Mit der sechsten Generation des 3er (interner Code F3X) setzte BMW ab 2012 auf Revolution statt Evolution: Mit 4,62 Metern ganze zehn Zentimeter länger, dabei bis zu 40 Kilo leichter, technisch modernisiert und trotzdem klar erkennbar ein echter Dreier.
Unter anderem das neue iDrive-Radio mit 6,5-Zoll-Bildschirm, eine 1-Zonen-Klimaautomatik und Rückleuchten mit LED-Technik zählten ab Werk zur eher spartanischen Serienausstattung. Jedes weitere Extra musste sich der Erstbesitzer teuer erkaufen. Besonders kostenintensiv waren etwa das M Paket, das 8-Gang-Automatikgetriebe und das große Navigationssystem. Letzteres wurde vor allem in den ersten Jahren häufig geklaut. Heute sind diese Optionen auf dem Gebrauchtwagenmarkt gesucht.
2013 folgten der praktische und sehr beliebte 3er Touring F31 (495-1.500 l Kofferraumvolumen) und der noch geräumigere (bis zu 1.600 l), aber etwas eigenwillige Gran Turismo (F34), der aufgrund mangelnder Nachfrage nach nur einer Generation eingestellt wurde.
Wer es optisch dynamischer wollte, griff ab 2013 zum technisch eng verwandten 4er Coupé oder Cabrio (F32/F33). Ab 2024 komplettierte das viertürige 4er Gran Coupé (F36) die Modellpalette.
Gute Allrounder mit Langstrecken-DNA
Besonders der Dreier zeigte sich erneut bei Vielfahrern beliebt – zurecht: Hoher Langstreckenkomfort (Adaptives Fahrwerk als Option), präzises Handling und eine breite Motorenpalette machen ihn auch heute noch zum echten Alltagshelden.
Flottenkunden schworen etwa auf den 318d (143/150 PS, unter 6 l/100 km), während der 320i (184 PS) auch heute noch als vernünftiger Benziner auftritt. Erstmals wurde ein 3er auch teilelektrisch angeboten. Der 330e überzeugte ab Anfang 2016 mit einer Systemleistung von 252 PS und bis zu 40 km elektrischer Reichweite. Nicht wenige Modelle sind mit dem optionalen Allradantrieb (xDrive) ausgerüstet. Einziges Serienmodell mit vier angetriebenen Rädern war damals der 313 PS / 630 Nm starke 335d.
Serienmäßig wurde damals bei fast allen Antrieben noch per Hand geschaltet. Nur die Sechszylinder-Diesel, der Hybrid und der M3 CS setzten alternativlos auf Automatik.
Mit dem Facelift 2015 (LCI) wurde nicht nur die Optik dezent nachgeschärft, sondern auch die Technik überarbeitet. Neue Scheinwerfer und Rückleuchten sowie neue Vier- und Sechszylinder rundeten das Angebot ab. Auch der Innenraum wurde an manchen Stellen hochwertiger ausstaffiert.
Solide Technik, aber nicht ohne Fehler
Trotz seiner Qualitäten sind die 3er/4er F3x Baureihen nicht ohne Schwächen. Der TÜV-Report 2025 bemängelt vor allem früh verschlissene Federn und Dämpfer. Auch Ölverlust an Motor und Getriebe ist ein wiederkehrendes Thema – vor allem bei Modellen mit hoher Laufleistung und vor dem Facelift im Jahr 2015. Die Feststellbremse schwächelt ab der zweiten HU, während Bremsleitungen und Scheiben meist unauffällig bleiben.
Die Scheinwerfer outen sich im Alter gerne mal als nicht ganz dicht. Die Folge: Sie laufen an. Zudem sorgte ein Rückruf wegen defekter AGR-Module (Achtung, Brandgefahr!) bei Dieseln für Verdruss: Die Ersatzteile waren monatelang knapp, vereinzelt kam es zu Motorschäden durch Überhitzung. In erster Linie den 3er GT betreffend, sind Probleme mit der automatischen Heckklappe.
Unser Tipp: Der BMW 3er Gran Turismo
Optisch eigenwillig, aber technisch vergleichbar mit den übrigen Karosserievarianten, hatte es der 4,82 Meter lange 3er Gran Turismo von Anfang an nicht leicht. Die Verkaufszahlen blieben hinter den Erwartungen von BMW zurück, und so ist es kein Wunder, dass er nach nur einer Generation im März 2020 ersatzlos gestrichen wurde.
Heute reift der 3er GT, der auf dem China-3er mit verlängertem Radstand aufbaut, allerdings zu einem Auto für Individualisten heran. Gleichzeitig lässt sich ein Schnäppchen machen. Besonders die stark motorisierten Varianten mit Sechszylinder nach dem Facelift sind oft etwas günstiger als die beliebten Touring-Modelle. Eine für uns spannende Kombination ist beispielsweise der 3er GT als 258 PS starker 330d. Der Vernunftfahrer bleibt dagegen (auch bei den übrigen Karosserievarianten) bei den Vierzylindern.
Wer komplett aus der Reihe tanzen will, sucht abseits der M-Modelle nach etwas ganz anderem: einem seltenen BMW 335i / 340i mit Schaltgetriebe – ohne weiteren Schnickschnack. Als die Münchner noch nicht die Paketstrategie verfolgten, ließen sich sogar stark motorisierte Fahrzeuge ohne nennenswerte Ausstattung oder aber mit extravaganten Einzeloptionen ordern. So gibt es durchaus 340i Limousinen, die weder LED-Licht noch ein großes Navi besitzen, dafür aber mit Seiten- und Heckrollo oder Individual-Lenkrad vorfahren. Man musste beim Bestellprozess eben Prioritäten setzen!
Preise und Fazit
Werkstattgepflegte BMW 3er/4er ab dem Facelift 2015 starten bei rund 10.000 Euro. Für gute Ausstattung und starke Motoren sind ab 16 bis 20.000 Euro erhältlich. Trotz überzeugender Dynamik und Alltagstauglichkeit sollte man beim Kauf auf Ölverlust, verschlissene Fahrwerkskomponenten und defekte AGR-Module achten. Eine nachvollziehbare Historie ist entscheidend. Geheimtipp für Individualisten mit Sparpotenzial: der 3er Gran Turismo. (Text: tv | Bilder: Hersteller)