Bei E10 handelt es sich um einen Ottokraftstoff, der neben fossilem Benzin einen Anteil von 10 Volumenprozent Bioethanol enthält. E10-Kraftstoff ist somit eine Mischung aus herkömmlichem Benzin und Bioethanol, das überwiegend aus pflanzlichen und damit nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Dazu zählen beispielsweise pflanzliche Abfälle, Holz und Stroh. Aber auch pflanzliche Erzeugnisse der Lebensmittelproduktion wie Zuckerrohr und -rüben oder auch Mais und Raps werden für die Herstellung von Bioethanol genutzt. Das Ethanol lässt sich als eigenständiger Kraftstoff oder – wie im Fall von E10 – als Beimischung nutzen. Der Begriff „Bio“ ist an dieser Stelle allerdings nicht mit Bio-Produkten im Supermarkt vergleichbar. Im Fall von E10 weist er lediglich auf den pflanzlichen Ursprung des Ethanols hin.
Bereits seit 2011 ist E10 in Deutschland verfügbar. Die ausschlaggebenden Gründe zur Einführung des E10-Kraftstoff basieren auf verschiedenen positiven Effekten. Ethanol besteht aus nachwachsenden Rohstoffen und birgt allein damit einen großen Vorteil gegenüber fossilen Brennstoffen. Ein Anteil an Bioethanol verhilft somit dazu, den Verbrauch von fossiler Energie zu verringern und Ressourcen zu schonen. Zudem stößt Bioethanol bei seiner Verbrennung deutlich weniger Treibhausgase aus. Das sogenannte Treibhausgas-Reduktionspotential ist dabei ein wichtiger Faktor in diversen Gesetzen und Regelungen wie beispielsweise in der EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen.
Doch nicht nur der Umweltschutz spielte bei der Einführung des E10-Kraftstoffs eine entscheidende Rolle. Dank der Einführung des Bio-Kraftstoffs lassen sich weitere Probleme, wie zum Beispiel die weltweite Ölknappheit, deutlich in die Zukunft verlagern.
E10 ist in zahlreichen europäischen Ländern verfügbar. Wichtig beim Tanken von E10 ist, dass der Kraftstoff die europäische Norm EN 228 für Ottokraftstoffe erfüllt. Diese beinhaltet einheitliche Qualitätsanforderungen für E10-Kraftstoffe. Mit der Richtlinie 2014/94/EU lässt sich dank einer EU-weit gleichartigen Kraftstoff-Kennzeichnung erkennen, ob der jeweilige Biokraftstoff für das eigene Auto geeignet ist.
Mit der Richtlinie erhielt jede Kraftstoffart eine eigene geometrische Form :
Die Wort-/Bildmarke im Inneren der Form zeigt die genaue Sorte an. Stimmen die Symbole an der Zapfsäule mit denen im Fahrzeug überein, lässt sich der Kraftstoff bedenkenlos tanken.
Unser Tipp für Deinen nächsten Auslandsaufenthalt: In Belgien, Dänemark, Frankreich, Finnland, den Niederlanden, Luxemburg, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Estland, Litauen und der Slowakei ist der E10-Kraftstoff an Tankstellen erhältlich. In Österreich, Schweden und Großbritannien ist die Markteinführung noch im Planungsprozess.
Besonders zum Zeitpunkt der Einführung von E10 sorgten sich viele deutsche Autofahrer um die E10-Verträglichkeit ihres Fahrzeuges. Nach mehr als 10 Jahren im Einsatz fällt die Bilanz deutlich positiver aus: Die meisten Autos mit Benzinmotoren kommen mit E10-Kraftstoffen problemlos zurecht. Seit 2012 entwickeln die Hersteller ihre modernen Motoren direkt E10-geeignet, sodass der Kraftstoff die einzelnen Bauteile nicht angreift. Manche Hersteller gehen sogar noch weiter und empfehlen den E10-Kraftstoff ausdrücklich für bestimmte Modelle. Bei älteren Modellen ist es jedoch oft nicht ganz so leicht. Hier ist es möglich, dass das Bioethanol verschiedene Bauteile auf Dauer schädigt. Wer sich nicht sicher ist, ob sein nicht mehr ganz so junges Auto den E10-Sprit verträgt, erhält in der pdf-Broschüre der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) einen besseren Überblick.Wer auf Nummer Sicher gehen möchte, dem hilft ein Blick in die Bedienungsanleitung des Fahrzeuges. Hier sind die entsprechenden Informationen zur E10- Verträglichkeit zusätzlich gelistet.
Wie funktioniert das bei Zweirädern?
Auch Fahrer von Zweirädern wie Motorrädern oder Rollern müssen sich im Vorfeld darüber informieren, ob ihr Fahrzeug E10-geeignet ist. Wie bei den Pkws vertragen jedoch mittlerweile fast alle Zweirad-Modelle den E10-Kraftstoff in der Regel problemlos. Relevante Hinweise sind dabei auch hier in der Bedienungsanleitung oder - für ältere Modelle - in der Broschüre der DAT zu finden.
E10 tanken oder nicht tanken, das ist hier die Frage. Was ist nun besser, der herkömmliche Ottokraftstoff wie Super 95 oder der innovative Biokraftstoff? Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Ausschlaggebend sind hier die persönlichen Werte. Das Ganze ist ein ähnlich komplexes Thema wie auch die Elektromobilität. Auf den ersten Blick verzeichnet E10 dabei eine Reihe lobenswerter Absichten und so manchen Vorteil. Aufgrund verschiedener Probleme, halten sich jedoch noch immer einige Bedenken rund um den E10-Kraftstoff.
Zugegeben, der Biokraftstoff E10 ist nach wie vor nicht besonders beliebt und verkauft sich an den deutschen Tankstellen nur mäßig. Dennoch: Innerhalb der letzten beiden Jahre stieg das Interesse am Biokraftstoff sprunghaft an. So verzeichnet der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft e.V. einen Anstieg des E10-Marktanteils von ganzen 43 Prozent: Von 17,2 Prozent im Jahr 2021 kletterte der Wert auf fast 24 Prozent im Jahr 2022. Besonders in Zeiten der Klima- und Finanzkrise scheint der Kraftstoff auf Pflanzenbasis somit mit zwei wesentlichen Vorteilen in den Bereichen Klimaschutz und Preisfrage zu punkten.
Klimaschutz
Durch den Einsatz von Bioethanol sollen Autos insgesamt weniger CO₂ ausstoßen. Dabei geht es jedoch nicht ausschließlich darum, dass das Ethanol bei seiner Verbrennung weniger CO₂ erzeugt. Die tatsächliche Ersparnis entsteht durch dessen pflanzliche Gewinnung. Bis zur Ernte binden die Pflanzen CO₂ aus der Luft und bilden im Idealfall einen geschlossenen Kohlenstoffkreislauf. Ganz übertragen lässt sich dieses Prinzip auf den E10-Kraftstoff allerdings nicht, denn das CO₂-einsparende Ethanol bildet nur einen kleinen Bestandteil seiner Zusammensetzung. Der deutlich größere Anteil an klassischem Benzin erzeugt weiterhin die üblichen Mengen an CO₂. Im Vergleich zu herkömmlichen Ottokraftstoffen besticht E10 jedoch insgesamt mit einer weitaus grüneren und naturfreundlicheren Effizienz.
Für den E10-Kraftstoff im Bereich Klimaschutz spricht außerdem der Punkt der Ressourcenschonung. Gewonnen aus pflanzlicher Biomasse, wachsen die Rohstoffe für die Herstellung von Bioethanol in einem kurzen Zeitraum nach. Erdöl regeneriert sich hingegen erst wieder in einem Zeitraum zwischen 10.000 und einigen Millionen Jahren.
Niedrigerer Preis
Seit seiner Einführung ist E10 im Vergleich zu den gängigen Ottokraftstoffen um etwa fünf bis sechs Cent pro Liter günstiger. Auf eine gesamte Tankfüllung hochgerechnet, bedeutet das eine Ersparnis von bis zu vier Euro pro Tankstellen-Besuch.
Das vielversprechende und nachhaltige Licht des E10-Kraftstoffs wirft jedoch auch so manche Schatten. Die meisten beziehen sich dabei auf die erst genannten Vorteile und unterstreichen die noch immer kursierenden Bedenken von Autofahrern gegenüber des Biokraftstoffs.
Klimaschutz
Auch wenn es in den vorherigen Ausführungen anders erscheint, ist E10-Kraftstoff für den weltweiten Klimaschutz nicht ausschließlich förderlich. Die Herstellung von E10 und vor allem der Anbau der dafür benötigten Rohstoffe unterliegen in Deutschland sehr strengen Auflagen, die Klimaschutz und Nachhaltigkeit berücksichtigen. Hierzulande handelt es sich allerdings um vergleichsweise geringe Mengen. In Ländern wie Brasilien kommt E10 eine weitaus größere Bedeutung zu. Klimatechnisch birgt die erhöhte Herstellung des Kraftstoffs neben allen Vorteilen durchaus Risiken, darunter:
Verbrauch
Ethanol hat eine geringere Energiedichte als herkömmlicher Kraftstoff, weshalb der Motor mehr E10-Kraftstoff für dieselbe Leistung benötigt. Wie stark dieser Effekt ausfällt, hängt vom Auto und der jeweiligen Fahrweise ab. In vielen Fällen hält sich der zusätzliche Verbrauch allerdings mit der finanziellen Ersparnis die Waage.
Insgesamt ist der E10-Kraftstoff besser als sein Ruf und steht für einige gute Ansätze: Der Kraftstoff verringert den CO2-Ausstoß, nutzt nachwachsende Rohstoffe und kostet weniger als herkömmliche Ottokraftstoffe. Gleichzeitig überschatten einige Bedenken die scheinbar positiven Effekte. In den meisten Fällen ist E10 ein Nullsummenspiel. Die gefürchteten Probleme um die Verträglichkeit entkräften moderne Autos jedoch mühelos. Schädlich ist E10 nur für sehr wenige Fahrzeuge. Welche das sind, lässt sich bei neueren Modellen ab dem Baujahr 2012 lückenlos nachvollziehen. So bleibt der E10-Kraftsoff weiterhin eine Geschmacksfrage. Den großen Wendepunkt im Zusammenspiel von Autos und Klimaschutz bringt E10 bis dato nicht. Wer der Umwelt also etwas Gutes tun will, der sollte das Auto ab und zu lieber ganz stehen lassen.