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Test Dodge Challenger SRT Hellcat: Highway to Hell!

Dodge Importeur AEC Europe bringt die Dodge Challenger SRT Hellcat nach Deutschland, wir sind sie gefahren. Das 727 PS starke Muscle-Car vereint Gut und Böse in einer Karosserie und bietet vor allem viel Auto, für gutes Geld. Unser Fahrbereicht zeigt, wie er sich auf deutschen Straßen schlägt.

„Ein Auto ist erst dann schnell genug, wenn man morgens davorsteht und Angst hat es aufzuschließen.“ Jenes Zitat stammt von Rallye-Legende Walter Röhrl und trifft, wenngleich vor vielen Jahrzehnten ausgesprochen, hundertprozentig auf die Dodge Challenger SRT Hellcat zu. Bekanntermaßen schöpft die Höllenkatze ihre ganze Kraft aus einem Biest von Achtzylinder: 6,2 Liter groß sowie zwangsbeatmet durch einen gleichermaßen voluminösen 2,4 Liter fassenden Kompressor. Die Leistung ist zum Modelljahr 2019 allerdings noch einmal angewachsen. Mittlerweile sind es beinahe skurril anmutende 727 PS und 890 Nm Drehmoment, die der HEMI in der „normalen Hellcat“ über das 8-Gang-Torqueflite 8HP90 Getriebe von ZF ausschließlich an die hinteren Räder leitet.

Dodge-SRT-Hellcat-Front

Leistung auf Supersportwagen-Niveau

Von 0 auf 100 km/h geht es in gut 3,5 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit erreicht der Challenger bei gleichermaßen furchteinflößenden 320 Stundenkilometer. Werte, die vor einigen Jahren nur reinrassige Supersportwagen erreichten – jetzt also erfahrbar mit einem Muscle-Car. Doch behalten wir Walter Röhrls Zitat immerzu im Hinterkopf, denn dieser Wagen bedarf stets einem klaren Verstand, zweier Hände am Lenkrad und viel, sehr viel Respekt. Wer vom Auto gefahren werden und sich auf all den modernen Helferlein ausruhen will, für den ist die Dodge Challenger SRT Hellcat der falsche Spielgefährte. Vorne wie hinten ringen 305er Pirelli P Zero‘s im 20-Zoll-Format um Haftung, und verlieren, werden die 890 Nm Drehmoment nach allerbester Stempelmanier zu Boden gebracht.

Dodge-SRT-Hellcat-Front-Side

Nicht nur für die Gerade gebaut

Schon im regulären Street-Modus reicht ein zu beherzter Gasstoß an einer Kreuzung, und man verewigt sich für längere Zeit im Straßenbelag. Doch lässt die zurückgelassene Spurbreite nebst Pneuabdruck weniger auf ein Muscle-Car, als auf ein ausgewachsenes SUV deuten. Derlei auch die Gewichtsangabe der Challenger Hellcat. Mehr als 2.100 Kilogramm bringt der Zweitürer auf die Waage, was fahrdynamisch als durchaus spannend angesehen werden darf. Erst zögerlich trauten wir uns Kurven mit höherem Tempo zu nehmen, um dann schnell festzustellen: Der große Wagen meistert diese doch ziemlich gut! Nun darf man freilich kein Elfer-Niveau erwarten, aber in Anbetracht der Abmessungen und des satten Gewichts ist es bemerkenswert, welche Querdynamik man dem amerikanischen Bodybuilder antrainiert hat.

Dodge-SRT-Hellcat-Interior

Challenger Hellcat: American Gran Tourer

Dodge selbst war und ist der Umstand des beleibten Ami-Kreuzers durchaus bewusst, dessen Basis mittlerweile seit 2008 im Einsatz ist. So baut auch der aktuelle Challenger SRT Hellcat weiterhin auf einer abgewandelten LX-Plattform auf, die noch unter der Regie von Daimler-Chrysler entstand und unter anderem den Chrsyler 300 beherbergte. Aus der Not machten die Amerikaner allerdings eine Tugend und so versteht sich der Challenger mittlerweile als amerikanischer Gran Tourer im Muscle-Car-Dress. Er liegt insgesamt deutlich satter auf der Straße als Mustang und Camaro, verfügt mit dem hier gezeigten Widebody-Kit serienmäßig über ein adaptives Bilstein-Fahrwerk samt dreier Fahrmodi, eine angenehm gewichtete elektrische Lenkung sowie über eine gut dosierbare Brembo Performance-Bremsanlage mit ordentlichen Verzögerungswerten.

Dodge-SRT-Hellcat-Seat

Im Sitz des Therapeuten

Nicht zuletzt durch das kurventaugliche und äußerst bequeme SRT-Gestühl lässt es sich in der Hellcat auch länger aushalten. Vorausgesetzt, man übt sich in stetiger Selbstbeherrschung. 727 PS wirken daher schnell wie eine Art Eigentherapie für mehr Gelassenheit und Ruhe hinterm Steuer. Noch nie war der Satz: "Man könnte ja, wenn man nur wollte", erfahrbarer, als in diesem V8-Boliden.

Und dann kommt die leere und topfebene Autobahn und zerstört alle selbsttherapierenden Bemühungen...

Dodge-SRT-Hellcat-SRT-Menu

Es gibt sie nämlich noch, die Streckenabschnitte in Deutschland, wo kaum jemand unterwegs ist, der Belag etwas mehr taugt als anderswo und man sie austesten kann: die brutale, die unerbittliche und bestialische Gewalt der Challenger SRT Hellcat. Die eigens vom deutschen Abgasanlagen-Experten NAP für die Hellcat entwickelte Klappenanlage per Knopfdruck von laut auf hochgradig böse gestellt, im SRT-Menü mit Bedacht die Custom-Einstellungen gewählt und dann einmal tief durchatmen. Gibt man nun volle Kette, schnalzt dieser Wagen mit einer Vehemenz nach vorne, die in der Tat an einen Raketenstart erinnert. Um die Power ist man sich durch das zuvor studierte Datenblatt zwar bewusst - nicht aber, wie unvermittelt und schlagartig sie eintritt.

Dodge-SRT-Hellcat-Rear

Im Auge des Sturms

Rotzt der Achtzylinder im unteren Drehzahlbereich mehr als zornig die lange gerade entlang, ist es im nächsten Moment das irrsinnige Wimmern des Kompressors, das akustisch die Oberhand gewinnt. Kurz ist es so, als würde der Sechszweier im Motorraum noch einmal kräftig Luft holen und im Auge des Sturms verweilen, um sich im nächsten Augenblick wieder in aller Heftigkeit in den grell lärmenden Orkan zu stürzen. Die Soundkulisse des, in Regie von AEC Europe auf hiesige Standards umgerüsteten und homologierten, SRT Hellcat ist in der Tat einmalig; beängstigend und schaurig schön zugleich. Zur Klanggewalt passend, hebt sich bei derlei Beschleunigungsorgie der Vorderwagen gen Himmel, die gerade Linie muss stets im leichten Korrekturmodus gefahren werden und im Augenwinkel hat man gerade noch Zeit, den analogen Tachometer im Blick zu behalten. Zwar in Meilen pro Stunde, aber im Mitteldisplay lassen sich auch Stundenkilometer anzeigen: 120, 190, 250 km/h – enorm wie diese Maschine nach vorne geht!

Dodge-SRT-Hellcat-Open-Hood

Nachkommastellen sind Nebensache

Die Frage nach dem Verbrauch stellt sich bei derlei geschwindigkeitsberauschter Unvernunft zwar nicht, wohl aber zurück im StVO-gerechten Alltag. Wer nicht immer per Bleifuß in Richtung Hölle unterwegs ist, kommt mit 16 bis 18 Liter Super-Benzin aus. Wobei wir es durchaus amüsant finden, dass die Momentanverbrauchsanzeige keine Nachkommastellen kennt. Der Tank fasst derweil rund 70 Liter Kraftstoff und wer sich auf der Autobahn wirklich immerzu am Riemen reißt (Tempo 130, Ende), schafft es etappenweise auch mit 10 Liter umherzufahren.

Dodge-SRT-Hellcat-Engine

SRT Hellcat mit zahlreichen Details

Dagegen hat die Challenger SRT Hellcat aber andere, sehr interessante Features zu bieten. Die fahrerseitige Lufthutze auf der Motorhaube ist beispielsweise kein Fake, sondern aktiver Teil der Luftansaugung. Der sogenannte Cool Air Intake ist unter anderem dafür verantwortlich, dass eine weitere Leistungssteigerung bei der Hellcat überhaupt erst möglich wurde. Natürlich gelingt die Luftversorgung auch weiterhin über das innere Auge des linken Scheinwerfers. Hellcat Logos finden sich an so ziemlich jedem relevanten Performance-Bauteil und wer sich mit Blick in den Maschinenraum fragt, wieso der gusseiserne Motorblock orange lackiert ist – es handelt sich um HEMI-Orange. Jene Farbe also, die schon die ersten Challenger ab 1969 am Block trugen.

Dodge-SRT-Hellcat-Intake

Schlüssel und Software begrenzen Leistung

Eine weitere Besonderheit sind die beiden Schlüssel, die zur Werksauslieferung gehören. Der eine Rot, der andere Schwarz, haben beide eine fest zugewiesene Maximalleistung. 727 PS sind daher auch nur mit dem höllenroten Schlüssel möglich, wobei sich die Leistung hier manuell auf die 500 PS des schwarzen Türöffners begrenzen lässt. Wer seine Challenger SRT Hellcat auch gerne einmal fremdparken lässt, der kann die Motorleistung im Valet-Modus auf rund 300 PS limitieren. Zusätzlich ist die Höchstdrehzahl dann auf 4.000 Touren begrenzt. Apropos Leistung: Im SRT-Menü werden nur 717 PS angezeigt. Wie kommen wir also auf die 727 PS? Die Antwort: Dodge bezieht sich bei seinen Angaben auf amerikanische SAE-PS, wohingegen die Leistungsangabe in Europa nach DIN-PS erfolgt.

Dodge-SRT-Hellcat-Brake

Fazit

Schnelle Autos gibt es viele, mittlerweile auch mit mehr als 700 PS. Doch anders als bei Lamborghini, Ferrari oder McLaren, erwartet man diese Leistung nach wie vor nicht in einem amerikanischen Muscle-Car vom Schlage eines Dodge Challenger. Die Kraftentfaltung des 6,2 Liter großen Achtzylinders ist urgewaltig, die Soundkulisse, dank des zusätzlichen AEC Europe / NAP Umbaus, übermächtig und die Alltagstauglichkeit des vollwertigen Viersitzers gleichzeitig uneingeschränkt. Nur den Verbrauch darf man freilich nie außer Acht lassen. Fest steht aber: Für knapp unter 90.000 Euro gibt es hierzulande derzeit nirgends mehr Performance-Auto zu kaufen, als bei der Dodge Challenger SRT Hellcat. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Dodge Challenger SRT Hellcat Widebody
  • Motor: Achtzylinder-V-Motor, Kompressor, 6.166 ccm
  • Leistung: 727 PS (535 kW) bei 6.000 U/min
  • Drehmoment: 890 Nm bei 4.000 U/min
  • Antrieb: Heckantrieb, Achtgang-Automatikgetriebe
  • Verbrauch: 14,7 l S /100 km
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): ca. 3,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,02 m/1,92 m/1,42 m
  • Gewicht: ca. 2.100 Kg
  • Grundpreis: 92.500 Euro (UVP AEC Europe)

*Herstellerangaben

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