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Fahrbericht Rolls-Royce Cullinan: Luxus ohne Grenzen

Die Spirit of Extasy thronte seit Dekaden nur über klassischen Karosserieformen. Seit 2019 allerdings hat Rolls-Royce auch den Cullinan im Programm. Ein in allen Belangen exorbitantes SUV. Fahrbericht!


Der Rolls-Royce Cullinan auf einen Blick


Pro

Stärken

  • - Exzellenter Fahrkomfort
  • - Kraftvoller V12
  • - Hochwertigste Verarbeitung
  • - Viel Platz
  • - Sehr leiser Innenraum
Contra

Schwächen

  • - Exorbitant teuer
  • - Sehr hoher Benzinverbrauch
  • - Schlechte Übersichtlichkeit

Rolls-Royce-Cullinan-Front

Ein Fahrzeug im Wert einer Immobilie

Benzin wird wieder billiger, die Inflation geht laut Medienberichten leicht zurück und das passende Auto für den Freudentaumel hat Rolls-Royce im Angebot: Den Cullinan (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 15,0 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 341 g/km)². Ein monumentales Bollwerk gegen Klimakleber, Öko-Esoteriker und andere Dauer-Schlechtreder. Die Welt im Rolls-Royce Cullinan ist eine ganz einfache: Sitzt du drin, hast du es (irgendwie und irgendwo) geschafft. Drückst du dir dagegen von außen die Nase am sechs Millimeter Dämmglas platt, wird das wohl so schnell nichts mit den rund 420.000 Euro für den von uns gefahrenen Testwagen.

Dabei ist es kaum vorstellbar, dass ein solches Auto mehr wert ist als so manche Immobilie. Doch Luxusmarken wie Rolls-Royce schaffen über den Preis Distanz – vor allem nach unten. Denn nur so lässt sich die nötige Begehrlichkeit wecken, damit auch nachfolgende Millionärsgenerationen Gefallen am automobilen Überfluss finden.

Rolls-Royce-Cullinan-Entry

Der illustre Kreis der V12-SUV

Der 5,34 Meter lange Cullinan ist derweil eines von nur sehr wenigen SUV, die es sich auf die Fahne schreiben können, von einem V12 angetrieben zu werden. Jene motorentechnische Opulenz liefern derzeit sonst nur Bentley im eher ordinär wirkenden Bentayga-Q7 sowie Ferrari im Purosangue (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 17,1 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 389 g/km)². Verflossen sind dagegen Lamborghini LM002, VW Touareg W12, Audi Q7 V12 TDI, Mercedes-AMG G 65 sowie der Prototyp BMW X5 Le Mans. Letzterer war Anfang der 2000er vielleicht sogar eine Art Machbarkeitsstudie für das 17 Jahre später folgende Rolls-Royce-SUV. Zur BMW Group gehörte man zu dieser Zeit schließlich schon.

Bis auf das merklich alternde iDrive-System (immerhin mit kabelloser Apple CarPlay-Verbindung) hat so ein Cullinan freilich wenig mit einem X5 zu tun. Doch auch wenn der Bildschirm weiterhin klein und noch kein neues BMW Operating System 8 mit Touchscreen verbaut ist – die Bedienung geht, wahrscheinlich genau deshalb, erfreulich leicht von der Hand. Und auch das Kombiinstrument zeigt Power, Geschwindigkeit, Wassertemperatur und Kraftstofffüllstand beinahe auf eine normale, altgediente Weise an. Im Rolls-Royce Cullinan zählen eben andere Dinge. Unabdingbarer Fahrkomfort zum Beispiel.

Rolls-Royce-Cullinan-Cockpit

Platz für die ganze Familie, aber nicht immer für den Hund

Das wolkige Luftfahrwerk, „Magic Carpet“ genannt, federt alles Schlechte aus der Straße, genauso wie rund 100 Kilogramm Dämmung die Außenwelt akustisch auf Abstand halten. Wer es mit dem Geld ohnehin nicht so genau nimmt, kann auch ein zusätzliches Privacy Cover zum Kofferraum verbauen lassen. Rex und Beethoven dürfen dann mangels Luftzufuhr zwar nicht mehr im 555 Liter Kofferraum mitreisen - wer aber knapp eine halbe Million für ein Auto übrig hat, wird sich auch noch den farblich passenden Range Rover nebst Chauffeur für die Vierbeiner leisten können.

Alternativ kann die üppig ausgelegte Viersitzigkeit (wahlweise mit Barfach und Champagner-Kühler) auch entfallen und der Cullinan wird auf seine Weise zu einem normalen Geländewagen mit einer durchgehenden Sitzbank sowie einem fürstlichem Ladevolumen von maximal 2.000 Litern. Fast ist es überflüssig zu erwähnen, dass die Lederarbeiten penibel genau und der Sitzkomfort auf allen Plätzen königlich ausfallen. Auf Wunsch wird vorne wie hinten massiert, gekühlt und geheizt – auch die Armauflagen sind temperiert. Um den Alltagsnutzen des in Goodwood gebauten Hochbeiner hervorzuheben, besitzt dieser erstmals in der Markengeschichte eine Anhängerkupplung. 2,7 Tonnen darf der Brite ziehen - für mehr Action am Haken, man ahnt es, taugt der Range, der schon die Hunde mitnimmt.

Rolls-Royce-Cullinan-Rearseats

Rolls-Royce wird elektrisch, der Cullinan bleibt allerdings (noch) altgedient

An dieser Stelle noch ein paar Worte zum Antrieb: Rolls-Royce startet mit dem Spectre ab Ende 2023 in die elektrische Zukunft. Natürlich mit BMW-Technik. Erprobt vor allem im eben vorgestellten BMW i7 (Stromverbrauch kombiniert: 18,5 kWh/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 0 g/km; elektrische Reichweite: bis zu 624 km)². Bis die Elektrifizierung indes den Cullinan erreicht, wird es wohl noch eine Weile dauern. Der verbaute 6,75-Liter-V12 mit doppelter Zwangsbeatmung bleibt so lange das Nonplusultra im Motorenbau. Extrem leise. Extrem laufruhig. Extrem stark.

571 PS und 850 Nm Drehmoment zerren am Achtgang-Getriebe und beschleunigen den Koloss mit gespenstischer Ruhe in 5,2 Sekunden auf Tempo 100. Abgeregelt wird aus Vernunftgründen bei 250 km/h. Selbst bei höheren Autobahngeschwindigkeiten kann, für ein SUV äußerst ungewöhnlich, im Flüsterton mit der zweiten Sitzreihe kommuniziert werden. Ob man dazu allerdings bei einem Spritverbrauch um 19 Litern je 100 Kilometer noch die Spucke im Mund hat, ist eine andere Frage.

Rolls-Royce-Cullinan-Rear

Sündhaft teure Extras, die das Leben schöner machen

Dass die Welt wegen ein paar Tausend gebauter Cullinan untergeht, muss derweil nicht befürchtet werden. Genauso unwahrscheinlich dürfte es sein, dem britischen Hochadel im Offroadpark zu begegnen. Dabei kann sich die Bodenfreiheit durchaus sehen lassen; per iDrive lässt sich der Allradantrieb zudem auf verschiedene Untergründe einstellen und das Luftfahrwerk anheben. Wem das zu viel Aufregung in einem Rolls ist kann den Bildschirm auch in der Versenkung verschwinden lassen. Stattdessem wird man über die nebenan angebrachten Uhr, sie dürfte mittlerweile um die 5.000 Euro kosten, über die Zeit, die man ja eigentlich gar nicht hat, informiert.

Besonders schlimm ist allerdings die Tatsache, wie schnell man sich an den vermeintlich überflüssigen Luxus gewöhnen kann. Profane Dinge wie das Schließen der Türen erledigt der Cullinan per Knopfdruck und das Kind auf dem Rücksitz träumt nach zwei Tagen schon vom Sternenhimmel mit Sternschnuppenfunktion. Das Firmament im Cullinan ist selbstredend handgefertigt, mit 800 bis 1.600 LEDs bestückt und natürlich individualisierbar. Nur für den Fall, man möchte den Nachthimmel vom Tag der eigenen Geburt abgebildet haben. Ein wenig Größenwahn darf schon sein. Die Kosten dieser Option? Ein hoher fünfstelliger Eurobetrag.

Rolls-Royce-Cullinan-SoE

Fazit

Alles am Rolls-Royce Cullinan ist mit einem Wort: Exorbitant. Seine Größe, sein Sitzkomfort, seine Qualität, sein Gewicht, sein Preis und so auch der Verbrauch. Das sorgt nicht nur für Wohlgefallen, vor allem in der heutigen Zeit. Doch die Wahrheit ist auch: Die Exklusivität und der Luxus sind wahrlich spürbar und so reiht sich der Cullinan, für eine feine und schwerreiche Gesellschaftsrunde, zurecht unter den besten Autos der Welt ganz weit vorne ein. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten*

  • Modell: Rolls-Royce Cullinan
  • Motor: Zwölfzylinder-Benziner, 6.749 ccm
  • Leistung: 571 PS (420 kW) bei 5.000 U/min
  • Drehmoment: 810 Nm bei 1.600 U/min
  • Antrieb: Allrad, 8-Gang-Automatik
  • Verbrauch kombiniert: 15,0 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 341 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 5,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 5,34 m/ 2,00 m/ 1,84 m
  • Gewicht: ca. 2.700 kg
  • Grundpreis: ab 333.795 Euro

*Herstellerangaben

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