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Urbane Mobilität neu gedacht: Deutschlands Top-Städte im Überblick

Veränderungen führen zu Innovation – das betrifft auch urbane Mobilitätskonzepte. Wie aber lässt sich Stadtverkehr überhaupt nachhaltig und zukunftsorientiert gestalten? Und welche deutschen Städte sind damit schon heute besonders erfolgreich?

Heute leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land, was Herausforderungen mit sich bringt. Eine effiziente Infrastruktur ist entscheidend für die Förderung des wirtschaftlichen Wachstums und die Verbesserung der Lebensqualität in städtischen Gebieten. Innovative Lösungen im Bereich der urbanen Mobilität spielen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung eines effektiven Verkehrssystems. Gleichzeitig tragen sie maßgeblich zur nachhaltigen Ressourcennutzung bei und minimieren die Belastung durch Feinstaub und Treibhausgasemissionen. Eine gute Mobilität steigert die Lebensqualität in Städten und stärkt somit ihre Zukunftsorientierung. Dabei geht es nicht darum, das Auto als Fortbewegungsmittel zu verdrängen.

Diplomingenieur Dr. Tim Lehmann, Gründer des ium-Instituts für urbane Mobilität, hat mehrere Initiativen rund um die Verkehrswende initiiert und mit aufgebaut. So bewertet er den aktuellen Entwicklungsstand:

"Die Verkehrswende steckt vielerorts in einem Stau fest, da die Verkehrspolitik immer noch auf den Ausbau von Straßen und Autos ausgerichtet ist. Die Förderung von Bahn, Bus und Radwegen erfolgt zumeist nur, wenn sie den Autoverkehr nicht behindern. Selbst kleine Verbesserungen für Fußgänger sind schwer zu erreichen und erfordern oft jahrelange Bemühungen - hieran sieht man gut, welche Städte sich ins Zeug legen. Positive Beispiele gibt es dort, wo die Verkehrswende von höchster Stelle gewollt ist und es gelingt, viele Bürger mitzunehmen. Einer meiner aktuellen Favoriten ist zum Beispiel Hannover: Hier wurden ehemalige Parkplätze im Stadtzentrum in wunderschöne Restaurantterrassen umgewandelt, auf denen man die Idee der lebenswerten Stadt hautnah genießen kann."

Mit dieser Analyse stellen unsere Mobilitätsexperten bei AutoScout24 die Top 30 der deutschen Städte vor, in denen bereits heute Mobilität zukunftsorientiert gedacht wird. Um diese Städte zu identifizieren, wurden sie hinsichtlich ihrer Nutzung von E-Mobilität, dem Angebot von Ladesäulen, der Bewertung des Fahrradverkehrs, sowie dem Angebot des Nahverkehrsnetzwerks untersucht. Angebote hinsichtlich Carsharing runden die Bewertung ab. In Kombination mit der Beurteilung von Unfallstatistiken und der Feinstaubbelastung ergibt sich so ein Ranking der Städte, die Vorreiter von zukunftsorientierter Mobilität in Deutschland sind. Für jede Kategorie wurden Punkte vergeben, wobei insgesamt 100 Punkte erreicht werden konnten.

München führt das Ranking mit innovativen Angeboten an

München führt in Sachen städtische Mobilität: Die bayerische Landeshauptstadt verfügt über 3.000 Carsharing-Fahrzeuge. Damit bietet sie das dichteste Carsharing-Netz im Vergleich zu den anderen hier untersuchten deutschen Städten. Zudem verfügt München über ein ebenfalls sehr dichtes Netz von E-Ladesäulen. Das schafft einen starken Anreiz zur Umstellung auf moderne Elektrofahrzeuge. Die bayerische Hauptstadt vervollständigt ihr vielfältiges Mobilitätsangebot mit 4.500 Bikesharing-Fahrrädern. Für dieses hervorragende Gesamtpaket erreicht sie daher die maximale Punktzahl von 100 Punkten.

Aktuell arbeitet München intensiv daran, die Altstadt autofrei zu gestalten. In Zusammenarbeit mit Vertretern aus Verwaltung, Industrie und Wissenschaft setzt die Landeshauptstadt das wegweisende Projekt 'Modellstadt 2030' um. Das ehrgeizige Ziel dieses Vorhabens ist die Gestaltung der urbanen Mobilität in München auf zukunftsorientierte und nachhaltige Weise.

Bestnote fürs Fahrradfahren: Freiburg

Jährlich wertet der ADFC die Meinungen von Fahrradfahrern zur Qualität des lokalen Fahrradangebots in ihren Städten aus. Dabei können die Befragten Schulnoten für verschiedene Aspekte wie Verkehrssicherheit, Bikesharing-Angebote und die Beschaffenheit der Fahrradwege vergeben. Unter den hier untersuchten Städten erzielt Freiburg mit einer Bewertung von 3,1 die Bestnote in puncto Fahrradklima. Auf den ersten Blick mag diese Bewertung ausbaufähig erscheinen, doch im Durchschnitt erhalten deutsche Städte lediglich die Note 3,9. Das zeigt, dass Freiburg in Sachen Fahrradfreundlichkeit bereits vieles richtig macht, aber nicht nur in diesem Bereich. Insgesamt erhält die Stadt 90 Punkte und landet damit auf Platz zwei.

Essen wiederum verfügt über die höchste Dichte an Fahrradstraßen pro Quadratkilometer. Insgesamt sind in der Stadt im Ruhrgebiet 82 Straßen speziell für Fahrradfahrer ausgewiesen. Essen ist bereits seit 1995 Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft 'Fahrradfreundliche Städte, Kreise und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen'. Nur München bietet mit 91 Fahrradstraßen mehr, allerdings auf einer größeren Stadtfläche.

Driving Bicycle in City

Wiesbaden hat den höchsten Anteil an E-Autos

Elektroautos sind umweltfreundlicher als traditionelle Autos, da sie keine schädlichen Emissionen ausstoßen. Sie sind auch energieeffizienter und oft geräuschärmer als herkömmliche PKW, was zu einer niedrigeren Belastung für Mensch und Umwelt führt. Für die Mobilität der Zukunft sind E-Autos ein zentraler Bestandteil.

Wiesbaden zeigt sich in Sachen E-Mobilität als absoluter Vorreiter: In der hessischen Landeshauptstadt ist der Anteil von Elektroautos bundesweit am höchsten. Fast acht Prozent aller PKW in Wiesbaden sind bereits E-Autos. Bis 2030 sollen 35 Prozent aller in Wiesbaden zugelassenen PKW elektrisch betrieben werden. Für dieses Ergebnis, sowie ein gutes Nahverkehrsnetz von 640 Kilometern, erhält die Stadt 83 von 100 Punkten.

Stuttgart: Nahverkehr und teure Parkgebühren als Weg zur nachhaltigen Mobilität

Ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr spielt eine entscheidende Rolle bei der Schaffung attraktiver Anreize für alternative Fortbewegungsmittel im Vergleich zu herkömmlichen PKW. Ein umfangreiches Nahverkehrsnetz trägt maßgeblich dazu bei, den Individualverkehr zu reduzieren.

Stuttgart überzeugt in diesem Ranking mit 823 Kilometern als Stadt mit dem umfangreichsten Nahverkehrsnetz innerhalb ihres Stadtgebiets aus. Obwohl die baden-württembergische Stadt in den letzten Jahren aufgrund des Projekts Stuttgart 21 oft negativ in den Schlagzeilen stand, spielt ihr gut ausgebautes Nahverkehrsnetz eine entscheidende Rolle bei der Förderung zukunftsgerichteter Mobilitätslösungen.

Darüber hinaus erhebt Stuttgart mit bis zu 4,60 Euro pro Stunde die höchsten durchschnittlichen Parkgebühren. Während diese Kosten für Autofahrer ärgerlich sein mögen, werden erhöhte Parkgebühren häufig als Mittel zur Förderung eines Umdenkens in Bezug auf Mobilität diskutiert. Durch teure Parkmöglichkeiten kann der öffentliche Nahverkehr zu einer attraktiven Alternative werden. Dafür kommt Stuttgart auf 89 Punkte und landet insgesamt auf Platz drei in diesem Ranking.

Jena überzeugt mit einer niedrigen Unfallrate

Nachhaltigkeit ist bei zukunftsorientierten Mobilitätskonzepten natürlich ein Kernelement. Aber auch die menschliche Gesundheit spielt eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Städte hinsichtlich ihrer Infrastruktur zu bewerten.

Jena verzeichnet die wenigsten Verkehrsunfälle, bei denen Personen zu Schaden kamen. Die thüringische Universitätsstadt kam im Jahr 2022 auf weniger als 300 Unfälle dieser Art. Eine niedrige Unfallrate ist ein wichtiger Indikator für die Sicherheit und Effizienz eines Verkehrssystems. Sie gibt einen Hinweis darauf, wo die Infrastruktur besonders gut ist.

Besonders gute Luft in Freiburg und Wiesbaden

Umweltschutz und die Förderung der Gesundheit sind oft miteinander verknüpft, und unser Straßenverkehr hat einen erheblichen Einfluss auf die Feinstaubbelastung. Insbesondere Diesel-Fahrzeuge, Reifen- und Bremsabrieb sowie Staubpartikel von den Straßen beeinträchtigen die Luftqualität. Die Einführung von Elektroautos stellt ein herausragendes Beispiel dafür dar, wie Innovation dazu beitragen kann, die Mobilität in eine nachhaltigere Zukunft zu führen.

Wiesbaden und Freiburg teilen sich den ersten Platz in Bezug auf niedrige Feinstaubbelastung. In beiden Städten liegt der Jahresmittelwert gerade einmal bei 15µm/m³. Hessen berichtet seit Jahren von kontinuierlichen Verbesserungen der Feinstaubwerte, und Baden-Württemberg arbeitet bereits seit 2009 aktiv an der Verbesserung der Luftqualität im Bundesland, mit nachweislichem Erfolg.

urbane mobilitaet- deutschlands top-staedte

Fazit: Die Verkehrswende in Deutschland ist auf dem Weg

Deutsche Städte setzen auf die Entwicklung zukunftsorientierter Mobilitätskonzepte, um die negativen Auswirkungen des Stadtverkehrs wie Umweltbelastung zu minimieren. Obwohl die Förderung von Elektrofahrzeugen und anderen nachhaltigen Verkehrsinitiativen noch Ausbaupotenzial besitzt, zeigen einige Städte bereits ihr Engagement für eine nachhaltige Mobilität. Dieser ganzheitliche Ansatz, der sich auf die verstärkte Einführung von Elektromobilität, die Erweiterung des öffentlichen Verkehrsnetzes und die Schaffung verbesserte Bedingungen für Fahrradfahrer konzentriert, markiert einen bedeutenden Fortschritt in Richtung einer klimafreundlichen und zukunftsweisenden Mobilitätsgestaltung in Deutschland. Das ist essenziell, um nicht zum internationalen Schlusslicht zu werden, und deutsche Städte lebenswert zu gestalten.

Man with Smartphone in City Traffic


Methodik

Für dieses Ranking wurden 30 deutsche Großstädte ausgewählt. Die Auswahl erfolgte anhand verschiedener Kriterien, um eine repräsentative Abdeckung der Bundesrepublik zu gewährleisten. Als Basis wurden alle 16 Hauptstädte der Bundesländer ausgewählt. Ergänzend hierzu wurde, wo möglich, für jedes Bundesland die jeweils nächstgrößere Stadt ausgewählt, sofern sie über 100.000 Einwohner hatte. Zum Schluss wurden deutschlandweit die nächstgrößeren Städte in das Ranking aufgenommen. Freiburg wurde von der Redaktion ebenfalls mit aufgenommen, da die Stadt als besonders fahrradfreundlich bekannt ist.

Punkte

Um eine Rangliste der deutschen Städte mit der modernsten Mobilität zu erstellen, wurden alle Faktoren der einzelnen Untersuchungsfelder auf einer Punkteskala von 0 bis 100 standardisiert. Die Stadt, welche im jeweiligen Faktor am besten abschnitt, erhielt die Punktzahl 100. Die Stadt, die am schlechtesten abschnitt, erhielt die Punktzahl 0. Alle anderen Städte wurden danach jeweils innerhalb eines Faktors an diesen Extremwerten bemessen und entsprechend gerankt.

Cluster 1: Städtisches Mobilitätsangebot

Der Kernaspekt von urbaner Mobilität ist es, gut und effizient angebunden zu sein. Die folgenden Faktoren sollen Auskunft darüber geben, wie gut eine Stadt diesen Punkt umsetzt.

Carsharing

Carsharing: Carsharing ist eine gute Alternative für alle, die nicht auf ein Auto verzichten, aber nicht unbedingt ein eigenes besitzen wollen. Der Bundesverband CarSharing e.V. bietet eine Übersicht über die Anzahl der Carsharing-Fahrzeuge pro Stadt. Die Daten stammen aus dem Jahr 2022. Für die Punktevergabe innerhalb des Rankings wurden die Zahlen jeweils auf 1.000 Einwohner gerechnet.

Bikesharing

Bikesharing: Bikesharing ermöglicht eine umweltfreundliche und flexible Mobilitätsoption in städtischen Gebieten und fördert gleichzeitig die körperliche Gesundheit der Nutzer. Die Daten beziehen sich auf die Anzahl von Leihfahrrädern pro Quadratkilometer (mehr als acht = hoch, zwischen acht und zwei = mittel, weniger als zwei = niedrig) und wurden der jeweiligen Stadt sowie dem Angebot Call a Bike entnommen.

Fahrrad-Klima

Fahrrad-Klima: Der ADFC erhebt jährlich durch eine Umfrage, wie Fahrradfahrer das Angebot in ihrer Stadt erleben. Die Bewertungen erfolgen in Form von Schulnoten. Quelle: ADFC

Fahrradstraßen

Anzahl Fahrradstraßen: Je mehr Fahrradstraßen innerhalb einer Stadt vorhanden sind, desto besser können die Radfahrer fahren. Für das Ranking wurde die Anzahl von Fahrradstraßen pro km² berechnet. Die Angaben wurden von den jeweiligen Städten entnommen.

Nahverkehrsnetz

Nahverkehrsnetz: Um einen Anreiz für den Verzicht auf PKW in der Stadt zu schaffen, muss es ein entsprechend attraktives Nahverkehrsangebot geben. Die Angaben beziehen sich auf Streckenlänge pro Quadratkilometer von Bus, Straßenbahn und U-Bahn in der jeweiligen Stadt. Quelle: Der jeweilige Nahverkehrsbund.

Parkgebühren

Parkgebühren: Durchschnittliche Maximal-Parkkosten für eine Stunde. Quelle: ADAC

Cluster 2: Private Mobilität

Autos sind der Dreh- und Angelpunkt von urbanen Mobilitätskonzepten.

Ladesäulen

Ladesäulen: Bewertet wurde das Angebot von Ladesäulen für E-Autos pro km². Quelle: Verband der Automobilindustrie

PKW-Bestand*

PKW-Bestand: Gerechnet wurde mit der Anzahl von zugelassenen PKW pro 1000 Einwohner. Die Daten wurden bereitgestellt durch das Kraftfahrtbundesamt und stammen aus dem Jahr 2023.

E-Autos*

E-Autos: Für die Auswertung wurde der Anteil von E-Autos am Gesamt-PKW-Bestand berechnet. Die Daten stammen ebenfalls vom Kraftfahrtbundesamt aus dem Jahr 2023.

Cluster 3: Sicherheit

Die Infrastruktur der Zukunft darf die Sicherheit nicht vernachlässigen, daher wurden stellvertretend auch zwei Faktoren aus dem Bereich Gefahrenpotential analysiert.

E-Autos*

Straßenverkehrsunfälle (Unfälle mit Personenschaden) Beschreibt alle Unfälle, bei denen ungeachtet des Sachschadens Personen verletzt oder sogar getötet wurden. Die hier verwendeten Daten beziehen sich auf das Jahr 2022. Quelle: Statistisches Bundesamt

Notbremsassistent

Feinstaubbelastung: Entnommen von der Seite des Umweltbundesamtes für das Jahr 2022. Für die Bewertung wurde der PM₁₀-Tagesmittelwert genommen.