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Kia EV 9: Ein Koloss mit kolossalen Fähigkeiten

Ein Van? Ein SUV? Ein Bus? Genauso gut könnte man fragen. Eier? Wolle? Milch? Sau? Der brandneue EV9 von Kia hat von allem etwas. Ein fader Kompromiss – oder kann uns die elektrische Großraumlimousine trotzdem überzeugen? Erster Test!

Der Kia EV9 auf einen Blick

  • Das neu Kia-Flaggschiff kommt als 6- oder 7-Sitzer
  • Ca. 2.400 Liter Kofferraum + 2,5 Tonnen Anhängelast
  • Bis zu 563 km Reichweite (modellabhängig)
  • Spitzenmodell hat 385 PS und 700 Nm Drehmoment
  • Startpreis ab 72.500 Euro
  • Erste Autos stehen schon bei den Händlern
Kia EV9 zweite Sitzereihe

Raumwunder Kia EV9! Der Radstand misst üppige 3,10 Meter, die Sitze der zweiten Reihe lassen sich sogar drehen.

Ein echtes Raumwunder, trotzdem nur so lang wie ein Fünfer BMW

Schreck auf den ersten Blick. Der Kia EV9 ist nicht nur groß, sondern verdammt groß! Da kann auch die so himmlisch leicht wirkende Ocean Blue-Lackierung nicht darüber hinwegtäuschen. Jetzt bauen sie also schon fahrbare Wohnzimmer-Schränke. Ach was: Ein ganzes Penthouse auf Rädern. Kantig und mächtig steht er da der Van-SUV-Bus der Koreaner. Und irgendwie schaut er unfahrbar aus. Kurzer Blick in die technischen Daten – so kann man sich täuschen. Mit fünf Metern Länge ist er nicht größer als ein neuer Fünfer-BMW oder der nächste VW Passat Variant. Mit 1,98 Metern Breite ohne Spiegel rangiert er im Mittelfeld. Und auch die knapp 1,80 Meter Höhe sind in aller Regel tiefgaragentauglich. Typisches Beispiel dafür, dass der Schein manchmal größer ist als das Sein. Aber diesmal im positiven Sinne.

Auffällig ist der lange Radstand von 3,10 Metern – nicht nur auf dem Papier, sondern auch bei der Sitzprobe. Vorne hat man ein Raumgefühl wie im Reisebus, und auch in der zweiten Reihe lautet das Motto: Luxus bedeutet Platz – und den hat der EV9 reichlich. Auf Wunsch gibt es einen dritten Rang. Echte Holzklasse, aber hier sitzen auch nicht Oma und Opa, sondern die jüngsten Familienmitglieder auf dem Weg zu Fuß-, Foot-, Hand- oder sonstigen Ball-Ereignissen. Erwähnenswert hier: Das Gestühl in der zweiten Reihe gibt es drehbar: Ein Segen für Mama und Papa, die ohne Verrenkungen einen Kindersitz montieren wollen. Ältere Menschen dürften die Drehsitze ebenfalls schätzen. Und noch ein Grund, warum man in der zweiten Reihe so sitzt wie in der ersten: Alle Sessel sind kühl- und beheizbar.

 Kaum ein Hersteller hat sein Design in den letzten Jahren so stark gewandelt wie Kia. Die Koreaner beweisen auch, dass man ein Konzept durchaus sehr konsequent bis zur Serienreife führen kann. Kaum ein Hersteller hat sein Design in den letzten Jahren so stark gewandelt wie Kia. Die Koreaner beweisen auch, dass man ein Konzept durchaus sehr konsequent bis zur Serienreife führen kann.

Kia EV9 bärenstark: Anhänge- und Stützlast wie bei einem Verbrenner-SUV

Noch ein Wort zum Platz: Mit einem Kofferraumvolumen von bis zu 2.400 Liter ist der EV9 ein echtes Großmaul, zumal er seine Ladung völlig eben in Empfang nimmt. Womit wir bei der eingangs angeschnittenen Wollmilchsau wären. Alle Sitze flachlegen, eine Matratze hinten reinknallen – und schon hat man ein halbes Wohnmobil. An der 230-Volt-Steckdose im Heck lässt sich das Handy laden oder die Espressomaschine anstecken, per Vehicle-to-Load-Funktion (über den Ladeanschluss) können gar andere Elektroautos zur Not mit Strom aus dem EV9 versorgt werden. Der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Kommen wir zum Eier legen. Frage: Gibt es ein Elektro-SUV, außer dem BMW iX, das auch 2,5 Tonnen ziehen kann? Jetzt auf jeden Fall auch den EV9 und auch bei der Stützlast zeigt sich der Koreaner stark. 125 Kilo schultert er, macht bis zu drei Elektro-Bikes.

Dazu braucht es allerdings die teure Allrad-Variante EV9 AWD (Stromverbrauch kombiniert: 22,3-22,8 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite: bis zu 512 km)². Vorne ein Motor, auf der Hinterachse ebenfalls eine Elektro-Maschine. Das haben sie bei Hyundai/Kia beim EV6 GT zur performanten Perfektion getrieben, im EV9 liefern sie die zivile Variante ab. Na ja – als GT-Line spurtet der Van-SUV-Bus auch schon in 5,3 Sekunden von null auf 100 km/h. Da legst dich nieder und stehts nicht mehr auf. Freunde, das sind Sportwagen-Werte. Mit einem 2,7-Tonner! Anfühlen tut sich dieser freilich nicht danach. Im Gegenteil: Der EV9 windet sich auch durch enge Straßen relativ souverän und zackig. Kein Porsche 911, okay, aber agil. Wir müssen mal knapp zwei Kilometer im Rückwärtsgang zurücklegen, weil die Müllabfuhr partout nicht Platz machen will und auch nicht kann, weil die Straßen hier im Hinterland von Nizza teilweise ziemlich eng sind. Der EV9 erledigt das mit Bravour: Dank Kameras und 360-Grad-Sicht. Trotzdem schön, dass wir irgendwann eine Hofeinfahrt finden, in der wir uns verkrümeln können.

 Bedienung leicht gemacht! Sich in den Menüs des EV9 zurechtzufinden fällt nicht schwer. Das Cockpit besteht serienmäßig aus drei Bildschirmen. Bedienung leicht gemacht! Sich in den Menüs des EV9 zurechtzufinden fällt nicht schwer. Das Cockpit besteht serienmäßig aus drei Bildschirmen.

Kia kann laden: In 15 Minuten Strom für 250 Kilometer

Zurück zu den Motorisierungen: Neben der AWD-Variante mit seinen 385 PS bietet Kia auch noch den reinen Heckantrieb (RWD) mit 204 PS an (Stromverbrauch kombiniert: 20,2 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite kombiniert: 563 km)². Da erreicht das Drehmoment nicht solch schwindelerregende Höhen von 700 Nm wie beim AWD GT-Line. Aber schon die 350 Nm fühlen sich gut an. Dafür braucht der Hecktriebler aber schon fast zehn Sekunden von auf Tempo 100. Ist auch kein Problem, passt zum "Buzzfeeling". Apropos ID. Buzz. Im Gegensatz zum VW-Produkt hat der EV9 eine recht ordentliche Reichweite.

Beide Modelle sollen mindestens 500 Kilometer schaffen, der RWD in der Theorie sogar über 700. Zumindest, wenn er im Stadtbetrieb bewegt wird. Da dürfte so mancher Tesla-Taxifahrer womöglich aufhorchen. Für gänzlich unrealistisch halten wir das nach unseren Testfahrten nicht. Voraussetzung ist allerdings, dass in die netto 95,0 kWh große Lithium-Ionen-Batterie per Rekuperation ordentlich Energie zurückgepumpt wird. Ansonsten pendelt sich der Verbrauch schon eher über den 20 kWh je 100 Kilometer ein. Der Energieeffizienz zuträglich ist derweil die serienmäßige Wärmepumpe. Wenn sich der Akkustand dann irgendwann einer kritischen Marke nähert - auch kein Problem: Kia beherrscht bekanntermaßen die hohe Kunst des 800-Volt-Schnellladens. In 15 Minuten schafft es der Hecktriebler laut Werk knapp 250 Kilometer nachzuladen, von 10 auf 80 Prozent sollen im Bestfall nur 24 Minuten vergehen. Selbstredend, dass die Batterie dann auf optimale 20 bis 25 Grad vortemperiert wird.

 Ein Sportwagen wird dieser 2,7 Tonner zwar nicht mehr werden. Dennoch lässt sich der KIA EV9 erstaunlich präzise dirigieren. Leistung hat vor allem die 385 PS starke Allrad-Variante satt. Ein Sportwagen wird dieser 2,7 Tonner zwar nicht mehr werden. Dennoch lässt sich der KIA EV9 erstaunlich präzise dirigieren. Leistung hat vor allem die 385 PS starke Allrad-Variante satt.

Seitenspiegel und Tempo-Piepser – beides nervt

Geärgert haben wir uns auch über den EV9: Leider gibt es keine Schnelltaste, um den neuen Tempowarnungsunfug aus Brüssel (Piepsen schon ab 1 km/h Überschreitung) auszuschalten. Man muss immer über das Menü und dann ins Untermenü gehen. Ansonsten ist die neueste Version des Kia-Infotainmentsystems bedienungsfreundlich. Und vor allem übersichtlich. Hat ja auch drei nebeneinanderliegende Bildschirme: zweimal 12,3 Zoll (Tacho und Infotainment) und einmal 5,3 Zoll in der Mitte für die Klimaeinstellungen. Witzig: Unterhalb des Navi-Bildschirm gibt es unsichtbare Tasten, die erst bei der Annäherung erscheinen.

Fast schon in die Kategorie Unfug fallen die (optionalen) digitalen Seitenspiegel, weil die Displays in der Türinnenseiten wie nachträglich reingeschraubt aussehen und zweitens, weil die Kameras an langen Plastikauslegern montiert sind, die das Auto genauso breit machen wie mit einem ordentlichen Seitenspiegel. Kann man sich sparen. Gut hingegen ist der digitale Rückspiegel, weil er oben an der Heckscheibe montiert ist und deshalb viel mehr von der Straße erfassen kann.

Kia EV9 frontal

Der Kia EV9 schafft es wahrhaftig als eierlegende Wollmilchsau durchzugehen. Da muss sich zum Beispiel ein VW ID. Buzz schon kräftig strecken, um mithalten zu können.

Erstes Fazit

Um unsere Eingangsfrage zu beantworten: Ja der EV9 ist eine eierlegende Wollmilchsau auf vier Rädern. Er bietet Platz satt für die ganze Familie. Von der elektrischen Reichweite her ist sogar die Urlaubsfahrt mit Kind und Kegel kein Problem. Das vor allem, weil der EV9 in der Tat verdammt schnell laden kann. 2,5 Tonnen Anhängelast reichen ebenfalls für den größten Gaul im Stall. Die Bedienung ist leicht und logisch und wer auf die Tube drücken will, kann mit der GT-Line beim Kavaliersstart an der Ampel so manche deutsche Premiummarke locker stehen lassen. Das alles hat seinen Preis: Schon die Basis (RWD) kostet ab 72.490 Euro. Aber das kostet ein anständiger VW ID. Buzz auch. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten Kia EV9 AWD GT Line (6-Sitzer)*

  • Modell: Kia EV9 AWD GT Line (6-Sitzer)
  • Motoren: 2 permanenterregte Synchronmaschinen
  • Leistung: 283 kW (385 PS)
  • Drehmoment: 700 Nm
  • Antrieb: Allrad, 1-Gang-Reduktion
  • Batterie: 99,8 kWh Lithium-Ionen
  • Verbrauch kombiniert: 22,3-22,8 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km²
  • Elektrische Reichweite kombiniert: 505-512 km
  • Ladeleistung: 11 kW AC/210 kW DC
  • Beschleunigung (0-100 km/h): 5,3 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,02 m/1,98 m/1,78 m
  • Radstand: 3,10 m
  • Wendekreis: 12,4 m
  • Kofferraum: 828–2.393 l
  • Gewicht/Zuladung: ca. 2.648–2.749 kg/542 kg
  • Anhängelast/Stützlast: 2.500 kg/125 kg
  • Preis Kia EV9 AWD GT Line: ab 82.380 Euro

*Herstellerangaben

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