Erster Test Cupra Raval (2026): So fährt der Bruder des ID. Polo

Mit einer wahren Kleinwagen-Armada will der Volkswagen-Konzern Elektromobilität bezahlbar machen. Wir konnten den ersten Vorboten der neuen Familie, den Cupra Raval, schon als Vorserienmodell testen. Er ist eng verwandt mit dem künftigen ID.Polo. Beide sollen 2026 auf den Markt kommen.

Der Cupra Raval VZ Extreme auf einen Blick:


Was uns gefällt

Design und Platzverhältnisse.

Was wir vermissen

Die genauen Preise.

Ideal wenn …

man in der Stadt wohnt und zu Hause laden kann.

Die Alternativen

Renault 5 E-Tech, Hyundai Inster, Opel Corsa Electric.


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Warum Cupra VW die Show stehlen darf

Raval heißt so viel wie Vorstadt. Das gleichnamige Arbeiterviertel von Barcelona lag früher nämlich außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern. Kann man sich heute nicht mehr vorstellen, weil das trendige und hippe Revier gleich bei den Ramblas anfängt, also mitten im Zentrum der katalanischen Hauptstadt. Raval – so heißt auch der neue Elektro-Flitzer von Cupra. Der Raval ist in zweierlei Hinsicht ein Rebell. Erstens basiert er optisch auf der Studie „Urban Rebel“ und zweitens revolutioniert er eine eiserne Regel im Volkswagen-Konzern. Auf einer neuen technischen Plattform, wie etwa dem Elektro-Baukasten MEB+, debütiert normalerweise die Hauptmarke.

Dieses Mal ist alles anders: Cupra hat die Entwicklungshoheit und darf deshalb dem VW-Konzerns kurzfristig die Schau stehlen. Noch vor dem ebenfalls im Kleinwagen-Segment antretenden ID.Polo und den SUV-Varianten ID.Cross und dem Epiq der tschechischen Tochter Skoda rollt er zur Kundschaft. Gebaut und entwickelt im katalanischen Werk Martorell. Dort, wo auch der elektrische Polo vom Band laufen wird. Die anderen Mitglieder der „Electric Urban Car Family“ werden in Pamplona produziert.

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Cooles Design mit Chamäleon-Lack

Hier in Martorell, nur wenige Kilometer entfernt von Barcelona, stehen auch die vier folierten Cupras für eine erste Ausfahrt. Vorserienmodelle, die trotz Tarnung schon ziemlich rebellisch aussehen. Mächtige Powerdomes auf der Motorhaube, das Tagfahrlicht erinnert an die halb geöffneten Augen eines Krokodils und auch das Heck verrät: Der Cupra Raval ist einer für den großen Auftritt. Kantig, motzig, mit zwei Aero-Henkeln als Dachspoiler. Das an ein Tribal erinnernde Cupra-Logo ist allgegenwärtig und leuchtet in kräftigem Rot.

Überhaupt das Licht! Darauf haben die Spanier viel Wert gelegt. In einem abgedunkelten Raum der Entwicklungsabteilung zeigen sie uns die Lightshow, die immer beim Auf- und Absperren des Fahrzeugs läuft. Alles in der Cupra typischen Triangel-Optik. Ziemlich cool. So wie die neuen Plasma-Lackierungen, die wie ein Chamäleon die Farbe ändern kann. Allerdings nicht so dramatisch wie bei den Flip-Flop-Lacken, sondern dezent und vornehm.

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Adaptiv-Fahrwerk: Hart aber herzlich

Das Aussehen steht bei Cupra ja immer an erster Stelle. Stylisch, markant, anders. So hat es die jüngste Marke im VW-Konzern innerhalb von sieben Jahren zu sechs Modellen und einer Million verkaufter Exemplare gebracht. Die zweite Grundeigenschaft ist die Fahrdynamik. Ein Cupra muss sich feurig fahren. Und deshalb sitzen wir im künftigen Spitzenmodell des Raval. Dem VZ Extreme. VZ steht für das spanische veloz also für schnell. Das VW-Pendant dazu wird der ID.Polo GTI sein.

Unser 4,05 Meter großer Spanier hat jedenfalls schon mal Feuer unter der Haube. 166 kW / 226 PS treiben den Kleinwagen über die Vorderräder an – perfekt im Zaum gehalten von einem elektronische Sperrdifferenzial mit Drehmomentverteilung. Die Karosserie liegt um 15 Millimeter niedriger als bei den anderen Modellen, und auch die Spur ist um 10 mm breiter. Dazu passt das adaptive VW-Fahrwerk DCC, das natürlich deutlich steifer interpretiert wird als bei dem Schwestermodell ID.Polo. Hart aber herzlich, das ist genau unser Geschmack – so müssen Federn und Dämpfer arbeiten.

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Beim Raval kommt der Krawall aus den Boxen

Zusammen mit der Progressivlenkung fährt sich der Raval zackig und kernig um die Kurven. Selbst im Grenzbereich gibt es kein Untersteuern. Die elektronische Stabilitätskontrolle (ESC) lässt ziemlich viel zu, was mit dem ein oder anderen Hüftschwung auch belohnt wird. Man könnte das ESC auch komplett abschalten, aber schließlich sind wir auf öffentlichen Straßen unterwegs und außerdem unter der Aufsicht eines Entwicklungsingenieurs auf dem Beifahrersitz. Bei der Beschleunigung merkt man die Vorteile eines E-Antriebs.

Kompromisslos haut die Maschine das Drehmoment von 290 Nm auf einen Schlag heraus – das ist Emotion pur. Bei höheren Geschwindigkeiten geht unserem Testfahrzeug ein wenig die Luft aus. Da hilft auch der viele Krawall nicht, den der Raval elektronisch über die Lautsprecher einspielt. Muss man mögen, kann man aber auch abschalten. Vom abgedeckten Cockpit sieht man noch nicht viel, nur das klassische Sport-Lenkrad und natürlich das digitale Kombi-Instrument mit der Cupra-Grafik. Platz haben wir ausreichend in dem Wagen, der Radstand von 2,60 Meter bietet auch Fondpassagieren ausreichend Sitzkomfort.

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Reichweiten von 400 bis 450 Kilometer

Was die elektrischen Basisdaten angeht, zeigt man sich noch zugeknöpft in Martorell. Beim VZ spricht man von einer 400 Kilometer großen Reichweite, die beiden anderen Sondermodelle, die beim Marktstart im nächsten Jahr angeboten werden, heißen Dynamic Plus und Dynamic haben nur 155 kW / 210 PS, dafür aber sollen sie 450 Kilometer weit kommen.

Eingesetzt wird hier wohl eine 56 kWh große Batterie. Das Einstiegsmodell dürfte einen 38 kWh-Akku erhalten und damit eine deutlich geringere Reichweite von rund 300 km aufweisen. Über die Ladegeschwindigkeiten schweigt man sich bei Cupra noch aus. 11 kW bei AC dürften jedoch gesetzt sein. Bei Gleichstrom sollen es, einzelnen Quellen zufolge, 130 bis 150 kW sein. Auch bei den Preisen herrscht noch Unklarheit. Bekannt ist bislang nur, dass das Basismodell 26.000 Euro kosten wird.

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Erstes Fazit

Mit dem Cupra Raval VZ haben wir das extremste Mitglied der neuen Kleinwagen-Elektro-Familie von VW kennengelernt. Auch wenn die anderen Modelle zahmer sein werden, lässt sich doch schon erahnen, dass ID.Polo, Cross & Co die Messlatte nach oben legen werden. Komfortabel beim Fahren, großzügig bei den Platzverhältnissen, zeitgemäß bei der Technik – wenn jetzt noch der Preis stimmt, und man bei den angekündigten 20.000 Euro landet, dann kann VW nun auch der große Wurf bei den kompakten Elektroautos gelingen. Die Konkurrenz jedenfalls ist groß und zahlreich – vom Renault 5 E-Tech, über den Opel Corsa Electric bis hin zu Hyundai Inster oder BYD Dolphin Surf. (Text: Rudolf Bögel | Bilder: Hersteller)

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