
Die faszinierende Geschichte des ersten Elektroautos
Inhalt
- Die Geburtsstunde der Elektromobilität: Von den Anfängen bis heute
- Wann gab es das erste Elektroauto? Die überraschende Wahrheit
- Pioniere der E-Mobilität: Ferdinand Porsche und sein revolutionäres Werk
- Der große Wandel: Warum wurde das Elektroauto vom Verbrenner verdrängt?
- Die goldene Ära: Wie viele Elektroautos gab es 1900?
- Technische Evolution: Von Bleiakkus zu modernsten Batteriesystemen
- Die Renaissance der Elektromobilität im 21. Jahrhundert
- Meilensteine und Rekorde: Die beeindruckendsten Elektrofahrzeuge der Geschichte
- Fazit: Was die Vergangenheit über unsere elektrische Zukunft verrät
Die Geburtsstunde der Elektromobilität: Von den Anfängen bis heute
Geräuschlose Fahrzeuge gleiten durch die Straßen, angetrieben von Energie, ohne Rauch und Gestank: Was nach einer futuristischen Vision klingt, war bereits vor über 180 Jahren Realität. Die Geschichte des Elektroautos ist eine faszinierende Reise durch technischen Fortschritt, wirtschaftliche Umbrüche und gesellschaftliche Veränderungen.
Die Frage, wann das erste Elektroauto erfunden wurde, führt zurück in eine Zeit, in der Pferdekutschen noch das Straßenbild dominierten und die industrielle Revolution gerade erst Fahrt aufnahm. Es ist eine Geschichte voller Überraschungen, die zeigt, dass Innovation nicht immer linear verläuft und dass manchmal die besten Ideen ihrer Zeit voraus sind.
Wann gab es das erste Elektroauto? Die überraschende Wahrheit
Die Antwort auf die Frage, wann es das erste Elektroauto gab, überrascht selbst einefleischte Technikbegeisterte: Bereits 1835 konstruierte der niederländische Professor Sibrandus Stratingh gemeinsam mit seinem Assistenten Christopher Becker ein kleines elektrisch angetriebenes Fahrzeug. Dieses Miniaturmodell war zwar nicht für den Personentransport geeignet, demonstrierte aber bereits das Prinzip der elektrischen Fortbewegung.
Der schottische Erfinder Robert Anderson entwickelte zwischen 1832 und 1839 eine primitive elektrische Kutsche. Diese frühen Versuche waren jedoch durch die noch sehr rudimentären Batterietechnologien stark limitiert. Die verwendeten Primärzellen konnten nicht wieder aufgeladen werden, was die praktische Nutzung erheblich einschränkte.
Fun Fact
Das erste Elektroauto ist älter als das erste Auto mit Verbrennungsmotor! Carl Benz meldete sein Patent für den Motorwagen erst 1886 an – mehr als 50 Jahre nach den ersten elektrischen Fahrzeugen.
Der eigentliche Durchbruch kam mit der Erfindung des wiederaufladbaren Bleiakkumulators. Der französische Physiker Gaston Planté entwickelte 1859 die bereits 1854 von Wilhelm Josef Sinsteden erfundene Blei-Säure-Batterie erheblich weiter und eröffnete so den Weg zu deren praktischer Nutzung. Diese Innovation ebnete den Weg für praktisch nutzbare Elektrofahrzeuge. Der französische Ingenieur Gustave Trouvé präsentierte 1881 ein dreirädriges Elektrofahrzeug, das bereits eine Geschwindigkeit von 12 km/h erreichte.
In den USA war es William Morrison, der 1890 das erste erfolgreiche elektrische Straßenfahrzeug entwickelte. Sein sechssitziger Wagen erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 23 km/h und hatte eine Reichweite von etwa 80 Kilometern. Dieses Fahrzeug markierte den Beginn der kommerziellen Elektromobilität in Amerika.
Pioniere der E-Mobilität: Ferdinand Porsche und sein revolutionäres Werk
Ferdinand Porsche, der später als Gründer der legendären Sportwagenmarke bekannt werden sollte, konstruierte bereits 1898 sein erstes Elektrofahrzeug: den Egger-Lohner C.2 Phaeton.
Dieses Fahrzeug, das fälschlicherweise oft als P1 bezeichnet wird, war eine technische Meisterleistung seiner Zeit. Das Fahrzeug erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h und hatte eine beachtliche Reichweite von 80 Kilometern - für damalige Verhältnisse sensationell.
Interessant
Porsche war zu dieser Zeit erst 23 Jahre alt und arbeitete bei der Hofwagenfabrik Jacob Lohner & Co. in Wien. Seine Konstruktion gewann 1899 bei einer Ausstellung in Berlin eine Goldmedaille.
Das revolutionärste Design Porsches war jedoch der Lohner-Porsche Mixte von 1900, das erste serienmäßig hergestellte Hybridfahrzeug der Welt. Dieses Fahrzeug verfügte über Radnabenmotoren – elektrische Motoren, die direkt in den Rädern integriert waren. Diese Konstruktion eliminierte die Notwendigkeit für ein komplexes Getriebe und verbesserte die Effizienz erheblich.
Die technischen Spezifikationen des Lohner-Porsche waren beeindruckend:
- Zwei Elektromotoren mit je 2,5 PS Dauerleistung
- Kurzfristige Spitzenleistung von bis zu 14 PS
- Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h
- Gewicht: fast zwei Tonnen
Porsche entwickelte sogar eine Allradvariante mit vier Radnabenmotoren, die bei Bergrennen erfolgreich eingesetzt wurde. Diese Fahrzeuge kosteten damals zwischen 10.000 und 35.000 Kronen – ein Vermögen, das nur die reichsten Bürger aufbringen konnten.
Der große Wandel: Warum wurde das Elektroauto vom Verbrenner verdrängt?
Warum das Elektroauto vom Verbrenner verdrängt wurde, ist nicht so leicht zu beantworten. Die Frage ist komplex und vielschichtig. Um 1900 waren Elektroautos tatsächlich populärer als ihre benzinbetriebenen Konkurrenten. Sie waren leiser, sauberer und einfacher zu bedienen – kein mühsames Ankurbeln, keine Gangschaltung, kein Gestank.
Mehrere Faktoren führten jedoch zum Niedergang der frühen Elektromobilität:
1. Die Ölrevolution und sinkende Benzinpreise: Die Entdeckung großer Ölvorkommen, besonders in Texas, führte zu einem drastischen Preisverfall bei Benzin. Während Strom teuer blieb, wurde Benzin zur billigen Massenware.
2. Technologische Durchbrüche beim Verbrennungsmotor: Charles Kettering erfand 1912 den elektrischen Anlasser, der das mühsame Ankurbeln überflüssig machte. Dies beseitigte einen der größten Nachteile von Benzinfahrzeugen. Henry Fords Fließbandproduktion ab 1913 machte Autos mit Verbrennungsmotor zudem erschwinglich – ein Ford Model T kostete 1925 nur noch 290 Dollar.
3. Die Reichweitenproblematik: Während Benzinfahrzeuge mit verbesserter Infrastruktur immer weitere Strecken zurücklegen konnten, blieben Elektroautos auf städtische Kurzstrecken beschränkt. Die Batterietechnologie stagnierte jahrzehntelang.
4. Geschwindigkeit und Leistung: Verbrennungsmotoren entwickelten sich rasant weiter. Während frühe Elektroautos bei 30 bis 40 km/h ihr Maximum erreichten, fuhren Benziner bereits 80 km/h und mehr.
5. Marketing und Geschlechterklischees: Elektroautos wurden zunehmend als „Frauenautos“ vermarktet – sauber, leise und einfach zu bedienen. In einer von Männern dominierten Gesellschaft wurde dies zum Stigma.
Fun Fact
Thomas Edison und Henry Ford arbeiteten zwischen 1914 und 1916 an einem günstigen Elektroauto. Das Projekt scheiterte jedoch an den hohen Batteriekosten – ein Problem, das erst 100 Jahre später gelöst werden sollte.
Die goldene Ära: Wie viele Elektroautos gab es 1900?
Um die Jahrhundertwende waren Elektrofahrzeuge keine Randerscheinung, sondern dominierten sogar den Automobilmarkt. In den USA machten um 1900 Elektrofahrzeuge einen erheblichen Anteil der produzierten Automobile aus. Verschiedene Quellen geben unterschiedliche Zahlen an, aber es ist historisch belegt, dass Elektrofahrzeuge gemeinsam mit dampfbetriebenen Fahrzeugen den Markt dominierten, während benzinbetriebene Automobile nur einen kleineren Anteil ausmachten.
In New York City bestand die Taxiflotte um 1900 hauptsächlich aus Elektrofahrzeugen. Die Electric Vehicle Company betrieb über 600 elektrische Taxis in der Stadt. Diese „Electrobats" genannten Fahrzeuge wurden an zentralen Stationen durch Batteriewechsel binnen Minuten wieder einsatzbereit gemacht – ein Konzept, das erst über 100 Jahre später von Tesla wieder aufgegriffen wurde.
Interessant
Allein in den USA gab es um 1900 über 30 Hersteller von Elektrofahrzeugen. Die geschätzte Gesamtzahl aller Elektroautos weltweit lag bei etwa 30.000 Stück – bei einer globalen Gesamtzahl von nur etwa 80.000 Automobilen aller Antriebsarten.
Besonders beeindruckend waren die Verkaufszahlen in Großstädten:
- London: Über 500 elektrische Taxis im Einsatz
- Paris: Die Compagnie Parisienne des Voitures Électriques betrieb eine Flotte von 200 Fahrzeugen
- Berlin: Die „Elektrische Droschken-Gesellschaft“ verfügte über 50 Elektrotaxis
Die Elektroauto-Hersteller dieser Zeit waren innovativ und vielfältig:
- Baker Motor Vehicle Company (Ohio): Produzierte zwischen 1899 und 1914 über 12.000 Elektrofahrzeuge
- Detroit Electric (Michigan): Fertigte von 1907 bis 1939 etwa 13.000 Elektroautos
- Studebaker: Stellte zwischen 1902 und 1912 elektrische Fahrzeuge her
Technische Evolution: Von Bleiakkus zu modernsten Batteriesystemen
Das erste Elektroauto musste mit primitiven Batterien auskommen, die nach heutigen Maßstäben geradezu archaisch wirken. Die Evolution der Batterietechnologie ist der Schlüssel zum Verständnis der Elektromobilität.
Die Bleiakku-Ära (1859 bis 1990) Gaston Plantés weiterentwickelter Bleiakkumulator dominierte über ein Jahrhundert lang. Diese Batterien waren:
- Schwer (Energiedichte: 30 bis 40 Wh/kg)
- Kurzlebig (300 bis 500 Ladezyklen)
- Umweltproblematisch (Blei und Schwefelsäure)
- Aber: Zuverlässig und günstig
Die Nickel-Revolution (1990 bis 2010) Nickel-Cadmium (NiCd) und später Nickel-Metallhydrid (NiMH) Batterien brachten erste Verbesserungen:
- Höhere Energiedichte (60 bis 120 Wh/kg)
- Längere Lebensdauer (500 bis 1000 Zyklen)
- Temperaturbeständiger
- Problem: Memory-Effekt und Cadmium-Toxizität
Die Lithium-Ära (2010-heute) Der Durchbruch kam mit Lithium-Ionen-Batterien:
- Energiedichte: 150 bis 300 Wh/kg (und steigend)
- Lebensdauer: 1000 bis 3000 Zyklen
- Schnellladefähig
- Kein Memory-Effekt
Fun Fact
Die Energiedichte moderner Batterien ist etwa 10-mal höher als die der ersten Bleiakkus. Ein Tesla Model S trägt Batterien mit sich, die der Energie von 2.000 Bleiakkus aus dem Jahr 1900 entsprechen – bei nur einem Bruchteil des Gewichts!
Zukunftstechnologien (2025 und darüber hinaus) Die Batterieforschung arbeitet an revolutionären Konzepten:
- Festkörperbatterien: Bis zu 500 Wh/kg, nicht brennbar, 10.000+ Zyklen
- Lithium-Schwefel: Theoretisch bis 600 Wh/kg möglich
- Natrium-Ionen: Günstig und nachhaltig, ideal für stationäre Speicher
- Aluminium-Luft: Extrem hohe Energiedichte, aber noch nicht wiederaufladbar
Die Renaissance der Elektromobilität im 21. Jahrhundert
Nach fast 100 Jahren Dornröschenschlaf erlebte das erste Elektroauto der Moderne seine Wiedergeburt. Der Wendepunkt kam mit mehreren parallel verlaufenden Entwicklungen.
Der Toyota Prius (1997) Obwohl „nur“ ein Hybrid, bewies der Prius, dass elektrisches Fahren massentauglich sein kann. Über 15 Millionen verkaufte Einheiten ebneten den Weg für reine Elektrofahrzeuge.
Tesla Motors – Die Revolution (2003-heute) Elon Musks Vision veränderte alles. Der Tesla Roadster (2008) bewies: Elektroautos können sexy, schnell und begehrenswert sein.
- 0 bis 100 km/h in 3,7 Sekunden
- Über 350 km Reichweite
- Sportwagen-Design
Das Model S (2012) setzte neue Maßstäbe:
- Bis zu 600 km Reichweite
- Überlegene Beschleunigung
- Over-the-Air Updates
- Autopilot-Funktionen
Die deutschen Hersteller erwachen (2010 bis 2025) Nach anfänglicher Skepsis investieren deutsche Premiumhersteller Milliarden:
- BMW i3 (2013): Konsequent auf E-Mobilität ausgelegt
- Audi e-tron (2018): Luxus-SUV mit Elektroantrieb
- Porsche Taycan (2019): Der erste echte Tesla-Herausforderer
- Mercedes EQS (2021): Die elektrische S-Klasse
Wichtig
2025 haben alle großen Hersteller elektrische Modellpaletten. Viele Automobilhersteller haben ambitionierte Elektrifizierungspläne für die kommenden Jahre angekündigt.
Meilensteine und Rekorde: Die beeindruckendsten Elektrofahrzeuge der Geschichte
Die Geschichte der Elektromobilität ist gespickt mit bemerkenswerten Fahrzeugen und Rekorden, die zeigen, wozu elektrische Antriebe fähig sind.
La Jamais Contente (1899) Das erste Fahrzeug, das 100 km/h überschritt, war elektrisch! Der belgische Rennfahrer Camille Jenatzy erreichte am 29. April 1899 die Rekordgeschwindigkeit von 105,88 km/h. Das torpedoförmige Fahrzeug war seiner Zeit weit voraus.
Der Detroit Electric (1907 bis 1939) Mit über 13.000 produzierten Einheiten war dies das erfolgreichste frühe Elektroauto. Prominente Besitzer:
- Thomas Edison
- Clara Ford (Henry Fords Frau)
- John D. Rockefeller Jr.
- Charles Lindbergh
Henney Kilowatt (1959 bis 1960) Der erste Versuch eines modernen Elektroautos in der Nachkriegszeit. Basierend auf dem Renault Dauphine, wurden nur 100 Stück gebaut. Reichweite: 60 km, Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h.
General Motors EV1 (1996 bis 1999) Das „Auto, das die Welt hätte verändern können". Mit modernem Design und fortschrittlicher Technik seiner Zeit voraus. GM verschrottete kontrovers alle 1.117 gebauten Exemplare.
Moderne Rekordbrecher (2010 bis 2025)
- Rimac Nevera (2021): 0 bis 100 km/h in 1,97 Sekunden, 412 km/h Spitze
- Tesla Model S Plaid (2021): Schnellste Serienlimousine der Welt
- Mercedes EQXX (2022): Über 1.000 km Reichweite mit einer Ladung
- Lucid Air Dream (2022): EPA-Reichweite von 837 km
Der Nürburgring-Kampf Die legendäre Nordschleife wurde zum Bewährungsfeld für E-Sportwagen:
- Volkswagen ID.R (2019): 6:05,336 Minuten – Streckenrekord für E-Fahrzeuge
- Porsche Taycan Turbo S (2022): 7:33,350 - Schnellste viertürige E-Limousine
- Tesla Model S Plaid (2023): 7:25,231 - Beeindruckend für ein Serienfahrzeug
Elektro-Hypercars der Superlative
- Lotus Evija (2023): 2.000 PS, limitiert auf 130 Stück
- Pininfarina Battista (2024): 1.900 PS, 350 km/h Spitze
- Aspark Owl (2025): 0 bis 100 in 1,69 Sekunden – Weltrekord
Fazit: Was die Vergangenheit über unsere elektrische Zukunft verrät
Die Frage, wann es das erste Elektroauto gab, führt durch fast 190 Jahre Technikgeschichte. Von Stratinghs primitiven Experimenten 1835 über Porsches geniale Radnabenmotoren bis zu den Hochleistungsboliden von heute – die Evolution ist atemberaubend.
Die Geschichte lehrt uns: Technologischer Fortschritt verläuft nicht linear. Das erste Elektroauto war seiner Zeit voraus, wurde verdrängt und erlebt nun eine triumphale Rückkehr. Was damals an technischen Limitationen scheiterte, wird heute durch moderne Batterietechnologie, digitale Vernetzung und ein gewandeltes Umweltbewusstsein möglich.
Die Parallelen zwischen 1900 und 2025 sind frappierend: Wieder stehen wir an einem Wendepunkt der Mobilität. Wieder konkurrieren verschiedene Antriebskonzepte. Doch diesmal scheint die Richtung klar: Die Zukunft fährt elektrisch.
Wichtig
Die Geschichte zeigt, dass die beste Technologie nicht immer sofort gewinnt. Externe Faktoren wie Infrastruktur, Politik und Wirtschaftlichkeit spielen eine entscheidende Rolle. Heute arbeiten all diese Faktoren zugunsten der Elektromobilität.
Was würden die Pioniere wie Ferdinand Porsche oder Thomas Edison wohl sagen, könnten sie die heutigen Elektrofahrzeuge sehen? Vermutlich wären sie begeistert – und gleichzeitig erstaunt, dass es so lange gedauert hat.
Die Vergangenheit des Elektroautos lehrt uns Demut und macht Mut zugleich. Sie zeigt, dass visionäre Ideen ihre Zeit brauchen, aber letztendlich triumphieren können. In einer Welt, die nach nachhaltigen Lösungen sucht, schließt sich der Kreis: Die Zukunft der Mobilität liegt in ihrer eigenen Vergangenheit – nur ungleich fortschrittlicher, effizienter und aufregender als je zuvor.


