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Erster Test Ineos Grenadier Quartermaster: Arbeitstier mit Lifestyle-Faktor

Der Ineos Grenadier zählt bekanntermaßen zu den letzten wirklichen Geländewagen. Mit der Pick-up-Variante Quartermaster wird dieser nun endgültig zum Arbeitstier auf und neben geteerten Pisten. Erster Test mit dem 286 PS starken 3,0-Liter-Sechszylinder-Benziner von BMW.

Der Ineos Grenadier Quartermaster auf einen Blick*

  • Pick-up Variante des Ineos Grenadier
  • Radstand um 305 Millimeter verlängert
  • Gesamtlänge 5,44 Meter
  • Nutzlast zwischen 760 und 835 kg
  • Anhängelast zusätzlich 3,5 Tonnen
  • BMW-R6-Benziner leistet 286 PS
  • Grundpreis ab 72.640,00 Euro

*(Ineos Grenadier Modellprogramm (WLTP), Kraftstoffverbrauch kombiniert: 15,3-10,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 293-263 g/km; CO2-Klasse: G)²

Ineos Grenadier Quartermaster - Frontansicht

Mit was haben wir es hier zu tun?

Grundlegend mit der Pick-up-Variante eines Geländewagens, der 2017 im Londoner Pub "The Grenadier" auf einem Bierdeckel entstand. Warum auch nicht? Wie wir wissen, entstehen die besten Ideen oft zwischen ein paar Freunden bei einem kühlen Blonden. Wenn einer der Freunde dann auch noch zufällig der reichste Mann Großbritanniens ist, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Der Unternehmer und Ineos-Eigner Sir Jim Ratcliffe war zu dieser Zeit offensichtlich nicht erfreut darüber, dass Jaguar Land Rover (JLR) den ursprünglichen Defender nicht weiterbauen wollte. Der Versuch, die entsprechenden Rechte bei JLR abzukaufen, scheiterte, und so reifte der Plan, einen komplett neuen "alten" Geländewagen auf die Straße zu bringen.

Aus der Idee heraus entstand bekanntlich der Ineos Grenadier, der seit 2022 im Handel erhältlich ist und jetzt um die Pick-up-Variante Quartermaster ergänzt wird. Erstmals gezeigt wurde der Pritschenwagen, den es auch ohne Aufbau als Chassis-Cab zu bestellen gibt, auf dem Festival of Speed in Goodwood 2023. Bereits damals sorgte der 5,44 Meter lange „Quartiermeister“ für Aufsehen, dessen Bezeichnung im Militär für einen Nachschuboffizier steht. Passender hätte ein Name für einen Pick-up mit einer Nutzlast von 760 kg (Diesel) bis 835 kg (Benziner) wohl nicht sein können. Auf die Ladefläche des Quartermaster (1,56 x 1,62 m) passt neben das Ersatzrad eine ganze Euro-Palette – zusätzlich können bis zu 3,5 Tonnen an den Haken genommen werden.

Ineos Grenadier Quartermaster - Heckansicht

So fährt sich der Ineos Grenadier Quartermaster im Gelände

Obwohl zahlreiche Individualisierungsmöglichkeiten aus dem Quartermaster durchaus ein Arbeitstier mit Lifestyle-Faktor machen können – ein Blender will dieser Pick-up nicht sein. Während erster Testfahrten in der Toskana, auf ausgetretenen Pfaden, die nur die wirklich Einheimischen kennen, überzeugte der Pritschen-Grenadier mit einer weiterhin beachtlichen Geländetauglichkeit. 264 Millimeter Bodenfreiheit, eine Wattiefe von 800 Millimeter, ein Böschungswinkel vorn von 33,5 Grad und hinten von 22,6 Grad sind beste Voraussetzungen, um in den entlegenen Teilen dieser Welt weit voranzukommen. Und fährt man sich dann doch einmal fest, kann man sich mit der voll integrierten Seilwinde (Zugkraft 5,5 Tonnen) in der Frontstoßstange, selbst aus dem Schlamassel befreien.

Zu schmal und verwunden sollten die Wege (oder Parkhäuser) jedoch nicht sein, die man mit dem permanent allradgetriebenen Ineos Grenadier Quartermaster befährt. Der Wendekreis beträgt stattliche 14,5 Meter (VW Amarok 12,9 Meter), die aus dem Nutzfahrzeugbereich stammende Kugelumlauflenkung an sich ist ebenfalls nicht die leichtgängigste und verfügt kaum über ein nennenswertes Rückstellmoment. Hier stand Langlebigkeit klar vor Komfort – an anderer Stelle war man da schon nachgiebiger. Etwa beim Fahrwerk. Leiterrahmen und Starrachsen vorne und hinten gehören zwar weiterhin zum guten Offroad-Ton, rundherum sind jedoch Eibach-Schraubfedern verbaut und nicht, wie im Pick-up-Bau immer noch üblich, Blattfedern an der Hinterachse.

Ineos Grenadier Quartermaster - Fahren

Freude am Fahren erleben

Die Fünflenker-Aufhängung an der Vorder- und Hinterachse trägt ebenfalls dazu bei, dass sich der Quartermaster auf der normalen Straße eher wie ein großes SUV, denn wie ein ausgewiesener Pritschenwagen fahren lässt. Während die Bremse von Brembo und das Automatikgetriebe von ZF stammen, steuert BMW die Motoren für den Grenadier bei. Zur Wahl steht ein 249 PS und 500 Nm starker 3,0-Liter-Diesel (B57) und der von uns getestete 286 PS und 450 Nm starke 3,0-Liter-Turbobenziner (B58), der in Kontinentaleuropa, wie auch der Quartermaster als solcher, eine Ausnahme bleiben wird. Zwar bietet der kernig klingende Reihensechszylinder in der Tat viel Freude am Fahren, aber Kraftstoffverbräuche jenseits der 18 Liter auf 100 Kilometer sind ein deutliches Argument für den Selbstzünder.

Hier fordern die mindestens 2,66 Tonnen des im französischen Hambach produzierten Offroaders, noch dazu im Gelände, eindeutig ihren Tribut. Obschon der um 305 auf 3.227 Millimeter verlängerte Radstand mehr Fahrkomfort in den Grenadier bringt, die nach hinten raus insgesamt 54 Zentimeter mehr Auto muss man auch irgendwo unterbringen. Unterbringen müssen wir an dieser Stelle auch noch, dass das Achtgang-Automatikgetriebe serienmäßig um ein von Ineos entwickeltes und von Tremec hergestelltes zweistufiges Verteilergetriebe erweitert wurde. Während in dieses immerzu ein Mittendifferenzial integriert ist, sind die elektronisch zuschaltbaren Vorder- und Hinterachssperren (Eaton) modellabhängig als Option erhältlich.

Ineos Grenadier Quartermaster - Interior

Wie ist er innen?

Wer in das Cockpit des Ineos Grenadier Quartermaster blickt, wird zunächst keine Veränderung zum Station Wagon wahrnehmen. Erst ab der zweiten Sitzreihe beginnt die Eigenständigkeit des Pick-up, gibt es beispielsweise größere Türen und einen großen Heckglaseinsatz. Auf dem Fahrersitz fühlt man sich dagegen weiterhin wie in einer Pilotenkanzel – Knöpfe, Regler und die Kippschalter in der Dachkonsole sind unverkennbar aus dem Flugzeugbereich entliehen. Das wollte der Chef so und wir können ihn zu dieser Entscheidung nur beglückwünschen. Ein positiver Nebeneffekt: Die Bedienelemente der Mittelkonsole sind sogar spritzwassergeschützt.

Während man die bequemen und durchaus seitenhaltstarken Recaro-Sitze mit einer Kombination aus Stoff und Vinyl oder Nappaleder beziehen lassen kann, würden wir im Fußraum nicht nur aus praktischen Gründen den Gummi-Fußboden empfehlen. Zwar macht der Innenraum einen durchwegs soliden und robusten Eindruck, die Qualität des optionalen Teppichbodens konnte uns jedoch nicht restlos überzeugen. Kritikwürdig ist für uns auch das Fehlen einer echten Tachoeinheit – und sei es nur, um die aktuell gefahrene Geschwindigkeit ablesen zu können. Der Blick auf das Infotainment-Display mag irgendwann erlernt sein, die Handhabung der verschachtelten Menüs braucht hingegen ein bisschen mehr Eingewöhnung.

Ineos Grenadier Quartermaster - Dynamisch

Erstes Fazit

Ineos geht den nächsten Schritt und erweitert mit dem Pick-up Quartermaster das Grenadier-Angebot um eine im wahrsten Sinne nutzvolle Variante. Diese ist nicht nur in Radstand und Länge gewachsen, sondern verbessert auch spürbar den Fahrkomfort. Als Arbeitstier kann der Quartermaster nicht nur ordentlich Nutzlast transportieren, sondern auch volle 3,5 Tonnen ziehen. Verschiedene Farb- und Ausstattungsoptionen lassen gleichzeitig nicht den Lifestyle-Faktor vermissen. Allerdings: Die opulenten Abmessungen, der große Wendekreis und der hohe Verbrauch schränken die Alltagstauglichkeit (hierzulande) spürbar ein. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

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