Test Bentley Continental GTC Speed (2025): Und Gott antwortete ihm mit Donner!

Der Bentley Continental GTC Speed Hybrid vereint 782 PS mit britischer Eleganz und V8-Donner. Trotz 2,6 Tonnen Gewicht begeistert er mit Dynamik - auch in der Kurve. Kleine Schwächen beim Laden und Platz trüben allerdings das Bild. Fahrbericht!

Der Bentley Continental GTC Speed auf einen Blick

  • Neue Generation seit 2024
  • Erstmals V8-Hybrid mit 782 System-PS
  • 25,8 kWh Batterie, ca. 80 km WLTP-Reichweite
  • 1.000 Nm Drehmoment, 285 km/h Spitze
  • Luxus-Innenraum, aber kaum Kofferraum
  • Grundpreis (Deutschland) ab 271.008,40 Euro

Bentley Continental GTC Speed - Frontansicht

Ein Motorenduo, das Berge versetzen kann

Na, wir wollen bei diesem Fahrbericht jetzt nicht allzu biblisch werden, doch schreibe ich hier wahrlich über einen Superlativ, zu dem eine gewisse Großspurigkeit durchaus passt. Einen, den es in den kommenden Jahren wohl immer seltener geben wird. Ja, das liest man dieser Tage oft über normale Verbrenner - aber auch die Zeiten der Hybride werden irgendwann enden. Der Antrieb im neuen Bentley Continental Speed dürfte damit auch eine der letzten Ausbaustufen des mittlerweile sehr bekannten Porsche-Audi-VW-V8-Plug-in-Hybrid sein.

In der Top-Variante arbeitet ein 4,0-Liter-Biturbo-V8 mit 600 PS in Einklang mit einem bis zu 140 kW / 190 PS starken Elektromotor im Achtgang-Automatikgetriebe. Kombiniert lassen damit bis zu 575 kW / 782 PS und 1.000 Nm Drehmoment die Erde erzittern. Gott im Motorraum - ja, da ist er wieder - antwortet in diesem Falle wirklich noch einmal mit Donner, denn aus den vier Fanfaren im Heck, die von zwei eher gewöhnlichen Blenden eingefasst werden, grollt es wahrlich noch sehr tief hervor.

Bentley Continental GTC Speed - Motor

Der GTC Speed mit W12 war 200 Kilogramm leichter

Das allein wäre nun keine Neuigkeit wert, denn die bisherigen Contis konnten das natürlich auch schon sehr gut. Erstmals jedoch wird der ohnehin nicht leichte Bentley um Hybrid-Komponenten erweitert - das Cabriolet bringt damit mehr als 2,6 Tonnen auf die Waage. Deutliche 200 Kilogramm mehr als der bisherige GTC Speed mit Zwölfzylinder. Die brutto 25,8 kWh große Batterie (reicht in echt für etwa 50 km) kennt man unterdessen aus Cayenne und Panamera, ebenso wie die eher bescheidene Ladeleistung von lediglich 11 kW.

Auch wenn es den Geldadel von Kitz, Moritz und Monte kaum interessieren dürfte - wer für das GTC-Speed-Grundmodell schwäbisch abgezählte 271.008,40 Euro (der Chef-Produktstratege hat bei solch krummen Beträgen offensichtlich bei Porsche gelernt) hinblättert, sollte wahrlich das Beste erwarten dürfen. Und das wäre, Stand heute, eigentlich DC-Laden mit 50 oder 60 kW.

Bentley Continental GTC Speed - Sitze

Die zwei Gesichter des Hybrid-Antriebs

Unabhängig von der Ladeschwäche bereitet der zusätzliche Elektroantrieb jedoch überwiegend großen Fahrspaß. Denn auch wenn ich ein großer Verfechter des Piech-W12 bin, der bereits 2023 eingestellt wurde, muss ich doch zugeben, dass der V8-Hybrid sehr gut zum Continental GTC passt. Ähnlich wie beim vollelektrischen Rolls-Royce Spectre können die fahrenden Luxusyachten in der Tat vom flüsterleisen E-Antrieb profitieren: gediegen aus der Tiefgarage rollen, vibrations- und geräuschlos bis 140 km/h über die Autobahn gleiten. Dieser Entschleunigung, die einen Bentley zu einem Bentley macht, ist das durchaus zuträglich.

Während der Spectre hingegen nach etwa 300 Kilometern den Umstieg auf einen Helikopter verlangt (kein Scherz), geht es mit dem Continental deutlich schneller, deutlich weiter voran. Bei Kickdown, vordergründig im Sportmodus, erwacht der 4,0-Liter-Biturbo-V8 zum Leben, lässt die Vorstellung von einer gänzlich benzinbefreiten Zukunft in den Hintergrund treten und beschleunigt das Cabriolet in bester Muscle-Car-Manier bis auf Tempo 285. Geht, aus eigener Erfahrung, auch ohne Stoffhäubchen. Der geschlossene GT darf sogar bis 335 km/h eilen. Man hat schließlich einen Ruf zu verteidigen.

Bentley Continental GTC Speed - Sitze

Platz ist (nicht) in der kleinsten Hütte

Diesser gilt nicht nur auf der Geraden, sondern auch in Kurven. Schließlich ist der Bentley seit je her etwas für den Selbstfahrer. Und der wird in engen Kehren nicht enttäuscht. Dem hohen Lebendgewicht wird primär durch frühes Reifenwimmern Rechnung getragen, das adaptive Luftfahrwerk mit aktivem Wankausgleich leistet derweil ziemlich gute Dienste, um das Boot im gnädigen Fahrwasser zu halten.

Wie beschrieben, kann also auch der Stoffdach-Gran-Turismo ordentlich Bambule machen - im Kern schätzt er aber mehr die lange und entspannte Reise zu zweit. Zwar könnten hinten auch zwei weitere Personen mitfahren, das Platzieren im Fond ist trotz einer Länge von 4,90 Metern allerdings keine Freude. Und dann wäre da noch das Kofferraumdilemma. Die 134 Liter, von denen einige für das Ladekabel und das etwas arg billige Windschott draufgehen, sind am Ende kaum mehr, als in den 80-Liter-Tank passen - da wurde also schon darauf geachtet, dass die Prioritäten stimmen.

Bentley Continental GTC Speed - Seite-Heckansicht

Eine neue Form von teuer

Gefahren bin ich hier übrigens die First Edition. Mit 31.460 Euro kostet diese Ausstattungsoption, die unter anderem das drehbare Infotainment-Display, das vorzüglich klingende Naim-Soundsystem, hochflorige Fußmatten und noch ein paar metallene Plaketten beinhaltet, mehr als ein VW Golf. Die Ausstattungsliste wird weiter ergänzt um eine 16.600 Euro teure Lackierung in „Light Grey Satin by Mulliner“, 3.000 Euro teure 22-Zoll-Räder und die Karbonkeramikbremse für schlappe 14.115 Euro. Am Ende summiert sich der Testwagenpreis auf 346.713 Euro und 14 Cent.

Für den Betrag einer nüchtern ausstaffierten Doppelhaushälfte sollte besonders im Inneren alles passen. Und da haben sie bei Bentley natürlich Erfahrung. Bis auf die paar sichtbaren Konzern-Gleichteile (u. a. Lenkrad, Fahrerdisplay und Infotainment) hebt sich das Cockpit des Bentley Continental GTC Speed durch höchste Handwerkskunst von einem normalen Auto ab. Das Leder: handverlesen und bis in jede Ritze gezogen. Armaturen mit gebürstetem Alubeschlag. Wahlweise kann für das Dekor sogar Stein statt Metall oder Holz geordert werden. Es sitzt sich natürlich auch herrlich auf den gut konturierten und klimatisierten Sitzen. Daran könnte man sich fast gewöhnen.

Bentley Continental GTC Speed - Einstieg

Fazit

Der Bentley Continental GTC Speed ist und bleibt ein außergewöhnliches Automobil - auch als V8-Hybrid. Der Wegfall der erlauchten 12 Zylinder stört wohl nur den haubraumschätzenden Connaisseur. Alle anderen werden ebenso mit acht Zylindern und satter Elektrounterstützung ihre Freude haben. An Zauberei grenzt derweil, wie sehr das hohe Fahrzeuggewicht kaschiert wurde. Etwas Magie könnte auch auf dem eigenen Bankkonto nicht schaden. Denn der Preis ist ebenfalls sehr außergewöhnlich. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

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