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Testfahrt Kia XCeed 1.6 T-GDI: Es ist nicht alles Gold...

...was glänzt? Der Gewinner des Goldenen Lenkrads mit dem Namen Kia XCeed fährt jedenfalls einiges auf, um seinen Titel zu rechtfertigen. Ob er halten kann, was die Auszeichnung verspricht, klärt unser ausführlicher Testbericht.

Eines bedarf auch schon vor Testantritt keiner Klärung mehr: Kia ist momentan auf der Überholspur. Das gilt insbesondere für die Ceed-Gruppe. Ob Ceed Sportswagon, der von uns kürzlich getestete ProCeed oder die Hatchback-Variante: Die Kompaktklasse der Koreaner glänzt mit frischem und hochwertigem Design, einer wahrhaftig guten Fahrdynamik und einer fairen Preisgestaltung. Da sollte man den aktuellen SUV/CUV-Hype fix mitnehmen, dachte man sich wohl in der zuständigen Produktabteilung. Und stellte deshalb im Frühsommer des vergangenen Jahres den XCeed vor.

Der soll sämtliche Vorteile der Ceed-Plattform und sämtliche Vorteile eines Crossovers vereinen, sich irgendwo zwischen Ceed und Sportage wiederfinden, aber mit deutlich sportlicherem Auftritt alte Kunden binden und neue gewinnen. Dass Kia mit dieser Ausrichtung zumindest nicht grundfalsch lag, bestätigte jüngst die Auszeichnung mit dem Goldenen Lenkrad. Unsere Spannung war also nicht von der Hand zu weisen, als wir kurz vor den Weihnachtsfeiertagen 2019 den XCeed in seiner stärksten Ausführung als 1.6 T-GDI samt Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe in Empfang nahmen (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 160 g/km²).

Kia XCeed Back 1

Mehr Platz als im ProCeed und gewohnte Kia-Qualität

Vorschusslorbeeren gab es bei uns dennoch nicht zu ernten. Und dass wir auch hochdekorierten Fahrzeugmodellen neutral gegenüber stehen, könnte sich bisweilen herumgesprochen haben. Nichtsdestotrotz hatte der kürzlich (mit Begeisterung!) gefahrene ProCeed gewisse Erwartungen geweckt. Positive Erwartungen an Fahrverhalten, Assistenzsysteme, Qualität und Raumangebot des XCeed. In diesem Falle fiel die Ausstattung zwar nicht ganz so üppig aus wie im vormals getesteten ProCeed GT-Line, doch auch die Stoff-Leder-Kombination auf den ordentlich konturierten Sitzen des XCeed Spirit fasst sich gut an und macht einen robusten Eindruck. Selbiges gilt für die Rückbank, auf der wir deutlich mehr Platz als noch im ProCeed aufgrund einer etwas flacher stehenden Rückenlehne vorfanden. Bein- und Kopffreiheit ließen selbst bei über 1,9 Meter Körperlänge nicht zu wünschen übrig. Auch der Kofferraum fällt mit 426 Litern üppig aus und verfügt über einen horizontal verstellbaren Ladeboden.

Kia XCeed Interior 3

Empfehlenswertes Riesen-Display mit Online-Zugang

Die im wahrsten Sinne größte Neuerung findet sich jedoch am Armaturenbrett. Es war dies für den Autor der erste Kontakt mit dem 10,25 Zoll großen Mittendisplay, das Zugang zu Navigation, Apple CarPlay und diversen Online-Diensten bietet (1.390 Euro im Navigations-Paket). Es gibt dem Innenraum des XCeed eine nochmals hochwertigere Anmutung und darüber hinaus ein vorzügliches Bedienerlebnis, das sich nicht hinter dem deutscher Hersteller verstecken muss. Wenngleich die Kartendarstellung noch einen Tick moderner ausfallen könnte. Doch irgendetwas ist ja immer. Während wir darüber noch lamentieren, fällt unter dem Eindruck einer extrem schnell wärmenden Sitz- und Lenkradheizung der Blick auf die Instrumentierung. Anstelle der in unserem Testwagen verbauten und übersichtlich angeordneten Rundinstrumente ist optional auch eine volldigitale Alternative erhältlich.

Kia XCeed Navigation 1

Nervig: Der Spurhalteassistent

Ganz egal ob analog oder digital, gibt die Instrumentenkombination nicht nur Aufschluss über Geschwindigkeit und Drehzahl, sondern auch über das Befinden der jeweiligen Assistenzsysteme. Und hier kommen wir auch gleich zum ersten echten Kritikpunkt. Als ob er auf oben genannte Auszeichnung mit dem "goldenen Lenkrad" verweisen wollte, fiel im XCeed insbesondere der kombinierte Spurhalte- und Lenkassistent durch seine penetrante Arbeitsweise negativ auf. Keiner unserer Fahrer konnte dem System seine Fahrweise rechtmachen. Er wurde stets mit automatischen Lenkeingriffen gemaßregelt, auch wenn die Spur gar nicht systemwidrig verlassen wurde. Ferner forderte der Assistent in aller Häufigkeit durch Piepton und Anzeige auf, das Lenkrad nicht loszulassen. Obwohl man selbiges fest in einer Hand hielt. Das alles wäre nicht ganz so dramatisch, ließe sich das System wenigstens dauerhaft abschalten. Doch dies ist leider zur Erreichung der höchsten Bewertung im Euro-NCAP-Crashtest nicht vorgesehen und spätestens nach dem nächsten Neustart wird es wieder vollständig aktiviert. Wohlwissend, dass der zuvor getestete ProCeed mit dem gleichen System ausgestattet war: Dort ist es uns lange nicht so nachdrücklich in Erinnerung geblieben. Gut möglich, dass unser Testwagen in diesem Sinne montags vom Band gelaufen ist.

Kia XCeed Front 1

Komfortabel, aber wenig sportlich

Eine Auszeichnung verdient dafür durchaus die Kombination aus Fahrwerk und Lenkung. Sie bedient vor allem einen komfortablen Anspruch. Kommod federt der XCeed über schlechte Straßen und Schlaglöcher, nimmt sogar schnell aufeinanderfolgende Querfugen ordentlich und bietet dennoch genügend Rückmeldung über den Fahrbahnzustand. Überzeugend ruhig blieb es im Innenraum des XCeed, der selbst bei höheren Geschwindigkeiten mit Windgeräuschen sehr geizte und so gut wie nichts Störendes zu den Insassen durchdringen ließ. Bei zügigerer Kurvenfahrt machte sich hingegen der höhere Schwerpunkt und die sehr sichere Auslegung des XCeed zum Untersteuern deutlich bemerkbar. Von der Agilität eines ProCeed ist also nur noch wenig vorhanden. Die Lenkung selbst war für unseren Geschmack etwas zu leichtgängig. Außerdem rauben ihr die 4,2 Zentimeter mehr Bodenfreiheit sämtliche Rückmeldung, die der ProCeed noch bot. So spürt man auch ein Durchdrehen der beiden Vorderräder lediglich am fehlenden Vortrieb, nicht aber am Lenkrad.

Kia XCeed Wheel 1

XCeed mit Traktionsproblemen

Das wiederum passierte auf nasser Straße vergleichsweise häufig. Die Vorderachse schien mit den bei ihr anlandenden 370 Newtonmetern desöfteren etwas überfordert. Zu allem Überfluss agierte das ansonsten tadellose Doppelkupplungsgetriebe in einigen Situationen - zumeist im Stop-and-Go-Verkehr - etwas unvorhersehbar und leitete erst nach einer gefühlten Ewigkeit die angeforderte Leistung umso abrupter an die Vorderräder weiter. Diese wiederum schwenkten bei schlechten Gripverhältnissen schnell die weiße Flagge. Am Ende standen wir immer noch auf der Kreuzung, auf der wir "noch schnell" hatten abbiegen wollen.

Kia XCeed Engine 1

Adäquate Motorisierung

Ist der XCeed dagegen einmal in Fahrt, steht ihm das in unserem Testwagen verbaute 204 PS und 265 Newtonmeter leistende 1,6-Liter-Aggregat mehr als gut zu Gesicht. Mit sportlicher Tonart treibt es den 1,4-Tonner munter voran und auch auf zügig gefahrenen Autobahnabschnitten agiert das CUV sehr souverän. Mehr Leistung braucht es nicht, gibt es auch nicht. Doch die Bezeichnung als Top-Benziner trifft auf den 1600er ohne Einschränkung zu. Ob man ihn benötigt, ist eine andere Frage. Für die gebotene Leistung top war trotzdem der Verbrauch: Denn mit durchschnittlich 8,1 Litern auf 100 Kilometer waren wir über weite Strecken nicht langsam und dennoch verhältnismäßig sparsam unterwegs.

Kia XCeed Logo 1

Fazit

Wer auf ein CUV gehofft hat, das genauso fahraktiv ist und Fahrspaß bereitet wie ein Kia ProCeed, könnte vom XCeed etwas enttäuscht werden. Denn selbst mit den 204 PS der Top-Variante wird aus dem 1,4 Tonnen schweren Koreaner kein Kurvenräuber mehr. Wer ihn dafür nicht nutzen möchte, sondern einen schicken, souveränen Cruiser mit viel Platz, einer modernen Ausstattung und etwas Leistung unter der Haube zu einem mehr als attraktiven Preis fahren möchte, macht mit dem XCeed aber alles richtig. (Text und Bild: Maximilian Planker)

Technische Daten*

  • Modell: Kia XCeed Spirit 1.6 T-GDI 7DCT
  • Motor: Vierzylinder-Reihe, Turbo, 1.591 ccm
  • Leistung: 204 PS (150 kW) bei 6.000 U/min
  • Drehmoment: 265 Nm zwischen 1.500 – 4.500 U/min
  • Antrieb: Vorderradantrieb, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • Verbrauch kombiniert: 7,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 160 g/km²
  • Abgasnorm: Euro 6d-TEMP
  • Beschleunigung (0 – 100 km/h): 7,5 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,40 m/1,83 m/1,49 m
  • Gewicht: ca. 1.418 Kg
  • Basispreis: ab 30.290 Euro

*Herstellerangaben

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