
Porsche Cayenne Electric (2026): Ein Bugatti Veyron mit Anhängerkupplung
Der neue Porsche Cayenne Electric auf einen Blick
Was uns gefällt
Wie sich ein jeder mit 165.500 Euro auf dem Konto die Leistung eines Bugatti einkaufen kann.
Was wir vermissen
Die Sinnhaftigkeit von so viel „Turbo“-Leistung.
Ideal wenn …
… man die Luxusyacht aus dem Dreck ziehen will.
Alternativen?
Nicht der Mercedes G 580 EQ da keine Anhängelast. Die Vernunft sagt, ein Kia EV9 reicht auch.
Die dritte Porsche-Baureihe wird elektrisch
Ursprünglich galt der Cayenne ja als die „dritte Baureihe“ bei Porsche. Als eine Art Hoffnungsträger. Zwar liefen bei seiner Weltpremiere im Jahr 2002 die Geschäfte für den Sportwagenbauer (nach den teils schwierigen 1990ern) wieder runder - mit den Modellen Boxster und 911 fehlte allerdings das langfristige Wachstumspotenzial. Der Cayenne sollte das ändern, wurde zum Erfolg und sicherte den Fortbestand der Traditionsmarke.
Heute, über 20 Jahre später, soll die neueste Generation des Cayenne ebenfalls wieder dabei helfen, Porsche in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Denn abermals steckt der Geländewagen-, Limousinen- und nebenbei noch Sportwagenbauer in der Krise. Das ambitionierte Ziel, bis 2030 rund 80 Prozent der verkauften Neufahrzeuge mit Elektroantrieb auszuliefern, wurde kürzlich kassiert. Die globalen Verkaufszahlen, besonders des Taycan, sind besorgniserregend.
Auch die Baureihe Macan, die in Europa bereits seit 2024 ausschließlich als Elektromodell angeboten wird, schwächelt. An das frühere Volumen der Verbrenner-Version kommt der Stromer bislang nicht heran. Mitte 2026 soll das SUV auf den übrigen Weltmärkten außerhalb der EU aus dem Programm genommen werden. Als Reaktion auf die entstehende Lücke wird nun hastig eine Alternative auf Basis des neuen Audi Q5 entwickelt. „Gleichzeitig werden wir den Cayenne mit effizienten Verbrennungs- und Hybridantrieben bis weit ins nächste Jahrzehnt weiterentwickeln“, sagt Matthias Becker, Mitglied des Vorstands, Vertrieb und Marketing, zum Fortbestand des regulären Cayenne.
Porsche-CEO Oliver Blume ist sich dagegen sicher, dass das neue SUV ein Erfolg wird. „Der Cayenne Electric zeigt Performance in einer völlig neuen Dimension. Mit innovativen Technologien, die wir im Rennsport entwickelt haben. Er setzt neue Maßstäbe im SUV-Segment – bei den Fahreigenschaften ebenso wie beim Laden“, wird Blume in der offiziellen Pressemitteilung zitiert. „Überragende elektrische Leistung trifft auf hohe Alltagstauglichkeit. Exzellenter Langstreckenkomfort kombiniert mit kompromisslosen Offroad-Qualitäten.“
Cayenne Turbo Electric: Günstiger als der Verbrenner, so schnell wie ein Bugatti Veyron
Ob das die Kunden auch so sehen, werden die nächsten Monate zeigen. Zumindest preislich gelingt bereits vorab ein Aha-Moment. Während der Macan als Stromer deutlich teurer ist als einst der Basis-Benziner, bleibt das 300 kW / 408 PS starke Einstiegsmodell des Cayenne Electric mit 105.200 Euro in Reichweite zum Verbrenner (ab 101.500 Euro). Große Verwunderung dann beim vorläufigen Top-Modell, dem Cayenne Turbo Electric: Mit 165.500 Euro ist dieser satte 22.100 Euro günstiger als der Cayenne Turbo E-Hybrid.
Und ab hier wird die Sache dann ziemlich interessant. Wenngleich der Hersteller beim bis zu 850 kW / 1.156 PS starken Turbo Electric Fahrleistungen auf Formel-E-Niveau verspricht, haben wir einen ganz anderen Vergleich im Kopf. Mit einer Sprintzeit von null auf 100 km/h in 2,5 und von null auf 200 km/h in 7,4 Sekunden rast bei uns gedanklich ein abermals 20 Jahre alter Bugatti Veyron vorbei. Nur beim Maximaltempo muss sich der Stromer deutlich geschlagen geben. 260 km/h - mehr ist nicht drin. Freilich sind das Äpfel mit Birnen, aber es ist dann schon erstaunlich, was Porsche hier zu einem ungewohnt fairen Kurs vom Stapel lässt.
Schnellladen mit Fußnoten, bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast
Während der Bugatti-Kunde bis heute nur eine Tankstelle ansteuern muss, braucht der Cayenne Electric eine Ladesäule. Um der ebenfalls erlauchten Kundschaft diesen Umstand so angenehm wie möglich zu machen, will Porsche die Ladezeit des doppelt gekühlten 113-kWh-Akkus von 10 auf 80 Prozent auf 16 Minuten verkürzt haben. Vorausgesetzt, der 800-Volt-Stromer lädt unter idealen Bedingungen (die Fußnoten dazu umfassen in der Pressemitteilung eine halbe DIN-A4-Seite) an einer geeigneten 400-kW-Säule. Erstmals soll ein Porsche auch mit bis zu 11 kW induktiv laden können. Die Reichweite wird modellabhängig mit 623 bis 642 Kilometern angegeben.
Als Schmankerl kann der stets allradgetriebene und knapp 4,99 Meter lange Cayenne Electric auch bis zu 3,5 Tonnen ziehen. Das reicht dann schon für ein größeres Bötchen oder zwei beleibte Gäule. Wir fragen uns allerdings, ob Boot und Pferd mit den 1.500 Newtonmetern Drehmoment ab dem Stand weg rechte Freude haben werden. Aber die Leistungswut wird im Hängerbetrieb eh wohl dosiert sein, oder, Porsche?
Hat man es dagegen nicht so mit Zugaufgaben, lassen sich 781 bis 1.588 Liter Gepäck im SUV verstauen – hinzu kommt der 90 Liter große Frunk im Vorderwagen. Serienmäßig wird es für die hinteren Passagiere erstmals eine elektrisch verstellbare Rücksitzbank geben – eine dritte Sitzreihe wird trotz des enormen Radstandes von 3.023 Millimetern nicht angeboten. Gegen den Trend in der Autoindustrie kann das Panoramaschiebedach im Cayenne Electric weiterhin geöffnet werden. Neu für die SUV-Baureihe von Porsche sind derweil die rahmenlosen Türen.
Außen ein Aero-Bulle, innen voll im Flow
Der Außenauftritt orientiert sich derweil sehr an Macan und Taycan, wobei der Cayenne mit einem cW-Wert von 0,25 zu den strömungsgünstigsten SUVs seiner Klasse zählt. Dank Porsche Active Aerodynamics (PAA) sollen sich die aerodynamischen Eigenschaften des Cayenne zudem auf die jeweilige Fahrsituation und Geschwindigkeit anpassen. Zu den aktiven Aerodynamik-Elementen zählen im Bugteil bewegliche Kühlluftklappen (bekannt auch aus dem 911 GTS), der adaptive Dachspoiler sowie zusätzlich am Heckteil des Turbo Electric die aktiven Aeroblades. Sie verlängern die seitlichen Abrisskanten und sollen die Strömungseigenschaften verbessern. Weitere aerodynamische Maßnahmen sind Air Curtains im Bugteil, der nahezu vollständig geschlossene Unterboden, spezielle Aero-Räder sowie ein Diffusor im Heck.
Last but not least blicken wir noch auf das Infotainment im neuen Cayenne. Als Highlight wird das Flow Display genannt – ein gebogenes OLED-Panel, das sich nahtlos in die Mittelkonsole einfügt. Das volldigitale Kombiinstrument mit 14,25 Zoll kennen wir bereits aus anderen Porsche-Modellen und natürlich darf auch der optionale Beifahrer-Bildschirm nicht fehlen. Erstmals bieten die Stuttgarter in einem Cayenne zudem ein Head-up-Display mit Augmented-Reality-Technologie an.
Der neue Porsche Cayenne Electric ist ab sofort bestellbar und soll ab dem Frühjahr 2026 bei den Händlern stehen. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)


