Um zu dokumentieren, wie Fahrzeuge den vorgeschriebenen Abstand zum Vordermann unterschreiten, geht die Polizei unterschiedlich vor. So funktionieren die gängigen Systeme zur Abstandsmessung auf der Autobahn.
Bei diesem Verfahren der Abstandsmessung muss ein Kontrollabschnitt von mindestens 80 Metern mit Passpunkten markiert sein. Sie befinden sich vor Brücken und sind auch für Autofahrer als weiße Querstreifen am Rand der Fahrspur erkennbar. Das VKS erstellt anhand der vier Mess- und der zwei Kontrollpunkte auf der Fahrbahn ein virtuelles Messfeld. Der Bereich der Abstandsmessung muss gut einsichtig sein, damit ihn die zwei Kameras auf der Brücke erfassen können.
Nur eine der beiden Kameras übernimmt die tatsächliche Abstandsmessung auf der Autobahn. Sie macht Aufnahmen vom fließenden Verkehr, die die Polizei auf Abstandsverstöße hin untersucht. Dabei ermittelt eine Kontrollsoftware Geschwindigkeiten und Abstände der Fahrzeuge. Die zweite Kamera ist für den Nahbereich gedacht und erfasst das Kennzeichen und den Fahrzeugführer.
Mit dem VKS erfolgt die Abstandsmessung auf der Autobahn ohne Blitzer und innerhalb kürzester Zeit. So kann die Polizei Verstöße gegen den Mindestabstand noch vor Ort in einer Verkehrskontrolle ahnden. Andernfalls erfahren Fahrzeugführer von ihrem Verstoß erst durch den Bußgeldbescheid im Briefkasten.
Ähnlich wie das VKS funktioniert auch die VAMA. Bei dieser Methode der Abstandsmessung überblickt die Messanlage einen Bereich von bis zu 700 Metern. Eine Kamera filmt den Startpunkt der Messung in der Ferne, die andere den Endpunkt im Nahbereich. Um ein Fahrzeug zu identifizieren, wird außerdem ein Blitzer auf Fahrbahnhöhe installiert.
Polizeibeamte beobachten im Videowagen den Verkehr und lösen bei Verdacht auf einen Abstandsverstoß den Blitzer aus. Bei dieser Form der Abstandsmessung auf der Autobahn kommt keine Software zum Einsatz, sondern eine Zeitmessung. Im Labor berechnet die Polizei anhand von Stoppbildern aus den Videoaufnahmen, mit welcher Geschwindigkeit und mit welchem Abstand die Fahrzeuge den Kontrollbereich durchfahren haben.
Eine weitere Methode, den Sicherheitsabstand zu überprüfen, sind die sogenannten ProViDa-Fahrzeuge. Dafür folgt die Polizei meist in einem zivilen Fahrzeug mit konstantem Abstand zum Vorausfahrenden. Dabei misst das ProViDa-Fahrzeug mittels Sensortechnik die Geschwindigkeit. Durch die Videoaufnahme können die Beamten dann auch Abstandsverstöße ermitteln.
Achtung
Eine Abstandsmessung auf der Autobahn kann auch ohne technische Vorrichtung erfolgen. Polizeibeamte können per Augenmaß feststellen, ob eine Unterschreitung des Sicherheitsabstandes vorliegt. Da diese Methode der Abstandsmessung verhältnismäßig ungenau ist, unterliegen die geschätzten Werte einer hohen Toleranz von 20 bis 30 Prozent.
Wer ein Bußgeld vermeiden möchte, sollte stets den empfohlenen Sicherheitsabstand einhalten. In der Straßenverkehrsordnung (StVO) ist kein exakter Wert festgelegt. Der Abstand muss aber immer so groß sein, dass das Fahrzeug sicher hinter dem Vordermann zum Stehen kommen kann. Dafür orientiert sich der Bußgeldkatalog an den folgenden beiden Faustformeln:
Demzufolge ist dein Abstand zum Vorausfahrenden dann ausreichend, wenn zwischen euch die hälfte deiner Geschwindigkeit in Metern liegt. Alternativ orientierst du dich an einem markanten Punkt in der Umgebung, den du mindestens zwei Sekunden nach deinem Vordermann passieren solltest. Für die individuelle Abstandsmessung auf der Autobahn eignen sich vor allem die Leitpfosten am Fahrbahnrand. In Deutschland haben diese einen Abstand von 50 Metern zueinander. In Österreich stehen sie mit 33 Metern näher zusammen. Auf besonders kurvenreicher Strecke kann der Abstand generell geringer sein.
Für LKW und Reisebusse gelten bezüglich des Sicherheitsabstandes eigene Regeln. Denn die tonnenschweren Fahrzeuge haben einen längeren Bremsweg. Schon ab einer Geschwindigkeit von 50 km/h müssen sie mit mindestens 50 Metern Abstand zum Vordermann fahren.
Der Bußgeldkatalog bemisst das Strafmaß für zu geringen Abstand daran, wie schnell das Fahrzeug gefahren ist. Je höher die Geschwindigkeit und je geringer der Abstand desto höher fällt auch das Bußgeld aus. Zusätzlich kann ein Gericht vorsätzliches Verhalten feststellen. Dieses ist dann gegeben, wenn die Person hinterm Steuer den Abstand ohne Not durch leichtes Abbremsen herstellen könnte. In diesem Fall müssen Beschuldigte mit einem doppelten Bußgeld rechnen.
Noch härter geht der Gesetzgeber gegen das sogenannte Drängeln vor. Gemeint sind Fahrer, die besonders dicht auffahren und den Vorrausfahrenden mit Lichthupe bedrängen. Diese Fahrweise kann als Nötigung im Straßenverkehr eingestuft werden. Drängler begehen mit ihrem Verhalten also eine Straftat.
Die Straßenverkehrsordnung legt fünf verschiedene Bereiche des zu geringen Abstands fest. Dabei orientiert sie sich daran, um welchen prozentualen Anteil die Person am Steuer die „Halber-Tacho-Regel“ missachtet hat. Die folgende Grafik veranschaulicht die Berechnung des Bußgelds anhand des Tachowerts:
Im Bußgeldkatalog legen vier Geschwindigkeitsbereiche die Höhe des Bußgelds fest. Ab einer Geschwindigkeit von mehr als 80 km/h wird ein Abstandsverstoß stets mit Punkten in Flensburg geahndet. Ergibt die Abstandsmessung auf der Autobahn gravierende Verstöße jenseits der 100 km/h, droht außerdem ein Fahrverbot von bis zu drei Monaten.
| Bußgeld | Punkte | Fahrverbot | ||
|---|---|---|---|---|
| Bis 80 km/h | Ohne Gefährdung | 25 € | ||
| mit Gefährdung | 30 € | |||
| mit Sachbeschädigung | 35 € | |||
| Bis 100 km/h | Abstand geringer als 5/10 des halben Tachowerts | 75 € | 1 | |
| als 4/10 | 100 € | 1 | ||
| als 3/10 | 160 € | 1 | ||
| als 2/10 | 240 € | 1 | ||
| als 1/10 | 320 € | 1 | ||
| Bis 130 km/h | Abstand geringer als 5/10 des halben Tachowerts | 75 € | 1 | |
| als 4/10 | 100 € | 1 | ||
| als 3/10 | 160 € | 2 | 1 Monat | |
| als 2/10 | 240 € | 2 | 2 Monate | |
| als 1/10 | 320 € | 2 | 3 Monate | |
| Ab 130 km/h | Abstand geringer als 5/10 des halben Tachowerts | 100 € | 1 | |
| als 4/10 | 180 € | 1 | ||
| als 3/10 | 240 € | 2 | 1 Monat | |
| als 2/10 | 320 € | 2 | 2 Monate | |
| als 1/10 | 400 € | 2 | 3 Monate |
Achtung
Offenbart eine Abstandsmessung auf der Autobahn einen Verstoß gegen die StVO, zieht die Messsoftware oder ein Polizeibeamter einen Toleranzwert ab. Dieser bezieht sich auf die Geschwindigkeit und sieht 3 % Toleranz bei 100 km/h und mehr vor. Beim VKS kommt außerdem ein Abschlag von 15 % des in 0,8 Sekunden zurückgelegten Fahrwegs hinzu.
Fahranfänger, die auf der Autobahn in eine Abstandsmessung geraten, müssen je nach Verstoß zusätzlich zu Bußgeld, Punkten oder Fahrverbot mit weiteren Maßnahmen rechnen. Das liegt daran, dass sie sich nach der praktischen Fahrprüfung in einer zweijährigen Probezeit befinden. Wenn Jungfahrer in dieser Zeit den vorgegebenen Abstand nicht einhalten, handelt es sich um einen sogenannten A-Verstoß (schwerer Verkehrsverstoß). In diesem Fall müssen Betroffene ein Aufbauseminar besuchen und ihre Probezeit verlängert sich um zwei Jahre.
Das Thema Mindestabstand ist neben Höchstgeschwindigkeiten besonders relevant für die Sicherheit auf der Autobahn. Gerade hier wiegen Abstandsverstöße besonders schwer und führen zu schweren Unfällen mit Toten und Verletzten. Wir zeigen dir, wie die du einen sicheren Abstand zum Vordermann herstellst und welches Fahrverhalten einer Abstandsmessung auf der Autobahn standhält.
Die Polizei analysiert bei einer Abstandsmessung auf der Autobahn auch die Verkehrssituation, die einem möglichen Verstoß voraus ging. Denn einscherende Fahrzeuge sorgen im fließenden Verkehr dafür, dass du den vorgeschriebenen Abstand unerwartet unterschreitest. In so einem Fall musst du den Mindestabstand innerhalb von drei Sekunden wieder herstellen. Gerad auf der Autobahn gilt es jedoch, abrupte Manöver zu vermeiden und vorsichtig abzubremsen. Ab Geschwindigkeiten jenseits der 160 km/h ist der Abstand innerhalb einer Sekunde einzubremsen.
Achtung
Die zugestandene Zeit, auf den Verkehr zu reagieren, orientiert sich am Bremsweg. Bei einer normalen Bremsung gilt die Faustregel (Geschwindigkeit / 10) : (Geschwindigkeit / 10) = Bremsweg in Metern. Aus der Formel geht hervor, dass der Bremsweg eines Fahrzeugs exponentiell steigt. So sind es bei 100 km/h 100 Meter und bei 160 km/h bereits 256 Meter. Deshalb ist die Regel bei hohen Geschwindigkeiten strenger.
Gerade in neueren Autos helfen Assistenzsystem dabei, den Sicherheitsabstand einzuhalten. Dabei übernehmen Sensoren die Abstandsmessung und melden, wenn das Fahrzeug zu dicht auffährt. Daraufhin korrigiert das Auto den Abstand automatisch. Laut des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) verhindern solche Systeme rund 20 % der Auffahrunfälle. Auch ein Notbremsassistent erkennt Gefahrensituationen und leitet gegebenenfalls eine Vollbremsung ein. Insgesamt können Assistenzsysteme Unfälle sehr wirksam verhindern.
Die technischen Einrichtungen zur Abstandsmessung auf der Autobahn sind mehr oder weniger betroffen von Messfehlern. Öfter jedoch beinhalten die Bußgeldbescheide Formfehler. Deshalb kann sich ein Einspruch gegen ein verhängtes Bußgeld oder Fahrverbot auszahlen. Für einen Einspruch wertet ein Anwalt oder ein Sachverständiger die Ermittlungsakte, das Beweisvideo und weitere Messunterlagen aus. Das ist mit weiteren Kosten verbunden. Deshalb lohnt es sich, die Kosten für einen Anwalt mit den denen des Bußgelds zu vergleichen.
Die Gewährleistung eines Sicherheitsabstands auf der Autobahn ist nicht nur eine Frage der Bequemlichkeit, sondern eine entscheidende Maßnahme, um das Leben aller Verkehrsteilnehmer vor den Gefahren eines rücksichtslosen Auffahrens zu schützen. Ein unzureichender Sicherheitsabstand ist nach wie vor eine häufige Unfallursache, die insbesondere auf Hochgeschwindigkeitsstrecken oft zu schweren Folgen führt. Durch proaktive und vorausschauende Fahrtechniken in Verbindung mit der Unterstützung fortschrittlicher Sicherheitssysteme können Fahrer die Abstandsmessungen sicher beherrschen und sich und andere Verkehrsteilnehmer wirksam schützen. Die Einhaltung von Sicherheitsabständen trägt wesentlich zu einer sichereren Fahrumgebung für alle Beteiligten bei.
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