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Test Peugeot E-3008: Der Löwe mit dem Elektro-Herz

Mit dem neuen E-3008 Electric will Peugeot Reichweiten von über 700 Kilometern möglich machen. Erste Testfahrt mit dem todschicken Elektro-Löwen aus Frankreich.

Peugeot E-3008 Electric 210 auf einen Blick

  • Basiert auf der neuen STLA-Medium-Plattform
  • Beim Design liefert Peugeot Haut-Couture ab
  • WLTP-Reichweiten von bis zu 700 Kilometer
  • Spitzenmodell mit Allrad und 320 PS geplant
  • Grundpreis ab 48.650 Euro

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Der neue Peugeot E-3008: Star-Wars-Optik mit schwebendem Display

Beim neusten Peugeot verhält es sich ein wenig so wie mit dem augenzwinkernden Spruch des berühmten bayerischen Komikers Karl Valentin: „Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“ Das Mögen und das Wollen sieht man dem Elektro-SUV schon mal von außen an. Auf das Dürfen und nicht trauen kommen wir ein paar Absätze später zu sprechen.

Selten stand ein Peugeot so prächtig auf der Straße wie der E-3008 (Stromverbrauch kombiniert: 17,7-14,0 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; Elektrische Reichweite: 504-700 km)². Vorne die selbstbewusste Front mit den Star-Wars-Lamellen in Wagenfarbe, hinten das knackige Heck mit dem markanten Flügel-Spoiler auf dem Dach. Von der Seite erinnert der Franzose an ein Coupé, in Wirklichkeit ist er aber ein Fastback, weil die abfallende Dachlinie um knapp 20 Zentimeter weiter hinten ansetzt. Macht mächtig Eindruck, der E-3008. Noch mehr in der GT-Version, denn dann funkelt das Drei-Krallen-Tagfahrlicht mit Matrix-Schweinwerfern. Als edlen Kontrast dazu bietet Peugeot die Beplankungen im geheimnisvoll schimmernden „Glossy Black“ an.

Auch im Interieur merkt man, dass der E-3008 beeindrucken will. Das 21 Zoll große Kombi-Display (1.280 Euro Aufpreis in der Allure-Ausstattung) schwebt auf dem Armaturenbrett. Nachts wird dieser „floating effect“ durch das Ambiente-Licht noch verstärkt, das von einem Aluminium-Band reflektiert wird. Wir konnten uns persönlich davon überzeugen, weil Peugeot dafür eigens eine Nachtfahrt angesetzt hatte. So viel Glitzer und Glamour: Ein Gefühl wie im Inneren eines Kaleidoskops.

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Einsteigen bitte: Standbein belasten, Kopf neigen, Hinterteil einparken

Höchstnote für das Design – doch wie schlägt sich der E-3008 im Praxistest? Gerade an den erfahrungsgemäß neuralgischen Punkten. Zum Beispiel beim Einstieg hinten. Hier muss sich ein normal großer Mensch (1,78 Meter in diesem Fall) schon ziemlich winden, um in den Fond zu kommen. Fuß rein, Standbein belasten, Kopf neigen, Hinterteil einparken, Standbein nachziehen. Klingt unbequem, ist es auch. Grundsätzlich müsste das Auto bei einer Länge von 4,54 Meter und einem Radstand von 2,74 Meter auch ausreichend Raum bieten. Das trifft auf die vorderen Ränge definitiv zu, aber hinten muss man sich schon sehr zusammenkrümeln. Zwischen Knie und Lehne hat man zwar noch einen kleinen Sicherheitsabstand. Wer entspannt lümmeln will, stößt an seine Kniescheiben-Grenzen. Mit 520 bis 1.480 Litern bietet der Kofferraum ordentlich Platz. Witzig ist die Idee, dass man mit einem einzigen Handgriff den doppelten Boden schräg verstellen kann. Hilft gegen purzelndes Gepäck in den Kurven - echt praktisch.

Das kann man im Wesentlichen auch von der Bedienung des Bordcomputers behaupten. Die digitalen Kacheln lassen sich mit einem Wischer verschieben. Der Aufbau ist logisch und das System sehr schnell. Für Funktionen, die man häufig braucht, gib es eine Schiene, die man selbst belegen kann. Zum Beispiel, um das nervigste Assistenten-Duo auszuschalten, das die EU-Regulierer in Brüssel jemals erfunden haben: den Geschwindigkeitswarner, der ab einem km/h zu viel schon anschlägt oder die elektronische Spurhaltefunktion.

Zwar erscheinen die Assistenten per Knopfdruck sofort auf dem Schirm, mit einem weiteren Touch auf dem Display wird die Deaktivierung angewählt. Aber damit die beiden Systeme wirklich Ruhe geben, muss jeweils noch mal rückbestätigt werden – und das nervt. Sonst ist alles drin und dran an Funktionalitäten, die ein Elektroauto heutzutage braucht – auch das digitale Lademanagement für längere Strecken. Und nicht zu vergessen: Das Sprachsystem des E-3008 funktioniert, wie neuerdings bei Volkswagen, auch mit der künstlichen Intelligenz von ChatGPT.

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Hart an der Grenze – das Fahrwerk des Peugeot E-3008

Summa summarum – bis hierher macht der E-3008 keine schlechte Figur. Aber wie stark ist das E-Auto wirklich, wenn es ums Eingemachte geht? Um den Verbrauch, damit um die Reichweite und natürlich um die Ladegeschwindigkeit. Das Kompakt-SUV ist ja das erste Produkt im Stellantis-Konzern, das die neue STLA-Medium-Plattform nützt. Im Chassis können zwei Batteriegrößen untergebracht werden. 73 oder 98 kWh für Reichweiten von 525 Kilometern bis über 700 km. Bei den Motorisierungen wählt der Kunde zwischen einer Variante mit Frontantrieb, 210 PS und kleinem Akku oder mit 230 PS und großer Batterie. Das Allradmodell hat eine zweite Maschine an der Hinterachse und bringt es auf bis zu 320 PS. Aber das gibt es nur in Verbindung mit dem kleinen Akku. Und dann muss man auch noch auf rund 50 Liter Kofferraumvolumen verzichten.

Wir hatten die kleinste Leistungsstufe im Test und stellen fest: Das 2,1 Tonnen schwere SUV ist damit ausreichend motorisiert, der Spaßfaktor kommt allerdings fast ein bisschen kurz. Trifft auch auf das Fahrwerk zu, das schwer mit sich selbst zu kämpfen hat und darum ringt, dass die reichlich vorhandenen Pfunde nicht in alle Richtungen streben. Gleichzeitig dürfte der Federungskomfort vor allem bei Sport-Fahrern seine Anhänger finden, es ist hart an der Grenze. Währenddessen reagiert die Lenkung im Normal-Modus zu leicht, auf der Stellung Sport viel zu schwer. Da könnte ein wenig Feinarbeit für Abhilfe sorgen. Das alles ist jedoch Motzen auf hohem Niveau – herausgefordert vom kühn-progressiven Design, das etwas mehr verspricht.

Hier kommt dann wieder Valentin in Spiel: Mögen hätt er schon wollen, aber dürften hat er sich nicht getraut. Aber was ja noch nicht ist, kann ja noch werden. Zum Beispiel mit dem Allrad-Modell. Nichts zu meckern gibt es über den Wendekreis: Auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel dreht der E-3008 nicht, aber mit 10,5 Metern liegt er schon ziemlich weit vorn.

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Die Wahrheit über die Reichweite: So schnell schmilzt sie dahin

Mindestens genauso wichtig wie die Fahrleistungen sind bei einem Elektroauto Reichweite und Ladegeschwindigkeit. Hier verspricht Peugeot viel - wie erwähnt über 500 bis maximal 700 Kilometer. Dabei gehen die Franzosen mit dem Thema so ehrlich um wie kaum ein anderer Hersteller. 20 Prozent der Reichweite muss man nämlich schon mal abziehen, wenn man den Akku durch maximales Aufladen auf 80 Prozent schonen will. Macht bei 500 Kilometern rein rechnerisch nur noch 400 Kilometer. Weitere zehn Prozent gehen drauf, weil man spätestens bei eben diesen zehn Prozent Restreichweite an der Ladesäule steht. Macht 360 Kilometer.

Und wenn man dann noch 30 bis 40 Prozent Verlust rechnet bei Geschwindigkeiten über 110 km/h oder mehr, dann muss man sagen: Adieu Langstrecke. Umso wichtiger ist die Ladegeschwindigkeit. Hier setzt die Marke mit dem Löwen im Logo auf ein 400-Volt-System. Es gibt serienmäßig einen 11-kW-Lader (22 kW optional) für Wechselstrom (AC) und einen 150 kW-Lader für Gleichstrom (DC). Damit lässt sich der Akku an der heimischen Wallbox mit den maximal möglichen 7,4 kW in sieben Stunden von 20 auf 80 Prozent bringen, am Schnellader dauert es gut 30 Minuten.

Features wie Plug & Charge, also die direkte Kommunikation zwischen Auto und Ladesäule, lassen noch auf sich warten. Ebenso wie Vehicle-to-Load- (V2L) oder Vehicle-to-Grid-Funktionen (V2G). Der Verbrauch soll laut WLTP-Zyklus zwischen kombinierten 17,7 und 16,7 kWh liegen, in der Stadt bei 13,9. Auf unseren kurzen Testfahrten kamen wir auf einen Wert von 19,3 kWh je 100 Kilometer. Gewiss eine erste Duftnote, für ein abschließendes Urteil war die Testfahrt allerdings zu kurz.

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Erstes Fazit

Der Peugeot E-3008 ist ein wahrer Schönling geworden, der allerdings leichte Schwächen beim Fahrwerk zeigt. Verbrauch und Ladegeschwindigkeit sind eher Durchschnitt. Dass die Realität bei den Reichweiten eine andere ist, als die verführerischen WLTP-Werte (gemessen ohne Klimaanlage!) versprechen, verschweigt Peugeot indes nicht. Für diese offene Kommunikation gibt es ein dickes Kompliment. So ein Schmuckstück wie den E-3008 muss man sich aber auch leisten können. Knapp 50.000 Euro in der Basis, als GT-Version dann rund 53.500 Euro. Da muss man, um bei Karl Valentin zu bleiben, schon mögen wollen und sich trauen dürfen. Aber Schönheit hatte bekanntlich schon immer ihren Preis. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

Technische Daten - Peugeot E-3008 Electric 210*

  • Modell: Peugeot E-3008 Electric 210
  • Motor: permanenterregte Synchronmaschine
  • Antrieb: Front, 1-Gang-Automatik
  • Leistung: bis zu 157 kW (210 PS)
  • Drehmoment: 345 Nm
  • 0–100 km/h: 8,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h
  • Akkukapazität: 73,2 kWh (netto)
  • Ladeleistung AC/DC: 11(22) kW/150 kW
  • Stromverbrauch kombiniert: 17,7-16,8 kWh/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km²
  • Elektrische Reichweite: bis zu 524 km²
  • Länge/Breite/Höhe: 4,54 m/1,90 m/1,64 m
  • Radstand: 2,74 m
  • Leergewicht/Anhängelast (gebr.): 2.108 kg/1.250 kg
  • Kofferraumvolumen: 520–1.480 l
  • Grundpreis: ab 48.650 Euro (Allure)

*Herstellerangaben

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