Der Mercedes-Benz CLA auf einen Blick
- Erstes Modell auf neuer MMA-Plattform
- Elektrische Reichweite bis zu 792 Kilometer
- Schnellladen: In zehn Minuten Energie für 325 km
- Hybrid-Modell kommt Ende des Jahres
- Grundpreis CLA 250+: 55.858 Euro; CLA 350: 60.380 Euro
Einführung | Design & Dimensionen | Interieur & Infotainment | Antrieb & Fahrwerk | Verbrauch & Reichweite | Erstes Fazit | Technische Daten
Einführung: Das 1-Liter-Auto des Elektrozeitalters
„Das 1-Liter-Auto des Elektrozeitalters“, „das cleverste Auto, das Mercedes jemals gebaut hat“ - beim neuen CLA überschlagen sich die hausinternen Superlativen. Als oberster Boss setzt Ola Källenius dem Ganzen natürlich noch die Krone auf: „Als Erfinder des Automobils haben wir immer wieder Automobilgeschichte geschrieben“, lässt der Vorstandsvorsitzende wissen, „und jetzt tun wir es wieder mit dem neuen CLA.“ Vorschusslorbeeren sind ja schön und gut. Das Dumme daran ist nur: Man muss sie sich hinterher erst noch verdienen. Und so sitzen wir gespannt im neuen Mercedes-Benz CLA, der mittlerweile dritten Generation des Kompakt-Coupés. Dieses Mal auf dem Fahrersitz und nicht als Beifahrer wie bei der winterlichen Erprobungsfahrt am Timmelsjoch.
Was macht diesen CLA so besonders? Erstens ist er ein echter Technologieträger, weil der Viertürer auf der völlig neuen Technik-Plattform MMA (Mercedes Modular Architecture) aufbaut und der Vorreiter für eine neue Generation ist. Zweitens, weil der CLA mit seinem Elektroantrieb die Reichweitenangst atomisieren will. Als CLA 250+ soll er bis zu 792 Kilometer schaffen. Und drittens kommt hier zum ersten Mal das neue Gehirn von Mercedes zum Einsatz: das selbst entwickelte Betriebssystem MB.OS. Es integriert verschiedene KI-Modelle und läuft auf einem Hochleistungsrechner, der alles bisher Dagewesene bei Mercedes schlagen will. Effizienz und Intelligenz - mit diesen Schlagworten im Kopf stellen wir zunächst einmal fest: Der CLA ist ein Auto mit vier Rädern. Wenn auch ein recht attraktives.
Design und Dimensionen: Der neue Mercedes CLA will ein Star sein
Liegt es an den schlanken Formen, der eleganten Coupélinie oder an den kompakten Dimensionen? Der CLA hat die Damenwelt erobert - und geht es nach dem Aussehen, wird auch die dritte Generation einschlagen. Neu und besonders schick ist der Kühlergrill mit den verchromten und beleuchtbaren Mini-Sternen sowie die Scheinwerfer und Heckleuchten, die ebenfalls an funkelnde Himmelskörper erinnern. Man sieht: Das Auto will ein Star sein.
Das trifft auch auf die Dimensionen zu: Der CLA tritt zwar im Kompaktsegment an streckt sich mit 4,72 Metern aber ganz schön in die Länge. Auch der Radstand kann sich mit 2,79 Metern sehen lassen. Eigentlich! Hinten sitzt man zwar von der Kopffreiheit recht anständig, aber der Raum für die Kniee ist ein wenig eingeschränkt - zumal wenn der Fahrer deutlich über 1,80 Meter groß ist. Unbequem ist auch das Einsteigen im Fond: geht nur mit einer gewissen Grund-Gelenkigkeit.
Interieur und Infotainment: Superscreen trifft Hochleistungsrechner
Vorne hingegen thront man wie in einem echten Mercedes. Die Materialwelten reichen von offenporigem Holz bis hin zu gebürstetem Aluminium und Sitzpolstern mit Perleffekt. Fühlt sich alles standesgemäß an. Aber auch hier gibt es einen Star: das schwebende Armaturenbrett, das im besten Fall mit dem verglasten Superscreen ausgestattet ist. Er besteht aus einem 10,25 Zoll großen Digital-Tacho und einem 14-Zoll-Infotainment-Bildschirm und zieht sich über die ganze Fahrzeugbreite. Für den Beifahrer oder die Beifahrerin kann auch noch ein eigenes 14-Zoll-Display bestellt werden.
Dank eines wassergekühlten Hochleistungsrechners, der bis zu 450 Millionen Rechenoperationen pro Sekunde ausführen kann, geht hier die Post ab. Die Bedienung funktioniert superschnell, hilfreich ist die an Smartphones angelehnte Kacheloptik und der Sprachassistent, der natürlich KI-gesteuert ist und neuerdings sogar zu Dialogen fähig ist. „Hey Mercedes!“ Schon taucht der digitale Roboter in die Tiefen des Internets und beantwortet geduldig alle Fragen. Ist recht unterhaltsam, sollte aber nicht vom Fahren ablenken.
Antrieb & Fahrwerk: CLA 250+ oder CLA 350?
Denn fahren kann das cleverste Auto, das Mercedes jemals gebaut hat, natürlich auch. Zunächst nur rein elektrisch als CLA 250+ und als CLA 350 4Matic. Später im Jahr reicht Benz dann noch eine Hybridvariante mit drei Leistungsstufen nach. Die Königsdisziplin soll jedoch der elektrische Antrieb sein. Herzstück ist jeweils der Hauptmotor mit 200 kW / 272 PS, der auf der Hinterachse sitzt. Beim Allrad-Modell kommt noch eine zweite E-Maschine mit 80 kW und 109 PS dazu (Systemleistung: 260 kW / 354 PS).
Wir sind beide Motorisierungen gefahren und kommen zu einem klaren Ergebnis: Der CLA 250+ reicht von der Power her völlig aus. Er hat mit 335 Nm zwar das kleinere Drehmoment (CLA 350: 515 Nm) und braucht für den Spurt von 0 auf Tempo 100 mit 6,7 Sekunden etwas länger (4,9 s) – der Unterschied ist jedoch nicht so bahnbrechend, dass man rund 5.000 Euro mehr ausgeben müsste. Es sei denn, man braucht die bessere Traktion für entsprechende Witterungsverhältnisse.
Der zweite Motor packt nur mit an, wenn Leistung gefordert wird oder auf der Stellung „Sport“. Um Schleppverluste zu reduzieren, wird die Front-Maschine von der "Disconnect Unit" innerhalb von 0,2 Sekunden vom Antriebsstrang getrennt - die Übergänge sind seidenweich. Dann kann man die heckbetonte Beschleunigung wieder in vollen Zügen genießen. Apropos Genuss: Den findet man bei der Lenkung, die präzise und feinfühlig reagiert, und beim Fahrwerk. Hier setzt Mercedes auf eine Stahlfederung mit passiven adaptiven Dämpfern und legt - wie meistens bei diesem Thema - ein Brett hin. Der Federungskomfort ist königlich, die Straßenlage satt. So muss sich ein Auto fahren.
Verbrauch & Reichweite: Sind 792 Kilometer realistisch?
Ein besonders bequemes und sportliches Auto zu bauen - das war allerdings nicht die Herausforderung beim neuen CLA. Hier wollte man ein oder sogar zwei Ausrufezeichen setzen bei Verbrauch und Effizienz. Bei den Wintertestfahrten am Timmelsjoch sagte uns Timo Stegmaier, der Senior Manager Electric Drive System von Mercedes: „Effizienz ist die neue Währung – diesem Thema haben wir von Anfang an alles untergeordnet.“
Auf die Effizienz zahlen viele verschiedene Faktoren ein. Etwa das Zwei-Gang-Getriebe auf der Hinterachse mit einer besonders langen Übersetzung für hohe Geschwindigkeiten. Das spart Kilowattstunden, genauso wie die ausgefeilte Aerodynamik, die mit einem Wert von 0,21 schon ziemlich gut ist - besser als Tesla Model 3 und Porsche Taycan, aber einen Tick schlechter als beim Lucid Air oder beim Mercedes EQS.
Alle Effizienz-Verbesserungen aufzuzählen, das würde den Rahmen sprengen. Nur zwei Zahlen dazu: Mit dem CLA erreicht Mercedes einen Wirkungsgrad von 93 Prozent auf der Langstrecke, und die Energierückgewinnung beim Bremsen (bis zu 200 kW) liegt bei 99 Prozent.
Wie viel verbraucht der CLA tatsächlich im Alltag - das wollten wir bei unserem Test wissen. 12,2 bis 14,1 kWh auf 100 Kilometer werden für den Hecktriebler angegeben, 12,5 bis 14,7 beim Allrad-Modell. Die maximalen Reichweiten liegen bei 792 und 771 Kilometern. Auf unseren Testfahrten bei batteriefreundlichen 21 Grad und auf ziemlich flachen Strecken rund um die dänische Hauptstadt Kopenhagen kamen wir auf 15,1 respektive 15,5 kWh. Das ist nicht so übel.
Bei einer Akkugröße von 85 kWh (netto) wären wir so - rechnerisch - deutlich über 500 Kilometer weit gekommen. Das heißt: Reichweitenangst ade. Zumal die Batterie mit bis zu 320 kW aufgeladen werden kann - macht bis zu 325 Kilometer in zehn Minuten am Schnelllader. Austreten, Espresso trinken und schon geht es weiter.
Wer keine große Reichweite braucht, der sollte noch warten. Denn später im Jahr wird Mercedes noch einen CLA mit einer nur 58 kWh großen Batterie bringen. Das Einstiegsmodell soll rund 46.500 Euro kosten. Das wären fast 10.000 Euro weniger als das, was der 250+ kostet. Der Listenpreis liegt hier bei 55.858 Euro, für den 350 4Matic sind derzeit 60.380 Euro fällig.
Erstes Fazit
Schreibt der cleverste Mercedes aller Zeiten auch Automobilgeschichte? Wie das so ist mit den Superlativen: Sie wecken Erwartungen. In diesem Fall haben sie sich erfüllt - aber nur teilweise. Zweifelsohne hat Mercedes ein sehr effizientes Elektroauto auf die Räder gestellt, vom 1-Liter-Auto sind wir aber noch weit entfernt. Stört allerdings nicht wirklich, weil Reichweite und Ladegeschwindigkeit langstreckentauglich sind. Ob der CLA epochal ist? Geschichte hätte er nur dann geschrieben, wenn der Preis unter 40.000 Euro geblieben wäre. Und so sagen wir nur und das ganz ohne Superlativ: Der CLA ist das erste schöne Elektro-Auto von Mercedes-Benz! (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Mercedes-Benz)
Technische Daten
Modell | CLA 250+ EQ‑Technologie | CLA 350 4MATIC EQ‑Technologie |
---|---|---|
Systemleistung | 200 kW (272 PS) | 260 kW (354 PS Systemleistung) |
Drehmoment | 335 Nm | 515 Nm |
Elektromotor(en) | Hinterachse | Hinterachse + Vorderachse (80 kW/109 PS) |
Batteriekapazität (netto) | 85 kWh | 85 kWh |
Ladeleistung (AC / DC) | 11 kW / bis 320 kW | 11 kW / bis 320 kW |
Antrieb | Heckantrieb | Allrad |
Getriebe | Zwei‑Gang‑Automatikgetriebe auf Hinterachse | Zwei‑Gang‑Automatikgetriebe (Hinterachse) |
WLTP‑Reichweite | 694–792 km | 672–771 km |
Verbrauch (WLTP) | 12,2–14,1 kWh/100 km | 12,5–14,7 kWh/100 km |
Realer Testverbrauch | ca. 15,1 kWh | ca. 15,5 kWh |
0–100 km/h | 6,7 s | 4,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h | 210 km/h |
Leergewicht | ca. 2.055 kg | ca. 2.135 kg |
Abmessungen (L/B/H) | 4,723 m / 1,855 m / 1,468 m | 4,723 m / 1,855 m / 1,468 m |
Radstand | 2,795 m | 2,795 m |
Kofferraum (Limousine) | 405 l | 405 l |
Grundpreis (Deutschland) | ab 55.858 € | ab 60.380 € |