Test KGM Actyon: Luxus-Bigster oder Billig-Tiguan?

Der KGM Actyon Lux im Überblick

• KGM vormals SsangYong
• Actyon ist erstes neues Modell
• Nur als 163 PS Benziner erhältlich
• Umfangreiche Serienausstattung
• Antrieb & Qualität durchwachsen
• Grundpreis (Deutschland) ab 35.790 Euro

Lohnt sich der KGM Actyon?

Optisch mag der KGM Actyon, die richtige Außenfarbe vorausgesetzt, sehr viel richtig machen. Doch hinter den Kulissen enttäuscht das Korea-SUV. Weiter zum vollständigen Testurteil

Inhalt

Was ist das? | Motor & Antrieb | Fahreindruck | Innenraum & Qualität | Fazit | Technische Daten

Was ist das?

KGM? Noch nie gehört? Damit bist du nicht allein. Hinter dem Kürzel verbirgt sich das SsangYong-Nachfolgeunternehmen KG Mobility, das 2022 vom koreanischen Stahl- und Chemiekonzern KG Consortium gegründet und in das gleichnamige Firmengeflecht eingegliedert wurde. Damit schlägt der Autohersteller das neueste Kapitel in seiner durchaus wechselvollen Geschichte auf.

Als erstes neues Modell unter KG-Führung wurde 2024 der hier getestete Actyon vorgestellt. Technisch basiert das 4,74 Meter lange SUV-Coupé (so die Einordnung der Karosserieform durch den Hersteller) auf dem SsangYong Torres. Anders als dieser wird der Actyon jedoch vorerst nur als Benziner angeboten. Ein Vollhybrid soll erst gegen Ende des Jahres folgen.

Generell dürfte es spannend werden, wo sich KGM mit seinen Modellen zukünftig positionieren möchte. Der Actyon startet in Deutschland bei 35.790 Euro und liegt damit preislich in Reichweite eines Opel Grandland, Hyundai Tucson oder VW Tiguan. Preisbewusste Käufer dürften aber auch den Vergleich zum neuen Dacia Bigster suchen, der bereits ab 23.990 Euro erhältlich ist.

Motor & Antrieb: Eigenentwicklung mit hohem Verbrauch und wenig Dynamik

Unter der Haube des KGM Actyon arbeitet derweil ein 1,5 Liter großer Turbobenziner mit einer Nennleistung von 163 PS. Wer beim Blick auf die Motorabdeckung an einen Hyundai-Motor denkt, liegt allerdings falsch. Der 1.5 GDI-T ist laut Hersteller eine Eigenentwicklung. Er liefert sein maximales Drehmoment von 280 Nm zwischen 1.500 und 4.000 U/min. Zwar ist eine Start-Stopp-Automatik vorhanden, tiefgreifend elektrifiziert ist hier aber nichts.

Das Aggregat zeigt sich im mittleren Drehzahlbereich akustisch angenehm zurückhaltend, wird aber nach oben ausgedreht allerdings merklich präsenter. Durchwegs zu hoch fällt der Benzinverbrauch aus: Selbst bei zurückhaltender Fahrweise sind um die zehn Liter auf 100 Kilometer zu kalkulieren. Wer die Höchstgeschwindigkeit von 184 km/h (2WD) anvisiert, treibt den Verbrauch auf V8-Niveau. Da staunt selbst ein Defender V8.

Auch sonst wird das Antriebskapitel dem stylischen Koreaner kaum gerecht. Besonders im Stadtverkehr bei niedrigen Geschwindigkeiten fällt ein ruckelndes Teillastverhalten auf. Die sechsstufige Automatik schaltet zwar weitestgehend unmerklich, nimmt dem Motor aber gleichzeitig das letzte Quäntchen Dynamik. Angetrieben waren beim Testwagen lediglich die Vorderräder – Allradantrieb gibt es optional. Auch ein Sechsgang-Schaltgetriebe wird angeboten, dürfte in dieser Preisklasse allerdings kaum Zuspruch finden.

Fahreindruck: Gebaut zum gemütlichen Reisen

Passend zum Antrieb zeigt sich auch der Rest des KGM Actyon darum bemüht, einen komfortablen Eindruck zu vermitteln. Die Stahlfederung macht ihre Sache zwar grundsätzlich gut, doch besonders kurze Stöße bringen das SUV schnell aus dem Takt.

Wer den Actyon auf der Hausstrecke in Kurven testen will, bricht das Vorhaben möglicherweise auch schnell wieder ab. Deutliche Wank- und Nickbewegungen sowie ein frühzeitiger Gripverlust der Reifen dämpfen den Fahrspaß. Zudem trägt die gefühllose Lenkung, die primär auf den urbanen Einsatz ausgelegt scheint, nicht zur Kurvenfreude bei. Kurzum: Der Actyon will ganz gemächlich reisen, nicht rasen.

Innenraum & Qualität: Nur auf den ersten Blick wertig

Während das Fahrverhalten nicht zu den Stärken des KGM-Debütanten zählt, macht der Innenraum in der gefahrenen und zugleich höchsten Ausstattungslinie "Lux" auf den ersten Blick einen wertigen Eindruck. Geschäumte oder mit Alcantara-ähnlichem Material bezogene Oberflächen in den Türverkleidungen vorn wie hinten kennt man aus der deutschen Mittelklasse inzwischen kaum noch. Das Cockpit wirkt aufgeräumt und übersichtlich, vorne wie hinten sitzt es sich bequem und der Kofferraum fasst 668 bis 1.568 Liter.

Im Detail zeigen sich jedoch einige Schwächen: Es mangelt an physischen Bedienelementen, und das Infotainmentsystem mit integrierter Klimasteuerung arbeitet in der aktuellen Softwareversion träge. Apple CarPlay und Android Auto gibt es nur kabelgebunden, eine induktive Ladeschale fehlt ganz.

Bei genauerem Hinsehen wird dann jedoch klar, wo gespart wurde: Grobe Schweißnähte in den Türrahmen passen nicht zum angestrebten Anspruch. Die zur Tür gewandte Sitzwange zeigt nach wenigen Tausend Kilometern Abnutzungsspuren, und auch die Mittelkonsole überzeugt nicht durch sonderliche Qualität. Was wir mit dem Fach unterhalb des Warnblinkschalters anfangen sollen, blieb uns auch nach einer Woche unklar.

Hervorzuheben ist jedoch das gute Ausstattungsniveau. Bereits der KGM Actyon Core bietet unter anderem ein Navigationssystem, Rückfahrkamera, Lenkradheizung, beheizte und gekühlte sowie elektrisch verstellbare Ledersitze vorn, 20 Zoll Räder und LED-Scheinwerfer.

Fazit

Optisch mag der KGM Actyon, die richtige Außenfarbe vorausgesetzt, sehr viel richtig machen. Unbedarfte Passanten lobten uns sogar für unseren vermeintlichen Range Rover. Doch hinter den Kulissen enttäuscht das Korea-SUV: Der Motor ist weder spritzig noch sparsam und das Interieur nur auf den ersten Blick wertig. Insgesamt fehlt es dem Actyon deutlich an Feinschliff. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Hersteller)

Technische Daten