Die Karosserieform „Shooting Brake“ hat seit den 1960er-Jahren eine Sonderrolle: Sie kombiniert die flache Linienführung eines Coupés mit der Ladeflexibilität eines Kombis. Diese einzigartige Mischung entstand aus dem Bedürfnis heraus, sportliche Eleganz nicht zugunsten von Praktikabilität aufgeben zu müssen. Der Reiz liegt im Detail: Während klassische Kombis oft brav und funktional wirken, strahlen Shooting Brakes eine gewisse Rebellion aus. Sie sind für Menschen gemacht, die sich nicht zwischen Form und Funktion entscheiden wollen – eine automobilen Kompromisslosigkeit, die ihren Preis hat, aber auch ihre treue Anhängerschaft.
2025 ist das Angebot überschaubar, aber doch vielfältig – vom vollelektrischen Porsche Taycan Cross Turismo bis zum kompakten Kia ProCeed. Gleichzeitig lanciert Mercedes eine neue Generation des CLA Shooting Brake während andere Hersteller den Stecker ziehen. Dieser Beitrag zeigt, welche Shooting Brakes aktuell (noch) auf dem Markt sind, worin sich CLA und CLA Shooting Brake unterscheiden, woher die eigenwillige Modellbezeichnung stammt und weshalb der CLS Shooting Brake aus dem Programm verschwunden ist.
Vom brandneuen E-Shooting-Brake bis zum britischen Coachbuild-Unikat reicht die Auswahl. Die Tabelle zeigt exemplarisch zwölf prägende Modelle – unterteilt in Neuwagen, kürzlich eingestellte Baureihen und klassische Ikonen.
Modell | Baujahr | Antrieb | Status 2025 |
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Mercedes CLA Shooting Brake | 2015–heute | Benzin, Diesel, Plug-in; ab 2026 EV | Facelift 2024, nächste Gen. angekündigt |
VW Arteon Shooting Brake | 2020–2024* | Benzin, Diesel, PHEV | Neuwagen ab Lager, Neubestellung gestoppt |
Kia ProCeed | 2019–heute | Benzin, Mild-Hybrid | Facelift 2025 in Europa |
Porsche Taycan Sport Turismo | 2022–heute | 100 % BEV | Aktuelles Modelljahr 2025 |
Porsche Panamera Sport Turismo | 2017–2023 | Benzin, PHEV | Produktion 2023 eingestellt |
Ferrari GTC4Lusso | 2016–2020 | V12/V8 Benzin | Nur gebraucht |
Mercedes CLS Shooting Brake | 2012–2018 | Benzin, Diesel | Nur gebraucht |
Genesis G70 Shooting Brake | 2021–2024 | Benzin | Restbestände, kein Nachfolger |
Reliant Scimitar GTE | 1968–1986 | Benzin | Klassiker |
Volvo P1800 ES | 1972–1974 | Benzin | Klassiker |
Aston Martin DB5 Radford | 1965 | R6 Benzin | Coachbuild-Sammlerstück |
BMW Z3 M Coupé | 1998–2002 | R6 Benzin | Gefragter Youngtimer |
*Volkswagen bietet 2025 nur noch fertig konfigurierte Lagerfahrzeuge an.
Ob neu, jung oder Oldtimer: Das Karosseriekonzept vereint bis heute Lifestyle-Design mit praktischem Laderaum – und bleibt damit eine reizvolle Nische quer durch alle Fahrzeugklassen. Hier noch einmal auf einen Blick:
Der Mercedes CLA wird in zwei Karosserievarianten angeboten: als viertüriges Coupé und als sogenannter Shooting Brake. Beide basieren auf der gleichen technischen Plattform, unterscheiden sich aber deutlich in Design, Raumangebot und Alltagsnutzen.
Das CLA Coupé zeichnet sich durch seine flache, aerodynamisch optimierte Dachlinie und ein sportliches Fastback-Heck aus. Der Look ist dynamisch und elegant – allerdings geht dies zulasten des Kofferraums und der Kopffreiheit im Fond. Der CLA Shooting Brake hingegen überträgt das Designkonzept in eine praktischere Form. Das Dach verläuft länger und endet in einem steiler abfallenden Heck. Dadurch ergibt sich nicht nur ein eigenständiger Look mit Lifestyle-Appeal, sondern auch mehr Platz für Gepäck und besserer Zugang zum Kofferraum. Die charakteristischen Schulterlinien und die markante Front bleiben dabei identisch.
Ein zentraler Unterschied liegt im Ladevolumen, aber die nackten Zahlen erzählen nicht die ganze Geschichte:
Beide Varianten nutzen die gleiche Plattform (MFA2, ab 2026 MMA), identische Fahrwerke und nahezu identische Motoren. Benziner, Diesel und Plug-in-Hybride sind verfügbar. Der große Unterschied wird sich ab 2026 zeigen:
CLA Coupé-Käufer sind meist Singles oder kinderlose Paare, die Wert auf maximale Optik legen. Hier zählt der erste Eindruck, die Silhouette muss stimmen. CLA Shooting Brake-Käufer sind eine aktive Zielgruppe mit höherem Platzbedarf – junge Familien, Hundebesitzer, Hobbysportler oder Menschen, die regelmäßig sperrige Gegenstände transportieren müssen. Sie wollen Mercedes-Design, aber ohne Kompromisse bei der Alltagstauglichkeit. Der Preisunterschied liegt je nach Ausstattung bei mindestens 700 Euro zugunsten des Coupés, wobei der Shooting Brake das deutlich bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.
Wer maximale Designreinheit und den perfekten Auftritt sucht, greift zum CLA Coupé. Wer das Mercedes-Design mit echtem Alltagsnutzen kombinieren möchte, findet im Shooting Brake das stimmigere Gesamtpaket – ohne auf Sportlichkeit oder Prestige zu verzichten.
Nein. Mercedes strich die Shooting-Brake-Variante bereits 2018 aus dem Programm und stellte die komplette CLS-Baureihe zum 31. August 2023 ein. Ein Nachfolger ist nicht geplant. Der CLS Shooting Brake war zwar bei Kennern sehr beliebt, aber die Verkaufszahlen rechtfertigten den Entwicklungsaufwand nicht. Mercedes konzentriert sich heute auf profitablere Segmente wie SUVs und Elektrofahrzeuge. Die CLS-Baureihe insgesamt litt unter der Konkurrenz durch das eigene E-Klasse Coupé und die steigenden SUV-Verkäufe.
Wer heute einen CLS Shooting Brake sucht, muss auf Gebrauchtwagenbörsen wie AutoScout24 zurückgreifen.
Der Begriff stammt aus dem Großbritannien des 19. Jahrhunderts und hat eine faszinierende Geschichte, die die DNA dieser Fahrzeugkategorie perfekt erklärt. Ein „brake“ war ein robustes, pferdegezogenes Chassis, das hauptsächlich dazu diente, junge, noch nicht vollständig ausgebildete Pferde zu trainieren – sie wurden buchstäblich „eingebremst“. Diese Fahrzeuge waren stärker gebaut als normale Kutschen, da unberechenbare Pferde mehr Kontrolle erforderten.
Für Jagdausflüge („shooting parties“) wurde das bewährte Brake-Chassis zweckentfremdet. Die robusten Wagen wurden zu mobilen Jagdzentralen umgebaut: Gewehrfächer, Munitionsboxen, Hundeboxen und Platz für die Jagdbeute. Der „Shooting Brake“ war geboren – ein Nutzfahrzeug für Gentlemen.
Als zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten Automobile aufkamen, übernahmen britische Karosseriebauer den Begriff. Sie bauten sportliche Chassis zu praktischen, aber stilvollen Kombis um – genau wie ihre Vorfahren die Pferdewagen. Die Verbindung von Sport (shooting) und Kontrolle (brake) blieb das Markenzeichen. Heute steht „Shooting Brake“ für Fahrzeuge, die diese ursprüngliche Philosophie verkörpern: sportlich und robust genug für Abenteuer, aber elegant genug für den Alltag.
Shooting Brakes bleiben 2025 ein Liebhaber-Segment, das dank Mercedes, Kia und Porsche weiterhin bedient wird. Der neue CLA Shooting Brake wird die Speerspitze eines modernen, teils elektrifizierten Angebots bilden, während der Kia ProCeed den Einstieg markiert – zumindest außerhalb des britischen Markts. Für Käufer exotischerer Varianten stehen Restposten (Genesis) oder gepflegte Gebrauchte (Ferrari GTC4Lusso, CLS Shooting Brake) bereit. Der britische Ursprung des Begriffs erklärt, warum die Mischung aus Sportlichkeit und Nutzwert bis heute Faszination auslöst.