Zum Hauptinhalt springen
AutoScout24 steht Ihnen aktuell aufgrund von Wartungsarbeiten nur eingeschränkt zur Verfügung. Dies betrifft einige Funktionen wie z.B. die Kontaktaufnahme mit Verkäufern, das Einloggen oder das Verwalten Ihrer Fahrzeuge für den Verkauf.

Mercedes-Benz G500 im Test: der Ewige

Der Mercedes-Benz G500 mag gründlich überarbeitet worden sein, doch im Herzen blieb er sich stets treu. Er ist ein Mercedes der alten Schule, allem modernen Digitalen im Interieur zum Trotz. Dass er mit seinem 4,0-Liter-V8-Motor allerdings auch sehr bequem fährt, ist neu – und durchaus zu begrüßen.


Der Mercedes-Benz G500 im Überblick


Pro

Stärken

  • Unerschütterliche Qualität
  • Fantastischer Klang
  • Herausragende Geländequalitäten
Contra

Schwächen

  • Horrendes Preisniveau
  • Sehr hoher Verbrauch
  • Überraschend knappes Platzangebot

 Jedes Kind erkennt einen Mercedes G auf den ersten Blick, daran hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert. Jedes Kind erkennt einen Mercedes G auf den ersten Blick, daran hat sich seit Jahrzehnten nichts geändert.

Der G ist eine Legende. Warum eigentlich?

Seit 1979 ist der Mercedes G im Programm der Stuttgarter und hat sich vor allem seit den frühen Neunzigern zum Lifestyle-Kultmobil entwickelt. Vor allem seine unerschütterliche Qualität und die konkurrenzlosen Offroad-Fähigkeiten haben ihm eine Aura des Unerreichbaren verliehen. In Kombination mit wilden AMG-Motoren und ungefiltertem V8-Sound spielt der W463 seine Trümpfe allerdings nicht nur im tiefsten Unterholz, sondern auch auf den Boulevards der Megacitys dieser Welt aus. Mit der umfassenden Modellpflege auf die Baureihe W463A kam erstmals seit fast 40 Jahre eine modernisierte Optik zum Einsatz. Seitdem kennt der Run auf den ewigen G kein Halten mehr. Wir waren mit einem G500 auf Spurensuche: Worin liegt der Reiz des ewigen Geländewagens?

 Quadratisch, praktisch, gut. Gilt nicht nur für Schokolade aus dem Schwäbischen, sondern auch für den in Steyr produzierten Geländewagen. Quadratisch, praktisch, gut. Gilt nicht nur für Schokolade aus dem Schwäbischen, sondern auch für den in Steyr produzierten Geländewagen.

Die Kante bleibt für immer

Optisch war der G nicht immer ein Viech. Vor allem die ersten Versionen, die noch rein auf ihren Nutzen hin ausgelegt und frei von Radlaufverbreiterungen und großen Leichtmetallfelgen waren, kamen geradezu unauffällig daher. Das hat sich spätestens mit Erscheinen der ersten AMG-Modelle gewandelt und seither sind die Geländewagen aus Graz auch optisch echte Kraftmeier. Auch der von uns gefahrene Mercedes-Benz G500(Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,2-12,6 l/100km; CO2-Emissionen kombiniert: 301-289 g/km)² macht da keine Ausnahme. Zwar kommt er mit den 18-Zoll-Leichtmetallfelgen der Winterbereifung eher dezent daher, die breiten Anbauteile, das unter der Edelstahlabdeckung thronende Reserverad und die glitzernde Verchromung des Kühlergrills machen aber unmissverständlich klar, dass hier kein günstiger Crossover um die Ecke biegt.

Allerdings wirkt der zivile G500 auch nicht extra angriffslustig. Gerade das dunkelgrünmetallic des Testwagens lässt ihn vor allem im Sonnenlicht nahezu klassisch wirken. Man wird sich zwar am Orts-Stammtisch der Grünen weiterhin keine Freunde machen, aber dieser G könnte zumindest in Sachen Bereifung ins Gelände – und würde dort seinen Nutzen erfüllen. Das fehlende AMG-Ornat lässt ihn also deutlich weniger anstößig wirken als befürchtet.

 Besonders die Qualität von Material und Sattlerhandwerk beeindruckten über die Jahre immer wieder, als die G-Klasse als Testwagen in den Redaktionshof rollte. Besonders die Qualität von Material und Sattlerhandwerk beeindruckten über die Jahre immer wieder, als die G-Klasse als Testwagen in den Redaktionshof rollte.

Ein Interieur von besonderer Qualität – wenn man die richtigen Kreuze setzt

Wer sich über das massive Edelstahltrittbrett in den ersten Stock geschwungen und die Tür mit ihrem unvergleichlich tresorartigen Geräusch ins Schloss geschlagen hat, der dürfte schon auf den ersten Blick begeistert sein. So – und nur so – muss ein echter Mercedes der Oberklasse aussehen. Feinstes Nappaleder allerorten, elegant zweifarbig abgesetzt und teils in edler Rautensteppung verarbeitet, dazu offenporiges Holz und hochwertig mattierter Chrom. Die Anfassqualität zeugt von liebevoller Handarbeit der Werker im österreichischen Graz, selbst der Geruch erinnert eher an eine noble italienische Boutique als an einen Auto-Innenraum. Allerdings schlägt das Superior Line-Interieur, das zugegebenermaßen noch weitere Sonderausstattungen enthält, auch mit heftigen 18.064,20 Euro zu Buche.

Wer allerdings angesichts der bemerkenswerten Qualität weitere Luxusklasse-Maßstäbe an den G ansetzt, der wird alsbald enttäuscht. Zwar ist das Platzangebot in der ersten Reihe mit dem Breitenwachstum der neuen Generation deutlich besser geworden, wirklich üppig ist es aber weiterhin nicht. Vor allem: Wer in Reihe eins bequem sitzen möchte, der muss den Sitz relativ weit zurückfahren und beschränkt damit den Bewegungsraum im Fond spürbar. Hier wird deutlich, dass ein Raumkonzept von 1979 eben ein Raumkonzept von 1979 bleibt. Allerdings sorgen der gigantische Kofferraum und die mit 721 kg sehr hohe Zuladung weiterhin für guten Praxisnutzen des G.

Auch in Sachen Infotainment schlägt sich der kantige Geländewagen tapfer. Zwar ist man beim Daimler bereits in der übernächsten Display- und Bedien-Generation angekommen, das durchgehende Digital-Cockpit aus der alten S-Klasse sorgt aber weiterhin für Freude. Es ist klar abzulesen, wurde nicht mit Individualisierungsoptionen verfrachtet und läuft vor allem stabil und absturzfrei – in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit mehr und ein weiteres Indiz für die Solidität und Langlebigkeit des G.

 Unter der schmucklosen Plastik-Kapselung versteckt das bitterböse klingende V8-Kraftwerk mit den zwei innenliegenden Turboladern. Unter der schmucklosen Plastik-Kapselung versteckt das bitterböse klingende V8-Kraftwerk mit den zwei innenliegenden Turboladern.

Der 422 PS starke V8 hat eine überaus direkte Ansprache

Das Drücken des Startknopfes ist in einer V8-G-Klasse immer ein besonderes Erlebnis. Denn der monumentale Schüttler, mit dem das 4,0-Liter-V8-Biturbo-Aggregat zum Leben erwacht und der dumpfe Grunzer, der kurz darauf in einen lautstarken Kaltstart-Leerlauf verfällt, sind vor allem in der Tiefgarage mehr als eindrucksvoll. Überhaupt ist der charakteristische V8-Beat jederzeit so wunderbar präsent, dass man über eine sehr direkte Beziehung der Steyrer Magna-Werker zum lokalen TÜV-Prüfer nicht spekulieren braucht. Das Beste an der tollen Abstimmung der Abgasanlage ist aber sicher das völlige Fehlen jeder Synthetik. Keine künstliche Soundverstärkung, keine Membranen im Abgasstrang und auch keine nachgesteuerten Fehlzündungen – stattdessen gibt es einfachen und puren Achtzylinder-Klang.

Interessanter Nebeneffekt beim Auskosten des wunderbaren Klangteppichs sind ziemlich eindrucksvolle Beschleunigungsmanöver. Die nominal 5,9 Sekunden für den Landstraßensprint wirken hoch oben auf dem grünen G deutlich eindrucksvoller als die bloße Zahl auf dem Papier. Vor allem bei Zwischensprints reißen die 610 Newtonmeter des M176DE40AL den G500 tüchtig nach vorne. Und das trotz seines hohen Leergewichts von 2.429 Kilogramm. Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Der Verbrauch. Denn genauso wenig zimperlich wie im Geräusch ist der große V8 des G in Sachen Trinkverhalten. Im Alltag sind Werte unter 15 Litern auf 100 Kilometer nicht zu erreichen, der Bordcomputer zeigt oft Werte jenseits der 17,5 Liter an.

 Fahrdynamik hat im G noch immer keinen hohen Stellenwert. Komfort allerdings schon – und diese Diszipling beherrscht er bestens. Fahrdynamik hat im G noch immer keinen hohen Stellenwert. Komfort allerdings schon – und diese Diszipling beherrscht er bestens.

Der Fahrmodus-Schalter verstaubt im G500

Die Souveränität des starken Antriebs verleiht dem Mercedes-Benz G500 allerdings eine ganz besondere Aura. Man will mit ihm gar nicht rasen, sondern man fährt mit ihm, aufrecht, gelassen, entspannt. Das adaptive Fahrwerk hat daran seinen Anteil. Zwar lässt es sich – wie Lenkung, Motoransprechverhalten und ESP-Regelung auch – in verschiedene Modi justieren, das hat der G aber gar nicht nötig. Comfort ist die Standardeinstellung und auch seine Bestimmung. In diesem Setup arbeiten alle Systeme derart perfekt aufeinander abgestimmt, wie es nur jahrzehntelange Übung zustande bringt.

Die Überarbeitung zum W463A hat an diesem Eindruck natürlich wesentlichen Einfluss. Die zusätzliche Breite, die in Kombination mit der Einzelradaufhängung vorne eine deutlich verbesserte Fahrwerkskinematik ermöglichte, lässt der G nun wirklich wie einen normalen PKW fahren. Das leicht ungelenke der alten Versionen ist völlig verflogen. Natürlich wird aber aus einem echten Geländewagen kein Kurvenjäger – doch das wollte der G auch nie sein.

 Das Burmester-Soundsystem erhält eine unbedingte Kaufempfehlung. Denn seine Klangqualität ist herausragend. Das Burmester-Soundsystem erhält eine unbedingte Kaufempfehlung. Denn seine Klangqualität ist herausragend.

Wenn die Burg zum Klangraum wird: Das Burmester-Soundsystem

Besondere Erwähnung hat das Burmester Surround-Soundsystem verdient. Denn zu welcher Leistung ein Lautsprechersystem im idealen Umfeld im Stande ist, zeigt unser Testwagen. Stabile Einbauplätze und unerschütterliche Qualität ohne mitschwingende Verkleidungen oder vom Schall angeregten Klapperfrequenzen sorgen für eine Klangqualität, die man so kaum mehr geboten bekommt. Dass das teilaktive Zehn-Kanal-System mit seinen 15 Lautsprechern trotz seiner akustischen Güte mit einem Aufpreis von 1.547 Euro eher zu den günstigen Optionen zählt, macht es nur noch eindrucksvoller. Einen Nachteil hat das Burmester-System aber: Wer es auskostet, der hört weniger vom V8. Ein echtes Dilemma.

Fazit:

Der Mercedes-Benz G500 untermauert seinen Legendenstatus schon beim Anlassen. Wer ihm hier noch nicht verfallen ist, der wird ihn sowieso nie verstehen. Ihm Geneigte verwöhnt er ab diesem Moment aber nur noch stärker: exquisite Verarbeitung, überraschend gutes Fahrverhalten und absolute Souveränität. Und genau darum geht es beim G. Er ist unerschütterlich. Er ist für die Ewigkeit gebaut. Und damit gehört er zu den letzten seiner Art. (Text und Bilder: Fabian Mechtel)

Technische Daten*

  • Modell: Mercedes-Benz G500
  • Motor: Achtzylinder-V-Motor, 3.982 ccm
  • Leistung: 310 kW/4220 PS
  • Drehmoment: 610 Nm
  • Antrieb: Allradantrieb, Neungang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch kombiniert (WLTP): 13,2 l/100km² Super
  • Testverbrauch: 17,2 l/100km Super
  • CO2-Emissionen kombiniert: 301 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 5,9 Sekunden*
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h (abgeregelt)
  • Abmessungen (L/B/H): 4,82 m/1,93 m/1,97 m
  • Gewicht: 2.429 kg*
  • Grundpreis: ab 125.955,55 Euro

*Herstellerangaben

Wollen Sie jetzt durchstarten?

Alle Artikel

G-Klasse im Winter mit Bögel

Fahrbericht Mercedes G-Klasse G 500: Der ewige Benz

Testberichte · Mercedes-Benz
mercedes-gle-350de-2024-titelbild

Test Mercedes GLE 350 de: Mit dem Diesel an die Ladesäule

Testberichte · Mercedes-Benz
Mercedes-AMG-C63-E-Performance-2024-Titelbild

Test Mercedes-AMG C 63 S E Performance: Prince (Un)charming

Testberichte · Mercedes-Benz
Mehr anzeigen