Erster Test Hyundai Ioniq 9: Mit neuer Größe gegen BMW und Volvo

Ein SUV für Sieben: Mit dem Ioniq 9 bringt Hyundai einen familientauglichen Elektro-Kreuzer auf die Straßen, der vor allem bei der Premium-Konkurrenz von BMW und Volvo wildern will. Fahrbericht!

Der Hyundai Ioniq 9 auf einen Blick

  • Elektro-SUV für sieben Passagiere
  • Drei Motorisierungen mit bis zu 428 PS
  • 110 kWh-Batterie und 620 Kilometer Reichweite
  • Testverbrauch 19,5 kWh / 100 km
  • Grundpreis (Deutschland) ab 68.500 Euro

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Fahrzeuggröße und Konkurrenz: Nur der Cullinan schlägt den Ioniq 9

Auch Hyundai bringt den dicken Brummern das Flüstern bei. Aus und vorbei sind die Zeiten, als supergroße SUVs mindestens von einem Sechs- wenn nicht sogar von einem Achtzylinder angetrieben wurden. Der neue Ioniq 9 ist ein Vollblut-Stromer und tritt im D-Segment gegen Konkurrenten wie Volvo EX90 oder BMW iX an. Und mit dem Kia EV9 gibt es sogar einen Gegner aus dem eigenen Konzern. Bis auf den Münchner kann man alle Stadt-Geländewagen mit bis zu sieben Sitzen bestücken. Wer so viel Platz bieten möchte, der braucht wirkliche Größe. Bei einer Länge von 5,06 Metern weist der Ioniq 9 einen beachtlichen Radstand von 3,13 Metern auf. Zur Einordnung: Das ist so viel wie beim aktuellen Mercedes GLS, aber deutlich weniger als beim Rolls Royce Cullinan (3,30 m).

Neben dem Siebensitzer kann man gegen rund 1.000 Euro Aufpreis auch eine Bestuhlung für sechs Passagiere bestellen. Die zweite Reihe wird dann mit Einzelsitzen bestückt, die optional auch drehbar sind. Das ist so wie beim EV9. Allerdings hat man im Ioniq 9 in der zweiten Reihe etwas mehr Bein- und Kopffreiheit. Die letzte Reihe eignet sich hauptsächlich für Kinder, aber notfalls – und das haben wir ausprobiert – kann dort auch ein Erwachsener sitzen. Das wichtigste Feature in der heutigen Zeit: Überall, auch ganz hinten, kann man sein Smartphone via USB-C laden, und zwar mit 100 Watt. Macht man alle Sitzreihen platt, packt der Hyundai bis zu 2.494 Liter weg, sonst sind es 908 Liter. Dazu kommt der Frunk mit 88 Litern.

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Design und Interieur: Korea-Koloss mit Yacht-Optik

Wie wirkt der Koloss aus Korea? Trotz der wuchtigen Dimensionen (er ist auch noch 1,79 Meter hoch) erstaunlich elegant. Die für Hyundai typischen und kleinteiligen Pixel-Leuchten lockern die Front auf. Hinten sorgt die Boattail-Optik für einen sanften Abgang. Ähnlich wie bei einer Yacht wird die Ioniq-Karosserie am Heck ein wenig schmaler und niedriger. Abgesehen von den kräftigen und ausgeprägten Schultern überwiegen plane Flächen, auch die Türgriffe stören nicht, weil sie im Blech versenkt werden.

Das Interieur wirkt gefällig, aber nur teilweise hochwertig. Das ein oder andere Plastikteil hat uns nicht gefallen. Auf dem Cockpit thront der übliche gebogene Doppelbildschirm mit zwei 12,3-Zöllern, der bei den meisten Hyundai-Modellen eingebaut wird. Löblich: Das Klima steuert man über ein eigenes Display, und es gibt Drehregler und Knöpfe für das Radio. Weil wir gerade beim Positiven sind: Die Lautstärke-Walze auf dem Lenkrad hat eine zweite Funktion. Wer sie länger als drei Sekunden drückt, der schaltet damit die nervige Tempo-Warnung aus. Natürlich gibt es auch eine Sprachsteuerung mit ChatGPT.

Beim Test hatte sie allerdings Schwierigkeiten: Wie weit ist es von Frankfurt nach München? Diese Frage war schon zu hoch. Noch zwei Details zum Interieur. Eines braucht man, das andere nicht. Die kamerabasierten Spiegel kann man sich sparen, weil der in der Tür eingebaute Monitor nicht der natürlichen Blickrichtung entspricht. Das Panorama-Glasdach hingegen sollten man sich leisten (Aufpreis 1.350 Euro), weil es den Raum luftig macht – und man es tatsächlich auch öffnen kann.

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Antrieb und Fahrwerk: Bis zu 428 PS für den stillen Riesen

Angetrieben wird der Ioniq 9 wahlweise nur am Heck (RWD) mit 150 kW / 218 PS oder mit zwei E-Maschinen auf beiden Achsen (AWD) mit 226 kW / 307 PS. Die Performance-Variante erhält noch einen Leistungs-Nachschlag auf 315 kW / 428 PS. Nach unseren Testfahrten raten wir von der schwächsten Motorisierung ab. Sie tut sich schwer mit dem 2,6-Tonner. Überholen auf der Landstraße ist nur auf langen Geraden drin und auch beim Einfädeln auf die dicht befahrene Autobahn kamen wir ins Schwitzen. 9,4 Sekunden von 0 auf 100 – das können die Allrad-Varianten besser: 6,7 und 5,2 Sekunden stehen hier im Datenblatt. Gegen die Lenkung ist nichts einzuwenden. Das Fahrwerk arbeitet erstaunlich sauber für eine Stahlfederung ohne adaptive Dämpfer. Eine Luftfederung wird ebenso nicht angeboten wie eine Hinterachslenkung – Letzteres ist schade, weil dem Brummer die Wendigkeit fehlt. Auch von der hochgelobten Geräuschunterdrückung der Bose-Anlage waren wir enttäuscht.

Gespeist werden alle Antriebsvarianten von einer 110 kWh (brutto) großen Batterie, die den Ioniq 9 bis zu 620 Kilometer weit rollen lässt. Bei unserem Test mit dem RWD-Modell haben wir 19,5 kWh verbraucht. Wir würden sagen: Bei sanfter Bedienung des Gaspedals dürfte der stille Riese an die 500 Kilometer weit kommen. Keine Sorgen muss man sich beim Aufladen machen. Das 800-Volt-System ist für eine Leistung bis zu 233 kW gut. Laut Hyundai wird dieser Wert sehr schnell erreicht und soll sein hohes Niveau bis zu einem Akkustand von 50 Prozent halten. Schon in 24 Minuten soll die Batterie von zehn auf 80 Prozent aufgefüllt werden.

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Ausstattung und Preise: Top-Modell kostet ab 86.750 Euro

Kurzen Prozess hat Hyundai bei den Ausstattungsvarianten gemacht. Die Basis heißt Ioniq 9, dann gibt es noch Techniq und oben drüber schwebt Uniq. 19 Zoll, 20 Zoll, 21 Zoll – so groß sind die Räder in den jeweiligen Varianten. Das Einstiegsmodell kommt schon mit 3-Zonen-Klimaautomatik, LED-Projektionsscheinwerfern, Wärmepumpe und elektrischer Heckklappe daher und kostet 68.500 Euro. Techniq wartet mit Matrix-Licht, Massagensitzen und Vehicle-to-Load-Adapter (3,5 kW) auf. Beim RWD werden dann 77.500 Euro fällig, beim kleinen Allradler 81.500. Bei Uniq darf man sich über ein Sterilisationsfach und Nappa-Leder freuen. Für die Performance-Variante muss man dann schon 86.750 Euro hinlegen.

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Erstes Fazit

Riesig, praktisch gut – der neue Hyundai Ioniq 9 ist ein ideales Familienauto, auch für lange Strecken. Preislich sortiert er sich deutlich unter der Premium-Konkurrenz von BMW, Mercedes und Volvo ein. Trotzdem sind knapp 70.000 Euro viel Geld. Das Auto dürfte vor allem für User Chooser, also jene Klientel, die ihr Dienstauto frei wählen kann, interessant sein, wenn eine größere Familie vorhanden ist. Dann ist der Ioniq 9 aufgrund der geringeren Elektro-Besteuerung eine interessante Alternative. (Text: Rudolf Bögel. Bilder: Thorsten Weigl / Hyundai)

Technische Daten


Modell Hyundai IONIQ 9 Long Range RWD (Basismodell)
Batteriekapazität (brutto) ca. 110 kWh
Leistung 160 kW (218 PS)
Antriebsart Heckantrieb (RWD)
Beschleunigung (0–100 km/h) 9,4 s
Elektrische Reichweite (WLTP) 620 km
Verbrauch kombiniert (WLTP) 19,9 kWh/100 km
CO₂-Emissionen 0 g/km
CO₂-Klasse A
Ladezeit (DC 350 kW, 10–80 %) ca. 24 Minuten
Ladezeit (AC 11 kW) ca. 11 h 30 min (0–100 %)
Abmessungen (L/B/H) 5,06 m / 1,98 m / 1,79 m
Radstand 3,13 m
Wendekreis 12,5 m
Kofferraumvolumen (7-Sitzer) 338 l (alle Sitzreihen aufgestellt)
Max. Ladevolumen (umgeklappt) 2.494 l
Frunk‑Volumen 88 l
Grundpreis (Deutschland) ab 68.500 Euro

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