Knaus-Tabbert: Neustart mit der Baureihe Boxtime

Mit dem Fokus auf das Wesentliche und mehr Pragmatismus will die Knaus-Tabbert-Gruppe die Krise meistern. Gut ein Drittel der Modellpalette fiel dabei dem Rotstift zum Opfer. Und auf dem Caravan-Salon gibt es deshalb auch nur eine echte Neuheit. Den Boxtime.

In der Knaus-Tabbert-Gruppe sind die Zeiten üppiger Neuheiten-Feuerwerke, präsentiert auf überdimensionalen Multivisions-Bildschirmen, vorbei. Bei der Vorstellung des Modelljahrgangs 2026 für die Reisemobilmarken Knaus und Weinsberg sowie der Caravan-Sparte Tabbert im heimischen Werk in Jandelsbrunn gab es lediglich eine echte Premiere: die neue Camper-Van-Baureihe Knaus Boxtime, die mit vier Grundrissen zu Preisen ab 67.000 Euro an den Start geht.

Nach turbulenten Monaten, die mit der Verhaftung zweier Vorstandsmitglieder wegen Korruptionsvorwürfen und dem Austausch der gesamten Geschäftsführung im vergangenen November begannen, mussten zwangsläufig andere Prioritäten für den Auftritt auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon (29. August bis 7. September) gesetzt werden. Die Fehler der alten Unternehmensleitung, die in einer gewaltigen Überproduktion gipfelten, galt es auszumerzen. Produktionsstopps und Kurzarbeit waren die Folge, der Abbau der großen Lagerbestände war und ist vorrangiges Ziel.

Knaus Boxtime innen 2

Modellpalette um ein Drittel reduziert

Für die Neuausrichtung der Unternehmens-Gruppe, hinter Trigano und der Erwin-Hymer-Group immerhin die Nummer 3 in Europa, sah der neue CEO Wim de Pundert eine Reduzierung der überbordenden Modellvielfalt dringend geboten. So wurde die Produktpalette um gut ein Drittel eingedampft, fielen Ladenhüter dem Rotstift zum Opfer. Den Boxdrive-Kastenwagen auf MAN-TGE-Basis gibt es nicht mehr, und ebenso verschwindet auch der Ford Transit aus dem bisher breit gefächerten Angebot an Basisfahrzeugen.

Erfolgreiche Modelle hingegen werden mit mehr Pragmatismus und Fokus auf das Wesentliche gestärkt sowie als Sondermodelle preisgünstiger angeboten. Mit dem Ergebnis, dass sich die Jandelsbrunner in puncto Neuheiten auf eine einzige Debütanten-Baureihe beschränken: Der neue Boxtime auf Fiat-Ducato-Basis positioniert sich mit einem Mehrpreis von rund 3.000 Euro über dem Boxlife, der als einziger Camper-Vans aus der alten Modellpalette überlebt.

In den Boxtime hat Knaus noch ein bisschen von dem Innovationsgeist der vergangenen Jahre einfließen lassen. Dabei geht es eine neu entwickelte Leichtbau-Technology, um sogenannte EPP-Möbelstücke aus expandiertem Polypropylen (EPP). Das ist ein leichter, robuster und vielseitig verwendbarer Kunststoff, der für Möbel gut geeignet ist, da er stoßfest, formbar und zu 100 Prozent recyclingfähig ist. Er sorgt zudem für gute Dämmwerte und zeigt eine hohe Temperaturbeständigkeit.

Im Boxtime bestehen vor allem die Oberschränke aus diesem grau-schwarzen Material. Sie fallen bei gleichem Volumen etwas schmaler aus, was zudem sieben Zentimeter Raumgewinn zwischen Küche und Bad schafft. Im Sechs-Meter-Modell Boxtime 600 MQ soll die Gewichtseinsparung durch die Leichtbau-Materialien 60 Kilogramm gegenüber einem herkömmlichen vergleichbaren Kastenwagen betragen. Und die verbesserte thermische Isolation dämmt nicht nur besser gegen Hitze und Kälte, sondern reduziert nach Knaus-Angaben auch Außengeräusche um bis zu drei Dezibel (DB). Allerdings dunkeln die EPP-Möbel das Wohnambiente auch generell ein wenig ab. Dafür gestaltet das serienmäßige Panoramafenster im Bug die vordere Sitzgruppe etwas luftiger.

Knaus Boxtime 1

Der Boxtime ist in vier Varianten erhältlich

Der Boxtime ist in vier Grundrissen erhältlich: 540 MQ, 600 MQ, 630 ME und 630 MX, von denen die ersten drei sich an der gängigen Mainstream-Aufteilung mit hinteren Quer- oder Einzelbetten orientieren. Der 630 MX begnügt sich dagegen mit einem Hubbett im Heck, was die Raumnutzung darunter vereinfacht und maximiert. Im kürzesten 5,40-Meter-Camper-Van ist ein Kompakt-Bad montiert, in den anderen Modellen ein größeres XL-Bad. Beide lassen sich mit einer Schwenkwand in eine Duschkabine verwandeln, die in der XL-Variante etwas komfortabler ausfällt. Der Basispreis von 67.000 Euro lässt erkennen, dass es innovative Möbel nicht zum Dumpingpreis gibt.

Etwas Feinschliff und mehr Ausstattung hat auch der Boxlife erfahren, der serienmäßig ebenfalls mit dem 103 kW/140 PS starken Fiat Ducato als Unterbau vorfährt. Er wird jetzt ab Werk mit Dieselheizung und Kompressor-Kühlschrank ausgeliefert, was den Gasbetrieb deutlich reduziert. Mit fünf Grundrissen von 5,40 bis 6.36 Meter bietet er die größte Vielfalt und als pfiffiges Schmankerl eine Slide-out-Sitzbank, mit der sich die Sitzfläche um eine Handbreit vergrößern lässt.

Der Boxlife kostet ab 64.000 Euro. Sinnvoll erscheint es allerdings, sich vor dem Konfigurieren die Platinum-Edition anzuschauen, die bei knapp 1.500 Euro Mehrpreis einen pekuniären Vorteil von bis zu 9.200 Euro erbringen soll.

Auch die Tochtermarke Weinsberg hat mit Sondermodellen beste Erfahrungen gemacht. Die Edition Pepper des Cara-Compact auf Fiat-Ducato- oder Peugeot-Boxer-Basis entwickelte sich mit den meisten Zulassungen eines einzelnen Modells quasi zum „Golf unter den teilintegrierten Wohnmobilen“. Jetzt werden auch die Mercedes-Sprinter-Modelle Weinsberg Cara-Compact MB (ab 83.900 Euro) und Cara-Compact Suite MB (ab 86.000 Euro) als Pepper-Sondermodelle mit einer Ersparnis von bis zu 10.000 Euro angeboten, unter anderem mit Markise, Captainchairs, MBUX-Multimedia, Leichtmetallfelgen, Ambiente-Beleuchtung und einigem mehr inklusive. (Text ml/sp-x | Bilder: Hersteller)

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