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BMW Isetta

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Stärken

  • Einzigartiges Raumkonzept
  • Extrem wendig
  • Sehr sparsam

Schwächen

  • Wenig passive Sicherheit
  • Schwache Fahrleistungen
  • Relativ hohes Preisniveau

BMW Isetta – Die Knutschkugel des Wirtschaftswunders

Das Konzept der BMW Isetta wäre heute wieder voll im Trend. Verkehrswende und Elektromobilität wäre mit einen Mikroflitzer nach Machart des bayrischen Winzlings gerade für den städtischen Betrieb sehr gut vorstellbar. Die Beweggründe zum Bau der BMW Isetta waren 1955 recht ähnlich. In den Aufbaujahren entstand schnell der Drang nach mehr Mobilität. Dabei war allerdings nicht nur der Anschaffungspreis herkömmlicher Automobile ein Problem, sondern vor allem der Führerschein. Hier konnte die Knutschkugel von BMW mit einem Kniff Abhilfe schaffen. Denn die BMW Isetta galt nicht als Automobil. Man brauchte zum Fahren also keinen Führerschein der Klasse 3, sondern es reichte der kleinere der Klasse 4. Und so war der rundliche Kleinstwagen mit dem Fronteinstieg und der durchgehenden Sitzbank für viele Menschen das erste Auto und der Weg in die Freiheit. Bis weit in die 1970er sah man die Isetta noch häufig im Straßenverkehr. Und auch die längsten Urlaubsfahrten erledigte die spärlich motorisierte Kugel locker und zuverlässig. Weiterlesen

Interessiert am BMW Isetta

Die BMW Isetta war strenggenommen eine Italienerin

Die Idee zur Isetta stammte von Iso Rivolta, einem Motorradhersteller aus Italien. Dessen Eigentümer beauftragte zwei Flugzeugingenieure mit der Konstruktion eines Kleinstfahrzeuges, das mit einem Motorradmotor angetrieben werden konnte. Das Ergebnis präsentierte man als Iso Isetta 1954 auf dem Turiner Automobilsalon.

Dort traf man auf das Interesse des BMW-Vorstands. Die Entscheider aus München sahen sich mit dem Problem konfrontiert, dass man zwar sehr gut im Verkauf der eigenen Motorräder war, die große Auto-Baureihe aber hinter den Verkaufserwartungen zurückblieb. Die hohen Entwicklungskosten des BMW 501 sorgten zudem dafür, dass man sich keine Neukonstruktion eines Kleinwagens leisten konnte. So entstand die Lizenznahme von Iso Rivolta zum Bau der BMW Isetta.

BMW als Qualitätssiegel für die Isetta-Idee

Man beließ es allerdings nicht allein bei der Übernahme aller Konstruktionsmerkmale und dem bloßen Nachbau der italienischen Idee. BMW überarbeitete das Konzept drastisch, implantierte sogar einen völlig neuen Antrieb. Auch viele neue Detaillösungen zeugten von der Produktionskompetenz und dem Anspruch der bayrischen Ingenieure an ein fehlerfreies Fahrzeug.

Weltweit hatte sich BMW zu diesem Zeitpunkt nämlich bereits den Ruf unerschütterlicher Qualität erarbeitet. Diesen wollte man mit der Isetta nun einem völlig neuen Kundenstamm anbieten. An der genialen Grundidee jedoch, aus den wesentlichen Bauteilen eines Motorrades ein einfaches Auto zu schaffen, rüttelten auch die Münchner nicht.

Kein Kleinwagen, sondern ein Motocoupé

Denn der Reiz des Konzepts lag an seiner Einfachheit. Im Prinzip ist die BMW Isetta ein Motorrad mit einer Blechkarosserie und vier Rädern. Offiziell nannte man Fahrzeuge dieser Art „Mobile“ – und eben nicht Automobile. Denn im Gegensatz zu einem vollwertigen Auto verfügten die Mobile nicht nur über weniger Raum, sondern auch über einen geringeren Wartungsaufwand.

So war auch der Motor der BMW Isetta von außen zugänglich und die Piloten konnten nötige Servicearbeiten schnell selbst durchführen. So wie man es von einem Motorrad gewöhnt war. Damit sollten vor allem die Unterhaltskosten gesenkt werden, was ein sehr wichtiger Punkt für viele der damaligen Käufer war. Und das Konzept ist für BMW voll aufgegangen – vielleicht auch wegen des geschickten Marketings. BMW nannte die Isetta nämlich „Motocoupé“ und hauchte ihm damit etwas Luxus ein.

In der Bauzeit von 1955 bis 1962 wurden exakt 161.728 der kleinen Knutschkugeln ausgeliefert. Etwas mehr als Hälfte, gut 87.000 Exemplare, entfielen dabei auf die leistungsstärkere BMW Isetta 300 mit dem größeren Motor. Für einige Märkte gab es auch eine dreirädrige Variante, sowie ein Export-Modell mit Cabrio-artigem Rollverdeck.

Eine BMW Isetta 250 kostete 1955 ab 2.550 DM, also 1.303,80 EUR. Inflationsbereinigt entspricht dies 6.403,16 Euro.

Alle Varianten, Antriebsarten und Preise der BMW Isetta im Überblick

  • BMW Isetta 250 | 245 cm³ | 9 kW/12 PS | 14 Nm | Verbrauch 3,7 l/100 km, 88 g CO₂/km | von 3.500 – 29.000 Euro*
  • BMW Isetta 300 | 298 cm³ | 9,5 kW/13 PS | 18,5 Nm | Verbrauch 3,9 l/100 km, 93 g CO₂/km | von 3.500 – 30.500 Euro*
*Classic-Analytics-Daten

Die Ausstattungs-Highlights der BMW Isetta im Überblick

Für die BMW Isetta standen genau drei Sonderausstattungen zur Wahl, wovon eine auf den Motor entfiel. Denn der drehmomentstärkere 300-Kubikzentimeter-Antrieb war strenggenommen eine Option, die damals für 110 DM in der Preisliste stand.

  • Heißluftgebläseheizung mit Scheibenentfroster
  • Zweifarbige Lackierung mit Zierleiste und verchromten Stoßstangen

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Die Preisliste der Isetta ist also nicht im Ansatz mit heutigen Werken zu vergleichen, die den Kunden auf manchmal gut 100 Seiten höchste Individualisierung ermöglichen. Stattdessen war zu den Wirtschaftswunderjahren vor allem die individuelle Mobilität das höchste Ziel. Übrigens: Die Heizung zog in den späteren Baujahren serienmäßig in jede Isetta ein. Es blieb also nur noch die Farbe zu entscheiden.

Das Preisniveau der BMW Isetta

Der Einstiegspreis von 1.303,80 Euro machte die BMW Isetta auch für viele Normalverdiener erreichbar. Genau hier lag das Ziel von BMW: Ein Auto für alle zu bauen, als Eintrittskarte in die eigene Freiheit, für Urlaubsfahrten und andere schöne Dinge. Auch wenn das Konzept zu Anfang vielfach belächelt wurde, entwickelte sich die Isetta zu einem echten Verkaufsschlager. Mit über 160.000 verkauften Exemplaren wurde sie zu einer Ikone ihrer Zeit und schlug selbst den Messerschmitt Kabinenroller in Sachen Verkäufen. Nur das Goggomobil brachte es auf noch mehr verkaufte Einheiten – streng genommen war es aber auch ein „echtes“ Auto.

Heute notieren restaurierungsbedürftige Exemplare ab etwa 3.500 Euro. Dabei ist es dann egal, ob es sich um ein 250er- oder ein 300er-Modell handelt. Frühe Exemplare mit Heizung und Zweifarb-Lackierung sind teurer, wobei die Modelle ab 1957 mit deutlich verbesserter Federung ausgeliefert wurden. Wer seine Isetta häufiger im Klassiker-Alltag fahren möchte, der sollte deshalb ein solches Modell in Betracht ziehen.

Perfekte Exemplare kosten etwa 30.000 EUR, doch auch weniger aufwändig restaurierte Isetten kann man guten Gewissens empfehlen. Denn die Technik ist robust und selbst das Blech nicht besonders aufwändig selbst in Stand zu setzen. Ein Vorteil des cleveren Konzepts: Rahmen und Karosserie lassen sich trennen. So kann man leicht selbst in der Garage das Blech restaurieren.

Die Mitbewerber der BMW Isetta

Hier wird es spannend. Denn im engeren Sinne kommt nur der Messerschmitt Kabinenroller in Betracht. Nur er hat ein ähnlich radikales Raumkonzept wie die Isetta. Im weiteren Sinne muss man das Goggomobil erwähnen, dass ein ähnliches Mobilitätsbedürfnis zufriedenstellte. Wenn man die Mitbewerber rein auf den Preis bezieht, dann kommen natürlich schnell auch VW Käfer oder Citroën 2CV in den Fokus. Auch wenn diese teilweise erst später auf den Markt kamen, zu ganz anderen Preisen und zu einem anderen Zweck. Aber mit Blick auf den heutigen Klassikermarkt kann man diese fünf sicher als „Motoren“ der Wirtschaftswunderjahre bezeichnen.

Besonders spannend: Die Firma Micro aus der Schweiz, bekannt für ihre Tretroller, baut seit einigen Jahren an einer elektrischen Retro-Isetta. Der Kleinstwagen für die Stadt trumpft mit allen Vorteilen der originalen Isetta auf und überträgt sie in Sachen Antrieb und Konnektivität auf die Moderne. Die Schweizer wollen ab 2022 auch in Deutschland in den Verkauf starten.

Es zeigt also: Die BMW Isetta war ein gelungenes Konzept, das auch gut 70 Jahre später noch interessant ist.

Fazit: Für wen eignet sich die BMW Isetta?

Die BMW Isetta ist vielleicht nicht der beste Einstiegsoldtimer, denn sie ist natürlich kein echtes Auto. Gerade im heutigen Straßenverkehr muss man doch viele Zugeständnisse mit dem 12PS starken Motor eingehen. Doch auf Rallyes oder Ausfahrten kann sie dennoch richtig viel Spaß machen. Auch kleine Sommerrunden mit der Eisdiele oder dem Restaurant als Ziel ist das ideale Betätigungsfeld für die kleine Knutschkugel.

Hartgesottene fahren allerdings auch heute noch über den Brenner bis an den Gardasee mit ihrer Isetta. Das Zeug dazu hat sie und ein entschleunigendes Erlebnis ist es allemal – allerdings sollte man im Vorfeld wissen, worauf man sich einlässt.