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Special: Rallye-Guide – Die erste Rallye

Sind Sie schon einmal eine Oldtimer-Rallye gefahren? Die automobilen Schnitzeljagden mit List und Tücke erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Und als plötzlich die Einladung zur Silvretta-Rallye ins Haus flatterte, sagte ich natürlich blauäugig zu.

Wird schon schiefgehen – so mein erster Gedanke. Schließlich schaffen das auch andere. Kurz vor dem Start wurde ich dann aber doch nervös: Mit drei Stoppuhren bewaffnet saß ich auf dem Beifahrersitz und bekam so langsam meine ersten Zweifel. Meine erste Rallye war außerdem gar keine Oldtimer-Rallye, sonder die Silvretta E-Rallye im Montafon, bei der sich die modernsten Fahrzeuge mit Elektroantrieb bewähren müssen - der Modus ist aber der gleiche wie bei den Oldies. Mein Begleiter durch die Alpen: eine Mercedes-Benz B-Klasse 250e. Dieses reine Elektrofahrzeug schafft rund 200 Kilometer, dann muss man ihn wieder zur Steckdose bringen. Mit 180 PS zählt die B-Klasse zu einem der Stärksten und auch Dynamischsten in der Van-Kompakt-Klasse – ab 39.151 Euro ist er zu haben.

Doch wie läuft nun so eine Rallye ab? Eins Vorweg: Das Ziel ist nicht, möglichst so schnell wie Walter Röhrl zu sein, sondern es kommt auf Gleichmäßigkeit an. Am Anfang jeder Rallye steht allerdings die Akkreditierung. Man holt seine Startnummer ab und wartet, bis die eigene, vorgegebene Startzeit gekommen ist. Dann geht es los zum Startpunkt: Beim Passieren der Startlinie, an der Zeitkontrolle, wird die Zeit eventuell noch vom Rallye-Team angepasst, da es vielleicht zu Verzögerungen kam - und diese Zeit wird auf der Bordkarte, einer Art Protokollblatt, notiert. Nun heißt es ausrechnen, wann man die nächste Zeitkontrolle passieren muss - schließlich ist ein bestimmtes Zeitfenster vorgegeben. Die nächste Kontrolle darf nicht zu früh und natürlich nicht zu spät angefahren werden. Die Strecke von Punkt zu Punkt wird natürlich nicht nach Navi, sondern nach Roadbook gefahren - das auch der Beifahrer bedienen muss.

Wertungsprüfungen

Neben den Zeitkontrollen und möglichen Durchfahrtskontrollen, bei denen man sich nur einen Stempel abholt, stehen die Wertungsprüfungen, kurz WP, klar im Vordergrund. Bei diesen Prüfungen, in der Regel gibt es mehrere pro Tag, muss man eine gewisse Strecke in einer bestimmten Zeitvorgabe fahren. Die Vorgaben stehen im Roadbook, gemessen wird mit Lichtschranken oder Druckschläuchen, und während der Beifahrer möglichst präzise die Zeit ansagt, muss der Fahrer mindestens so exakt fahren. Bei den Lichtschranken sollte man dringend die Länge der Fahrzeugschnauze mit einkalkulieren, da diese die Schranke auslöst. Die Druckschläuche lösen die Zeitmessung erst dann aus, wenn man mit den Reifen drüber fährt – als kleiner Tipp: Wenn sich der Beifahrer ein wenig aus dem Fenster lehnt, kann er genau sehen, wann der Reifen auf den Schlauch trifft und die Stoppuhr starten. Ist man in der Prüfungsstrecke, so darf das Auto nicht mehr gänzlich zum Stillstand kommen. Hält man an, wird dies mit Strafpunkten geahndet.

Während der Prüfung sollte der Zeitnehmer laut die Sekunden nach unten zählen, damit der Fahrer sich auf die Strecke konzentrieren kann und weiß, wann die Uhr Null zeigt. Fährt man zu früh oder zu spät durch die Lichtschranke, gibt es für jede Hundertstelsekunde Abweichung einen Strafpunkt. Die Prüfungen sind alle detailliert beschrieben, außer die möglichen geheimen WPs. Für diese versteckten Aufgaben sollte stets eine Stoppuhr mit den entsprechenden Zeitwerten, die für jede Rallye anders sein können, vorbereitet sein. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Knifflig wird es erst dann, wenn die Prüfungen verschachtelt sind, aber auch das bekommt man mit etwas Geschick und logischem Überlegen hin.

Aber wie sieht nun so eine Wertungsprüfung genau aus?

Das gelbe Schild in unserer Grafik kündet die WP an – vor diesem Hinweis ist das Anhalten noch erlaubt. Die Anforderung: 50 Meter in 10 Sekunden möglichst exakt fahren. Um die durchschnittliche Geschwindigkeit für diese WP zu ermitteln, gilt die Faustformel: Meter durch Sekunden mal 3,6. In diesem Fall müssen wir also im Schnitt 18 km/h fahren – 50m/10s*3,6=18km/h. Da man natürlich nicht exakt 18 km/h fahren kann, empfiehlt es sich, ein wenig schneller an die Zielgerade heranzufahren, abzubremsen (das Fahrzeug natürlich nicht zum Stillstand bringen) und im letzten Augenblick mit etwas Schwung die Lichtschranke passieren. Das geht vor allem mit den drehmomentstarken E-Autos hervorragend. Und damit haben wir die erste WP auch schon gemeister.

WP mit Raffinesse

Aber es gibt natürlich auch Fallen: In der hier beschriebenen WP müssen 8,65 Kilometer in 13,20 Minuten gefahren werden. Viele begehen den Fehler und stellen die Uhr auf 13 Minuten und 20 Sekunden – da es sich bei den vermeintlichen 0,20 Minuten aber um eine fünftel Minute handelt, muss die Uhr auf 13 Minuten und 12 Sekunden gestellt werden. Die durchschnittliche Geschwindigkeit liegt demnach bei 39 km/h. Besonderheit: Bei solchen langen WPs darf man zwischen Start und der Vorankündigung (gelbes Schild) jederzeit anhalten, nur im letzten Bereich darf das Fahrzeug nicht mehr stehen.

Doppel-WPs

Hin und wieder kann es passieren, dass zwei Wertungsprüfungen nahtlos aufeinanderfolgen. Wie in diesem Beispiel: Im ersten Teil müssen 80 Meter in elf Sekunden gefahren werden – durchschnittliche Geschwindigkeit 26 km/h. Die letzten 60 Meter wollen in ebenfalls elf Sekunden absolviert werden – und demnach etwas langsamer, nämlich mit 19 km/h, wie unsere Berechnung verrät. Hier muss der Beifahrer also zwei Uhren bedienen, wobei das Ziel des ersten Abschnitts gleichzeitig der Start der zweiten Etappe ist. Die Kunst des Sozius ist es nun also, gleichmäßig die ersten elf Sekunden anzusagen, und parallen die zweite Stoppuhr genau dann zu starten, wenn der Fahrer die mittlere Lichtschranke passiert - und zwar egal, welche Uhrzeit gerade auf der ersten Uhr steht. Im Idealfall natürlich die Null. Aber glauben Sie mir: Gerade ungeübte Rallyefahrer werden die zweite Uhr entweder zu früh oder zu spät starten.

Ein bisschen Spaß muss sein

Bei allem Ehrgeiz und technischer Finesse: Den Spaß bei einer Rallye sollten Sie nicht vergessen – der steht immer im Vordergrund. Und sollte eine Wertungsprüfung mal nicht zu Ihrer Zufriedenheit laufen, einfach nicht drüber ärgern – die nächste wird bestimmt besser.

  • Hier ein paar Rallyes, an denen Sie sich versuchen können:

Oldtimer Grand Prix (Nürburgring)

Sachsen-Classic (Sachsen)

Hamburg-Berlin-Klassik

Creme21 Youngtimer Rallye

Ennstal Classic (Österreich)

Silvretta Cassic / E-Auto (Österreich)

Paul Pietsch Classic (Schwarzwald)

Bodensee-Klassik

i-Mobility Rallye

Histo-Monte

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