
Sind E-Autos umweltfreundlich? Wir gehen der Ökobilanz auf die Spur
Inhalt
- Kein CO2-Ausstoß bei der Fahrt, jedoch bei der Produktion
- Feinstaub und Stickoxide – auch beim Stromer fallen sie an
- Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus
- Ohne grünen Strom keine grüne E-Mobilität
- Rohstoffe aus fragwürdigen Quellen
- Grüne Batterien für umweltfreundliche E-Autos
- Komplett klimaneutral – geht das überhaupt?
- Wie klimafreundlich sind E-Autos wirklich?
- Fazit: Es wird, aber nur langsam
Kein CO2-Ausstoß bei der Fahrt, jedoch bei der Produktion
Auf den ersten Blick ist die Ökobilanz von Elektroautos deutlich besser als die eines Benziners oder Diesels. Was die direkten CO2-Emissionen betrifft, scheint das klar – denn Elektrofahrzeuge stoßen kein CO2 aus. Wenig umweltfreundlich ist hingegen die Produktion der meisten E-Autos, denn diese verursacht selbst hohe Mengen an CO2. Am energieaufwendigsten schlägt hier die Herstellung der Akkus zu Buche.
Feinstaub und Stickoxide – auch beim Stromer fallen sie an
Auch Elektroautos emittieren über Brems- und Reifenabrieb gewisse Mengen an Feinstaub, doch wesentlich höher fällt dieser bei der Produktion an. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (2023) ist die Belastung von Feinstaub produktionsbedingt beim Elektroauto tatsächlich höher. Immerhin: schädlich sind diese klimarelevanten Emissionen vor allem im urbanen Raum bei starker Konzentration. Bei Elektroautos fallen diese insbesondere bei den Produktionsstätten an, die sich in der Regel abseits des Stadtgeschehens befinden.
Betrachtung über den gesamten Lebenszyklus
Ihren klimatechnischen Rückstand bei der Produktion fahren Elektroautos dann in der Nutzung wieder ein, wenn auch weniger stark, als viele meinen. Ab einer Laufleistung von 90.000 Kilometern sind E-Autos klimafreundlicher als Verbrenner, so die VDI-Ökobilanzstudie aus dem Jahr 2023. Dabei wurde die gesamte Ökobilanz – von der Herstellung bis zu 200.000 Kilometern Laufleistung – von E-Autos, Plug-in-Hybriden sowie konventionell angetriebenen Autos (jeweils Diesel und Benzin) untersucht. Dadurch sind Elektroautos insgesamt umweltfreundlicher als Verbrenner, jedoch erst nach gewisser Nutzung.
Ohne grünen Strom keine grüne E-Mobilität
Doch solange der Strom aus konventionellen Quellen stammt, kann das E-Auto nie ganz sauber fahren. Mehr als die Hälfte des Strommixes in Deutschland stammt aus nicht-erneuerbaren Energien – Kernkraft, Braun- oder Steinkohle. Anders sähe es bei der Ladung von Ökostrom aus. Zwar soll der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix innerhalb des nächsten Jahrzehnts auf 65 Prozent gesteigert werden, dies wird sich jedoch erst in Zukunft positiv auf die Klimabilanz des Elektroautos auswirken. Die Defossilisierung, also das Ersetzen von fossile Energieträgern durch erneuerbare Alternativen, der elektrischen Energieversorgung muss bei gleichzeitigem Ausbau der regenerativen Erzeugung der elektrischen Energie vorangetrieben werden. Nur so kann die E-Mobilität wirklich grün werden kann.
Seltene Erden: Eine fragwürdige Quelle?
Für die Produktion von Elektroautos werden außerdem allerlei Rohstoffe, darunter sogenannte Seltene Erden, benötigt. Die Produktions- und Arbeitsbedingungen zur Gewinnung dieser Stoffe stehen schon seit Jahren in der Kritik. Gerade die Gewinnung bzw. der Abbau von Kobalt, Lithium, Neodym und Dysprosium schaden der Umwelt massiv und eine baldige Besserung ist nicht in Sicht. Immerhin werden in einigen Modellen mittlerweile keine oder weniger Seltene Erden verbaut, wie zum Beispiel im Tesla Model S.
Grüne Batterien für umweltfreundliche E-Autos
Auch die Herstellung von Batterien kann die Umweltfreundlichkeit von E-Autos deutlich beeinflussen. Hier spielt es eine entscheidende Rolle, ob die genutzten Energien bei der Herstellung aus regenerativen Quellen wie Solar- oder Windenergie stammen oder nicht. Denn nur durch die Herstellung der Batterien mithilfe von regenerativen Energiequellen können die THG-Emissionen so gering wie möglich gehalten werden – was wiederum die Ökobilanz der E-Autos positiv verändert.
Komplett klimaneutral – geht das überhaupt?
Ein vollständig klimaneutrales E-Auto zu fahren ist die Wunschvorstellung. BMW war zumindest in der Herstellung Vorreiter und produzierte schon mit dem BMW i3 und dem mittlerweile eingestellten i8 nach eigenen Angaben klimaneutral und achtete auf faire Zulieferverträge und eine hohe Recyclingquote. Ebenso klimaneutral produziert VW den ID.3 und ihren VW SUV ID.4 in ihrem Werk in Zwickau. Und auch andere Hersteller zeigen sich auf diesem Gebiet ambitioniert, etwa Porsche, die für ihren vollelektrischen Taycan ihre Stromgewinnung für die Produktion auf Biogas umstellte. Geforscht wird aber auch anderswo, zum Beispiel auf dem Gebiet der Rohstoffe. So widmen sich mehrere Fraunhofer-Institute den Seltenen Erden, um knappe Rohstoffe langfristig zu ersetzen. Im Bereich des Batterie-Recyclings herrscht auch viel Dynamik. Es gibt also durchaus Grund zur Hoffnung.
Wie klimafreundlich sind E-Autos wirklich?
Die Frage nach der tatsächlichen Klimafreundlichkeit von E-Autos lässt sich 2025 mit beeindruckenden Zahlen beantworten. Die Klimabilanz von Elektroautos hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert.
Ein durchschnittliches Elektroauto spart über seine Lebensdauer von 240.000 Kilometern etwa 35 Tonnen CO2 gegenüber einem vergleichbaren Benziner ein. Das entspricht:
- Dem CO2-Ausstoß von 15 Flügen von Frankfurt nach New York
- Der CO2-Bindung von 1.400 Bäumen über zehn Jahre
- Dem Jahresausstoß von 3,5 deutschen Durchschnittsbürgern
Die Verbesserung des Strommixes spielt dabei die Hauptrolle. Allein zwischen 2020 und 2024 sank der CO2-Ausstoß pro kWh Strom in Deutschland von 366 auf 363 Gramm. Für E-Auto-Fahrer bedeutet das: Ihr Fahrzeug wird jedes Jahr klimafreundlicher, ohne dass sie etwas dafür tun müssen.
Die technologische Entwicklung trägt ebenfalls zur Verbesserung bei. Moderne Wärmepumpen reduzieren den Energieverbrauch im Winter um bis zu 20 Prozent. Effizientere Motoren und verbesserte Aerodynamik senken den Verbrauch weiter. Ein 2025er Elektroauto verbraucht etwa 15 Prozent weniger Energie als ein vergleichbares Modell von 2020.
Besonders beeindruckend ist die Entwicklung bei der Solar-Integration. Immer mehr E-Autobesitzer laden ihr Fahrzeug mit eigenem Solarstrom. Bei dieser Kombination sinken die CO2-Emissionen auf nahezu null. Eine Solaranlage mit zehn kWp kann jährlich genug Strom für etwa 14.000 Kilometer produzieren.
Fazit: Es wird, aber nur langsam
Wie steht es nun um die Ökobilanz des Elektroautos? Unterm Strich nicht schlecht, und es wird langsam besser. Was die Fahrzeuge an CO2 während der Herstellung mehr ausstoßen, wird in der Nutzung wettgemacht. Im Gesamtvergleich schneiden E-Autos und Hybride laut Studien eindeutig besser ab als Verbrenner, auch wenn sie bei der Produktion noch einen hohen CO2-Ausstoß aufweisen. Und mit dem Ausbau regenerativer Energien wird auch die Herstellung und Nutzung von E-Fahrzeugen umweltfreundlicher, was die Gesamtbilanz weiter verbessert. Im Hinblick auf die Klimabilanz ist die Anschaffung eines Stromers im Vergleich zu einem Benziner oder Diesel zwar sinnvoll, am besten im Hinblick auf ein gebrauchtes E-Auto. Dann sollte dieses aber auch mit Ökostrom aus einem möglichst hohen Anteil an erneuerbaren Energien geladen werden. Darauf hast du als E-Fahrer aber nicht immer Einfluss.


