken am 911 Cabrio beinahe schüchtern, heben allerdings den unaufgeregten und stilvollen Grundcharakter dieses Autos hervor. Dass die allermeisten Farben Aufpreis kosten versteht sich derweil von selbst und generell ist es so, dass alles, was optisch und technisch begehrenswert erscheint, mit einem extra Kreuzchen in der Ausstattungsliste zu versehen ist. Weshalb im Jahr 2019 aber ein Digitalradio noch 476 Euro Aufgeld kosten soll entzieht sich unserer Kenntnis.

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Dieses ist allerdings Pflicht, möchte man zumindest annährend die Raffinessen der 4.605,30 Euro teuren Burmester High-End Surround-Soundanlage erhören. Am besten gelingt das Klangerlebnis jedoch mit einer fest verbundenen Audioquelle – zum Beispiel über das Smartphone. Die richtige Gangart auf der Straße vorausgesetzt, hört man durchaus den angestrengten Bläser heraus oder das mechanische Arbeiten einzelner Musikgeräte. Doch all dies ist im wahrsten Sinne des Wortes Schall und Rauch, geht es zügig und offen auf die nächste Passstraße. Dort macht der, im Detail überarbeitete und drei Liter große, Boxermotor mit seinen stets 450 PS die Musik. Er katapultiert die allradgetriebene 4S-Variante mit dem optionalen Sport Chrono Paket (2.326,45 Euro) in gut 3,7 Sekunden auf Tempo 100 - die hinterradgetriebene S-Version folgt im Bereich von plus 0,1 Sekunden.

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Für ein Stoffmützchen gleichermaßen flott, ist dessen mechanische Öffnungs- und Schließzeit von jeweils rund 12 Sekunden. Das elegante Schauspiel lässt sich bis zu einer Geschwindigkeit von 50 km/h vollführen, erst dann mahnt die Elektronik den allzu forschen Sonnenanbeter zur Vorsicht. Richtige Casanova nutzen freilich den Schlüssel, um das Häubchen vor der Bar ihres Vertrauens dezent aus der Ferne zu lichten. Ein Feature, welches unsere amerikanischen Freunde übrigens nicht erfahren werden. Denn im Land der sonst fernstartenden V8-Motoren ist dieses Gimmick deaktiviert.

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Ein kurzer formaler Blick in den Innenraum offenbart: Es gibt keine nennenswerten Unterschiede zum geschlossenen Elfer und so bleibt es auch bei der Feinkritik, dass der Wählstummel aussieht wie ein Damenrasierer und die äußeren zwei Anzeigen im neuen Kombiinstrument mehr schlecht als recht abzulesen sind. Es drückt bei schnellen Kurvenfahrten auch irgendwann wieder das Knie auf Seiten des Mitteltunnels, welches mehr als deutlich das dafür vorgesehene Polster verfehlt. Wie gesagt, Feinkritik...

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Gänzlich frei von jener Krittelei: Das Fahrerlebnis im Porsche 911 Cabrio. Zackig geht es durch das griechische Bergland südlich von Athen, Grip steht selbst beim normalen Carrera S immer in einem unnatürlich hohen Maß zur Verfügung und die Bremsen - sie verhelfen manch trägem Schäferhund zu einem weiteren Frühling unter Olivenbäumen. Schlaglöcher werden gezielt mit der sehr direkten elektromechanischen Lenkung umschifft, die im Verbund mit dem gut spreizbaren PDCC-Fahrwerk (nur in Verbindung mit der Hinterachslenkung für insgesamt 5.462,10 Euro) eine hervorragende Einheit bildet. Abgerundet wird diese Symbiose nur noch durch das 8-Gang-PDK, welches beim Carrera S zum Serienumfang gehört und die Gänge bedarfsgerecht und knackig serviert.

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Hier muss gleichermaßen erwähnt werden, dass die Performance des Sechszylinder-Boxers enorm ist, sich die maximalen 530 Newtonmeter nach weit mehr anfühlen und wir, ob der puren Leistungsentfaltung des Aggregats, nur staunen können. Noch dazu, da die Ingenieure in den beengten Bauraum des Porsche 911 einen 55 Kilogramm schweren Ottopartikelfilter versteckt haben. Beim Thema Gewicht müssen eingefleischte Puristen tief durchatmen: So sind mindestens 1.770 Kilogramm für die 4S- und immerhin noch 1.660 Kilogramm für die S-Variante des Cabrios durchaus eine Ansage. Eine, die man im offen gefahrenen Alltag ausdrücklich nicht zu spüren bekommt. Ob sich das Mehrgewicht beim Verbrauch bemerkbar macht - das lässt sich hingegen erst in heimischen Gefilden genauer ermitteln.

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Fazit

Ehre, wem Ehre gebührt! Mit dem neuen Porsche 911 Cabrio ist den Ingenieuren bei Porsche in der Tat und einmal mehr ein großer Wurf gelungen. Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung bilden eine Einheit und das fein gearbeitete Stoffdach mit seinen zahlreichen Details ist ohnehin eine Klasse für sich. Der neue 992 Innenraum bleibt allerdings eine Geschmacksfrage und manch kleinlicher Aufpreis schießt bei Grundpreisen ab 134.405 Euro über das Ziel hinaus. (Autor: Thomas Vogelhuber)

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