
Erster Test VW T-Roc (2026): Königsmörder!
Der neue VW T-Roc auf einen Blick
Was uns gefällt
Dass die Realos im VW-Konzern wieder die Oberhand gewinnen.
Was wir vermissen
Die Dichtungen im Fensterrahmen, die das kühle Blech hin zum Innenraum verdecken.
Ideal wenn …
… der Golf 8 eh bald im Leasing ausläuft.
Alternativen?
Vieles aus Korea und Japan. Aber auch BMW X1 und Audi Q3 sind nicht fern.
Der T-Roc bringt den Stein ins Rollen
Es war auf einer dieser Straßen, von denen es entlang der portugiesischen Atlantikküste viele gibt: eng, gewunden, mit spitzen Kehren versehen. Dort haben wir sie erlebt, echte Fahrfreude. Und das nicht etwa in einem BMW oder Porsche, nicht in einem Spitzenmodell, sondern in einem ganz normalen Volkswagen T-Roc.
Nun zählen wir sicherlich nicht zu den üblichen Beklatschern jeder Neuerscheinung - dieser Roc bringt aber wirklich einiges ins Rollen.
Besonders im eigenen Hause dürfte die zweite Generation des B-Segment-SUVs für erhöhten Konkurrenzdruck sorgen. Denn ein für alle Mal hat der T-Roc das Potenzial, den König zu meucheln! Der Golf hat in seiner aktuellen Generation wenig entgegenzusetzen. Und das schreiben wir, obwohl wir sonst sehr angetan sind von all den potenten GTI- und R-Varianten.
Es gehört halt wenig Fantasie dazu, im Hochbeiner den besseren Kompaktwagen zu erkennen – nicht nur fahrdynamisch, sondern auch im Inneren.
Im Innenraum haben die VW-Realos gesiegt
Da siegten bei Volkswagen endlich mal wieder die Realos und nicht jene, die wegen ihrer Visionen bislang keinen Arzt aufgesucht haben. Alupedale (R-Line), vier echte Fensterheber, ein haptisch äußerst ansprechendes Echtlederlenkrad mit physischen Tasten, ein zentraler Lautstärkeregler und das Ende des unsäglichen Plastik-Klavierlacks in der Mittelkonsole lassen auf eine bessere Zukunft hoffen. Überwiegend geschäumter Kunststoff schmeichelt der Hand und das bis zu 12,9-Zoll-große Mittendisplay sitzt gänzlich fest, ohne knarzende Eigenheiten.
Gemeckert werden darf allenfalls über den Verzicht auf jegliche Akzentleisten. Licht ist das neue Dekor, fällt bei Tage aber halt weniger auf. So bleibt es dann schnell beim schwarz-schwarzen Einheitslook. Schaden kann es zudem nicht, den Mitreisenden den Unterschied zwischen den neugestalteten Türöffnern und den Fensterheberschaltern zu erklären - beides funktioniert fortan per Fingerübung an beinahe derselben Stelle.
Überraschend großzügig fallen derweil die Platzverhältnisse im neuen T-Roc aus. Selbst mit 1,94 Metern nimmt man gern auf den gut konturierten Sportsitzen Platz, wobei wir hinzufügen müssen, dass es sich beim Testwagen um ein Fahrzeug mit R-Line-Paket handelte. Optional lässt sich erstmals auch die Rückenlehne des Beifahrersitzes umklappen, eine Massagefunktion soll das Wohlbefinden in der ersten Reihe steigern.
Eine Drei-Zonen-Klimaanlage ist ab der Ausstattungslinie Style verfügbar, das Kofferraumvolumen steigt im Vergleich zum Vorgänger um 30 auf jetzt 475 Liter.
Fahrfreude serienmäßig
Richtig spannend wird es dann, wie eingangs erwähnt, auf kurvigen Landstraßen. Vieles hatten wir erwartet, aber sicher nicht ein derart agiles Fahrverhalten. Das 4,37 Meter lange Kompakt-SUV beherrscht tatsächlich, eine forsche Gangart vorausgesetzt, die hohe Kunst des Lastwechselübersteuerns: Beim beherzten Anbremsen wird das Heck leicht und dreht spielerisch mit ein. Gefährlich ist das keineswegs. Ganz im Gegenteil: Es sorgt für sehr erhellende Momente hinter dem Volant.
Gleiches gilt übrigens für das feinfühlig arbeitende ESP, das nur dann eingreift, wenn es wirklich nötig ist. Gleichzeitig gibt die Arbeitsweise der Stabilitätsprogramme einen Vorgeschmack auf den für 2027 angekündigten T-Roc R, bei dem sich die elektronischen Fangnetze (entgegen der bisherigen Unternehmensdoktrin) auf Wunsch wieder vollständig lösen lassen.
Apropos T-Roc R: Auch das neu abgestimmte Adaptivfahrwerk lässt auf Großes hoffen. Bereits beim regulären Serienmodell ist es noch eine ganze Spur feiner abgestimmt; wie bisher ist der Spreizungsbereich zwischen Komfort und Sport beträchtlich. Eine echte Bestellempfehlung!
R-Fans dürfen sich auf noch mehr Leistung freuen
Motorenseitig dürfen zum Bestellstart dagegen keine Wunder erwartet werden. Als Kunde kann man vorerst jeden Antrieb haben, solange er 1,5 Liter Hubraum hat, mit Benzin betrieben wird und über einen elektrischen 48V-Startergenerator verfügt. Sprich: den bekannten 1.5 eTSI gibt es nun auch im neuen VW T-Roc, mit entweder 116 oder, wie hier zum Test gefahren, 150 PS. Die Leistung wird stets über ein blitzschnell arbeitendes Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderräder übertragen.
Jetzt taugt der 150 PS starke Mild-Hybrid-Benziner sicherlich nicht für Beschleunigungsorgien, aber er schafft es dennoch den rund 1.490 Kilogramm schweren T-Roc souverän zu bewegen. Besonders wer den Vierzylinder-Turbo nicht ständig bis ans Äußerste quält, erhält einen angenehmen Alltagsbegleiter, der gut am Gas hängt und akustisch nicht aufbegehrt (Testverbrauch: 6,8 l/100 km).
Für 2026 sind dann zwei neue Grundmotoren angekündigt: zum einen ein ebenfalls 1,5 Liter großer Vollhybrid, und zum anderen ein deutlich potenterer 2.0-Liter-eTSI. Letzterer wird mild hybridisierte 204 PS leisten und serienmäßig mit 4Motion-Allradantrieb ausgeliefert. Außerdem dient er ab 2027 als Basis für den neuen R-Motor. Im VW T-Roc R dürften (analog zum aktuellen Golf R) +/- 333 PS erwartet werden, während das Aggregat in seiner Spitzenversion sogar über 400 PS leisten könnte.
Der letztgenannte Wert klingt für einen Volkswagen vergleichsweise hoch, erscheint bei näherer Betrachtung der Umstände allerdings nicht unrealistisch. Schließlich wird der neue 2.0-Liter-eTSI auch bei Audi Verwendung finden und könnte im RS Q3 den Fünfzylinder-Turbo ablösen, der es aufgrund der Einführung der Abgasnorm Euro 7 nicht mehr in das neue Modell schaffen wird.
Erstes Fazit
Spiel, Satz und Sieg! Kurzum: Der neue VW T-Roc ist ein Volltreffer – qualitativ stark, fahrdynamisch ansprechend und auch technisch dank Travel Assist, Matrix-LED-Scheinwerfern und der angekündigten Vollhybrid-Antriebe auf der Höhe der Zeit. Dass er zum Königsmörder taugt, zeigt auch der Basispreis: 30.845 Euro sind kaum 1.500 Euro mehr, als Volkswagen für den Golf verlangt. Dafür wird der T-Roc allerdings nicht in Deutschland, sondern in Portugal gebaut. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)


