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Test BMW 230e xDrive Active Tourer: Wolf im Van-Pelz

BMW hat mit dem 326 PS starken 230e xDrive Active Tourer einen wahren Power-Van im Programm. Der Familientransporter glänzt durch sportwagenähnliche Fahrleistungen, will aber auch bei Verbrauch und elektrischer Reichweite Akzente setzen.

Der BMW 230e xDrive auf einen Blick

  • Leistungsstärkstes 2er Active Tourer-Modell
  • 326 PS und 477 Nm Drehmoment
  • 0-100 km/h in 5,5 s, Vmax 205 km/h
  • Alltagstaugliche E-Reichweite um 50-70 km
  • Startpreis ab 50.300 Euro

 Die zweite Generation des BMW 2er Active Tourer wirkt stämmiger, die Nieren sind deutlich größer, die Türgriffe eingefasst. Einfache LED-Scheinwerfer sind Serie. Die zweite Generation des BMW 2er Active Tourer wirkt stämmiger, die Nieren sind deutlich größer, die Türgriffe eingefasst. Einfache LED-Scheinwerfer sind Serie.

Es gibt diese Autos, bei denen man am Schalter einer Autovermietung hofft, dass sie an einem vorrübergehen. Früher waren dies Kleinwagen aus koreanischer Produktion, heute sind es alle Arten übrig gebliebener Vans. Gut, der C-Max wird nicht mehr gebaut und auch die Lebenszeit des Touran ist endlich. Die B-Klasse ist ebenfalls so ein Zwitter-Vertreter aus Kompakt- und Familien-/Rentnerklasse mit Ablaufdatum und dann gibt es natürlich noch den BMW 2er Active Tourer. Zusammen mit dem Grand Tourer, den es übrigens auch nicht mehr gibt, bildeten diese beiden Modelle bisher die „Superzonks“ im BMW-Programm. Es möge sich nun das Raunen unter den Besitzern dieser Fahrzeuge bitte wieder legen, aber hättest du dir von einem dieser Autos als Kind ein Poster über dein Bett gehängt?

Dementsprechend verhalten waren die Erwartungen an den BMW 2er Active Tourer Nummer zwei. „U06“ ist halt weiterhin unverkennbar ein Familienauto. Was will man da schon groß erwarten? Außer vielleicht eine um 130 Millimeter längsverschiebbare Rückbank (nicht für PHEV-Modelle) und Klapptischchen für die Fondpassagiere. Letztere hat der BMW zwar nicht zu bieten (sie waren dem Grand Tourer vorbehalten), dafür optional Sportsitze, ein Sportfahrwerk und eine ultradirekte Lenkung. Die ersten Meter im von uns getesteten Bayern-Van fragten wir uns daher auch, wozu man ein solches Auto derart sportlich abstimmt.

 Auch beim BMW-Van wurden die haptischen Bedienelemente auf ein Minimum reduziert. Die knopflose Steuerung ist wie die Übersichtlichkeit nach vorne an den dicken A-Säulen vorbei nicht immer ideal. Auch beim BMW-Van wurden die haptischen Bedienelemente auf ein Minimum reduziert. Die knopflose Steuerung ist wie die Übersichtlichkeit nach vorne an den dicken A-Säulen vorbei nicht immer ideal.

Ein verkappter Sportler mit 326 System-PS

Nun, hätte man vorher einmal die technischen Daten des 230e xDrive (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 0,8-0,6 l/100 km; Stromverbrauch kombiniert: 15,9-14,4 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 18-14 g/km; elektrische Reichweite kombiniert: bis zu 93 km)² korrekt studiert, wüsste man, dass es sich hierbei nicht um einen gewöhnlichen Vorstadt-Van handelt. Bei diesem 2er Active Tourer zerren im Systemverbund bis zu 326 PS (!) und 477 Nm Drehmoment an allen vier Rädern und sorgen für Beschleunigungs- und Durchzugswerte, die vor einigen Jahren noch Sportwagen vorbehalten waren. Nach nur 5,5 Sekunden fällt die 100-km/h-Marke und dann kommt im 2er-Angebot lange nichts was ansatzweise so spurtstark ist. Um es auf die Spitze zu treiben: So ein Frontantriebs-Plattform-(MINI-)Van zieht auf dem Papier den neuen Basis-7er ab. Respekt!

Oder auch nicht. Denn unsere Hochachtung endet an der Steinmauer, in die wir gefühlt bei Tempo 205 hineinbrettern (rein elektrisch bis 140 km/h). Natürlich ist dies kein Auto für die Lach- und Heizgesellschaft. Aber der elektronische Begrenzer wirkt bei dieser Geschwindigkeit derart falsch gesetzt, dass man am Ende doch wieder in Zweifel ziehen könnte, wieso man überhaupt so viel Leistung braucht. Braucht es in einem Van natürlich nicht, aber wir müssen zugeben, dass es verdammt viel Spaß bereitet. Auf der Autobahn erntet man mit dem allradgetriebenen 230e zum Beispiel verdutzte Blicke, wenn die üblichen Verdächtigen aus dem Vertreter-Milieu nach einem Stauende keinerlei Chance haben dranzubleiben. So einen Heizöl-Kombi schnupft der in Regensburg gebaute 2er bis zu seiner limitierten Höchstgeschwindigkeit mit links – vorausgesetzt die netto 14,2 kWh große Batterie steht voll im Saft.

 Die Rückenlehnen im 2er Active Tourer sind immerzu in der Neigung verstellbar. In der Länge lässt sie sich nur bei den Verbrenner-Modellen verschieben. Die Rückenlehnen im 2er Active Tourer sind immerzu in der Neigung verstellbar. In der Länge lässt sie sich nur bei den Verbrenner-Modellen verschieben.

Mach dir den Verbrauch, wie er dir gefällt

Ist der Energiespeicher nämlich leergesaugt, beginnt es spürbar fader zu werden. Da hilft auch alles Boosten nichts. Wo kein Strom, da keine Mehrleistung. Arbeitet der unter Volllast knurrige 1,5-Liter-Dreizylinder übrigens als Solodarsteller, fließen bei flotter Fahrweise gut acht Liter Benzin je 100 Kilometer durch seine Brennräume. Alle anderen Verbrauchsermittlungen sind eher wage, da sie von 0,5 Liter und 30 kWh bis hin zu zehn Liter und fünf kWh je 100 Kilometer reichen können. Plug-in-Hybride eben. Schwach ist bei einem Basispreis von über 50.000 Euro derweil, dass es nach wie vor keinen CCS-Schnellladeanschluss gibt. Und das, obwohl die theoretische Reichweite von bis zu 93 Kilometern (praxisnah um 50 bis 70 Kilometer) durchaus anregt, mittlere Distanzen ebenfalls mit hohem Elektroanteil bewältigen zu wollen. Nur eben nicht, wenn maximal mit 7,4 kW geladen werden kann. Großes Kino ist hingegen das nahtlose Ineinandergreifen beider Antriebe, wobei der elektrische Heckmotor allein 130 kW/177 PS beisteuern kann.

Wird der im Fahrzeugboden montierte Stromspeicher übrigens permanent für Zwischensprints genutzt, leert sich die Batterie schneller als man Energieverbrauchsanzeige buchstabieren kann. Gefunden wird der erweiterte Bordcomputer indes eher schwerlich. Mitunter fummelt man sich schon ziemlich durch das neue OS8-Betriebssystem, das im 2er Active Tourer gänzlich auf Touch- und Spracheingaben setzt. Das geht schon, wirkt aber stellenweise etwas ungeschliffen. Wir hätten es beispielsweise auch besser gefunden, wenn sich eine Navigationskarte ruckfrei bedienen lässt, bevor uns eine (noch) optionale Selfie-Kamera mit zweifelhaftem Nutzen vorgesetzt wird. Schöne neue Digitalwelt. Bitter: Im Jahr 2023 wird noch ein Head-up Display mit Projektionsscheibe verbaut.

 Längs-, aber auch querdynamisch überrascht der neue 2er Active Tourer positiv. Mit einem Van im klassischen Sinne hat das Fahrverhalten (mit optionalem M Adaptiv Sportfahrwerk) kaum mehr etwas zu tun. Längs-, aber auch querdynamisch überrascht der neue 2er Active Tourer positiv. Mit einem Van im klassischen Sinne hat das Fahrverhalten (mit optionalem M Adaptiv Sportfahrwerk) kaum mehr etwas zu tun.

Gute Verarbeitung, wenig Platz im Fond

Sehr analog und haptisch wertig ist allerdings das Berührungserlebnis im neuen 2er Active Tourer. Dann, wenn ziemlich viele Kreuze gesetzt wurden, wirft BMW bei seinem Van eine Materialgüte in den Raum, die ähnlich zum Staunen anregt wie die Beschleunigungswerte. Leder (oder immerhin lederähnliche Materialien) wohin das Auge blickt und die Hände fassen. Simple Kunststoffe sind da eher die Ausnahme. Was den Platz angeht, so sitzt es sich vorne naturgemäß luftig, wobei die Sitzposition des Fahrers, insbesondere für jene über 1,85 Meter Körpergröße, etwas hoch ausfällt. Die Polster sind straff, die Wangen der Sportsitze aber zum Glück nicht übertrieben eng bemessen.

Hinterbänkler hingegen profitieren vom Modellwechsel nicht unbedingt. Kinder, die bereits so groß sind, dass die Beine über die Sitzpolster hinweg abgewinkelt werden können, finden immerzu genügend Raum, aber als Erwachsener wäre die Wegstrecke München – Berlin eher nicht zu empfehlen. In den Kofferraum passen derweil gut bemessene 406 Liter Gepäck (2er Active Tourer ohne Hybrid 470 Liter), die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 40/20/40 umlegen. So lassen sich im Active Tourer mit Hybridantrieb dann bis zu 1.370 Liter verstauen. Wenngleich sich die Rücksitzbank nur bei den reinen Verbrennern in der Länge verschieben lässt (bei den PHEV-Modellen ist die Elektrotechnik im Weg) - die Rückenlehne ist immerzu in der Neigung verstellbar. Anhänger zieht der Bayer maximal bis 1.400 Kilogramm.

 In den Kofferraum des PHEV-2er passen gut nutzbare 406 Liter Gepäck. Eine elektrische Heckklappenbetätigung ist Serie. In den Kofferraum des PHEV-2er passen gut nutzbare 406 Liter Gepäck. Eine elektrische Heckklappenbetätigung ist Serie.

Fazit

Der 326 PS starke 230e xDrive ist hierzulande vor allem für Firmenwagenberechtigte interessant. Sie profitieren noch von Steuererleichterungen auf Plug-in-Hybride und erfreuen sich am leistungsstarken Überraschungsmoment. Alle anderen werden wohl aufgrund der preislich hohen Differenz eher zu den normalen Verbrennern greifen. An der sehr guten Basis ändert das nichts. Der BMW 2er Active Tourer gefällt als fahrdynamisch gut abgestimmter Familientransporter, könnte in der zweiten Reihe für seinen erdachten Einsatzzweck aber etwas mehr Platz bieten. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten BMW 230e xDrive*


Modell BMW 230e xDrive
Motor 1,5-Liter-Turbobenziner + E-Maschine
Systemleistung 230 kW/326 PS
Systemdrehmoment 477 Nm
Antrieb Allrad, 7-Gang-DKG
Batterie 14,2 kWh (netto) Lithium-Ionen
Ladeleistung max. AC 7,4 kW
Kraftstoffverbrauch kombiniert 0,8-0,6 kWh auf 100 km²
Stromverbrauch kombiniert 15,9-14,4 kWh/100 km²
CO2-Emissionen kombiniert 18-14 g/km²
Elektrische Reichweite kombiniert bis zu 93 km
Beschleunigung (0–100 km/h) 5,5 s
Höchstgeschwindigkeit 205 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,39 m/1,82 m/1,58 m
Kofferraumvolumen ca. 406 Liter
Anhängelast 1.400 kg
Gewicht ca. 1.920 kg
Grundpreis BMW 230e xDrive ab 50.300 Euro

*Herstellerangaben

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