Tokyo Mobility Show: Die Rückkehr der Coupés und der Verbrenner

Die Tokyo Mobility Show bringt den Glanz zurück in die Automobil-Welt: Ein Comeback feiern nicht nur faszinierende Coupés, sondern auch Verbrenner. Toyota bringt einen neuen Zwölfzylinder-Benziner auf den Markt. Und Mazda hat sogar einen CO₂-Staubsauger an Bord.

Die besonderen Neuheiten der Tokyo Mobility Show auf einen Blick

  • Toyota bringt den Corolla neu – mit allen Antriebsarten
  • Coupés sind wieder in: Mazda Vision-X mit Wankelmotor
  • Nobel-Marke Century will Zwölfzylinder wiederbeleben
  • Technik-Vision: Dieser Motor hat einen CO₂-Staubsauger

Kühne Studien und spannende Serienautos: In Tokio weht ein anderer Wind

Wer baut heutzutage schon noch Traumautos? Hier ein SUV, da ein SUV, wenn es hochkommt, vielleicht ein Crossover. Langeweile herrscht auch bei den Antrieben. Hier ein PHEV, da ein BEV. Oder darf es ein HEV sein? Die einst so glitzernden Automobil-Welt droht in die Langeweile abzudriften. Zumindest hier in Europa. Dass es auch anders gehen kann, sieht man knapp 10.000 Kilometer entfernt auf der Tokyo Mobility Show.

Klein und fein ist diese Messe - und sehr lokal-japanisch, aber trotzdem setzt sie heuer ein paar faszinierende Gegenpunkte. Da ist zum einen die Wiedergeburt des klassischen Coupés. Toyota, Honda und Mazda zeigen kühne Studien und spannende Serienmodelle. Und hier geht es auch noch um Verbrenner. Selbst ein Zwölf-Zylinder-Benziner und der Wankelmotor sind wieder mit von der Partie. Die Japaner zeigen sogar eine Technik, die CO₂ beseitigt, statt zu produzieren. Und das auch noch beim Autofahren.

 Fließende Linien, Wankel-Motor und Batteriereichweite: Das Vision X Coupé gibt einen gewohnt eigenwilligen Ausblick auf die Zukunft von Mazda. Fließende Linien, Wankel-Motor und Batteriereichweite: Das Vision X Coupé gibt einen gewohnt eigenwilligen Ausblick auf die Zukunft von Mazda.

Von Mazda bis Honda: Wer baut das schönste Coupé?

Welches Coupé ist schöner? Die Zweitürer Honda Prelude, das Century Coupé oder doch der Mazda Vision-X? Und Toyota hat mit der Studie zum neuen Corolla ja auch noch eine viertürige Limousine im Rennen. Als einziges Auto in diesem Quartett hat der Honda bereits Serienreife und ist auch in Europa schon bestellbar. Und hätte er nicht Schwächen beim Antrieb, man könnte glatt von einem Traumauto reden. Aber das 184 PS starke Hybridsystem ist wie – leider so oft bei Honda – ein wenig verkopft und lässt auf der dynamischen Seite Wünsche offen. Kein Wunder, wenn der Vierzylinder-Saugbenziner fast überwiegend zum Stromproduzenten degradiert und im mageren Atkinson-Zyklus kastriert wird. Optisch ist der Prelude aber eine Bombe – seine Schokoladenseite ist das gleichermaßen knackige wie elegante Heck.

Ebenfalls sein echtes Highlight hat Toyota mit dem Corolla in petto. Wohl kaum eine andere Modellreihe des größten Autobauers der Welt hat so oft seine Hülle gewechselt wie die kompakte Mittelklasse-Limousine. Aber jetzt ist der Corolla endlich schön, zumindest in der Studie, die aber als seriennah gilt. Spannend ist auch das, was sich unter der Motorhaube versteckt. Hier bieten die Japaner die ganze Bandbreite aller bekannte Antriebsarten an. Von elektrisch über Plug-In-Hybrid bis hin zum reinen Verbrenner. Der Vierzylinder-Benziner wurde völlig neu konstruiert, so dass er auch unter die extrem flache Motorhaube passt, die von einem Lichtband akzentuiert wird.

 Endlich cool? Der Toyota Corolla könnte in seiner Neuauflage erstmals ein "Haben-will"-Gefühl auslösen. Endlich cool? Der Toyota Corolla könnte in seiner Neuauflage erstmals ein "Haben-will"-Gefühl auslösen.

Toyotas neue Nobelmarke: Die Rückkehr des Zwölfzylinders

Eine wirklich dicke Schippe legt Toyota bei ihrer Nobelmarke „Century“ drauf, die ab sofort auch mehr Eigenständigkeit bekommen soll. Oberhalb des hauseigenen Luxusherstellers Lexus will man auf dem noch exklusiveren Markt von Bentley, Rolls Royce & Co. mitmischen. Fast schon verschämt steht am Rande des Messestands ein dem Lamborghini Urus ähnliches Gefährt. Das Super-SUV heißt „Tailor Made“ und ist bislang nur in Japan erhältlich. Die große Bühne auf dem Messegelände „Tokyo Big Sight“ gehört allerdings einem feuerrot leuchtenden Luxus-Coupé, das sogar mit einem neu entwickelten Zwölfzylinder-Verbrenner ausgerüstet werden soll.

Toyota-Chef Akio Toyoda höchstpersönlich präsentiert das spektakuläre Coupé, das unter dem Markenzeichen des Phönix rangiert. Ein Auto mit dem Anspruch „to be like no other“. Eines, wie kein anderes. Deshalb ist das Design auch ziemlich radikal. Das Century Coupé hat keine B-Säule und auch keine Heckscheibe. Mit einer Länge von rund fünf Metern und einem Radstand von drei Metern eignet es sich sogar als Chauffeur-Auto. Der Preis? Geheimsache. Man munkelt von rund 500.000 Euro.

Das zweifelsfrei schönste Coupé findet sich als Studie bei Mazda. Die feinsinnigen Autobauer aus dem fernen Hiroshima haben ihr berühmtes Codo-Design weiterentwickelt und eine 5,05 Meter lange Limousine mit atemberaubenden Linien auf die Räder gestellt, das auch als futuristische Version des legendären E-Types durchgehen könnte. So etwas hätten wir uns von Jaguar gewünscht und nicht die klobig-klotzige Studie Type 00. Man kann nur hoffen, dass die Japaner den Mut haben, so eine Vision Wirklichkeit werden zu lassen.

Das Interieur des X-Coupés besticht schon alleine wegen seiner grünlich-türkisen Farbgebung. Aber auch hier heißt es: Weniger ist mehr. Drei Rundinstrumente hinter dem Lenkrad, ab der Mittelkonsole bis hin zur Beifahrerseite erstreckt sich ein flaches und langes Zusatz-Display für alle anderen nicht fahrrelevanten Informationen. Das ist Wellness für die Augen. So viel Digitales wie nötig, so viel analog wie möglich. Alleine wegen dieser Ästhetik müsste man das Auto schon bauen.

 Steckt hier ein neu entwickelter V12 unter der Haube? Glaubt man den Gerüchten auf der Messe, soll genau das der Fall sein. Steckt hier ein neu entwickelter V12 unter der Haube? Glaubt man den Gerüchten auf der Messe, soll genau das der Fall sein.

Mazda-Studie Vision X-Coupé hat sogar einen CO₂-Staubsauger

Innovativ ist nicht nur das Design, auch beim Antrieb geht Mazda (wieder einmal) ganz eigene Wege. Als einziger großer Autohersteller hat man den Wankelmotor ja immer weiterentwickelt. Im relativ erfolglosen MX-30 fungiert er als Range-Extender, der Strom für den Elektro-Antrieb herstellt. Der Vision X-Coupe wird angetrieben von einem Plug-In-Hybridsystem, das einen Zweischeiben-Kreiskolbenmotor mit Turboaufladung, Elektromotor und Batterie kombiniert. Mit einer Systemleistung von 375 kW/510 PS verfügt das Fahrzeug über eine rein elektrische Reichweite von 160 und eine Gesamtreichweite von bis zu 800 Kilometern.

Ein noch kühnerer Gedanke versteckt sich unter dem Heck der Studie, direkt an der Auspuffanlage. Ähnlich wie bei großen Industrieanlagen möchte Mazda das CO₂ aus den Abgasen herausfiltern. Über verschiedene Konverter sollen bis zu 20 Prozent des klimaschädlichen Gases entfernt und in einer herausnehmbaren Kartusche abgeschieden werden. Mit dem übrigen CO₂ könnte man Kunststoffe, Dünger oder Bio-Kraftstoffe herstellen. Natürlich ist das noch Zukunftsmusik, räumt auch Toshihide Yamamoto, Chef des Mazda-Forschungszentrums, ein.

Aber ein Prototyp, wie so etwas funktionieren kann, steht jedenfalls schon mal hier auf der Tokyo Mobility Show. Aber Mazda denkt sogar noch weiter: Zusammen mit einem fast klimaneutralen Treibstoff, der aus Mikro-Algen hergestellt wird und der zu 90 Prozent CO₂-frei ist, würde so ein Auto rein rechnerisch sogar zum Kohlendioxid-Staubsauger werden. Ganz nach dem Motto: Wer viel fährt, hilft dem Klima. Ein faszinierender Gedanke, der passionierten Autohassern den Angstschweiß auf die Stirn treiben würde.

 Ein "CO2-Staubsauger"? Klingt eigenwillig, befindet sich bei Mazda aber in der Entwicklung. Ein "CO2-Staubsauger"? Klingt eigenwillig, befindet sich bei Mazda aber in der Entwicklung.

Unser Fazit von der Tokyo Mobility Show

Die Japaner zeigen eindrucksvoll, dass man auch heutzutage noch faszinierende Autos bauen kann, allerdings unter der Voraussetzung, dass ideologische Scheuklappen abgelegt werden. So etwas nennt man dann die Freiheit des Geistes oder Technologieoffenheit. Das sollten sich die EU-Regulierer mal hinter die Ohren schreiben. (Text: Rudolf Bögel. Fotos: rdf / Hersteller)

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