Test Mercedes C 200 Limousine: Gute alte Zeit

Der Mercedes C 200 auf einen Blick
Was uns gefällt:
Das gute alte Mercedes-Gefühl in einem neuen Mercedes.
Was wir vermissen:
Den seidigen Sechszylinder aus dem CLE.
Ideal wenn …
… Eleganz vor Gepäckraum geht.
Die Alternativen
Üblich und wenig verdächtig: BMW 3er und Audi A4 A5.
Der Stern auf der Haube als Symbol des deutschen Wohlstands
Früher war bekanntlich nicht alles besser, aber es gab Zeiten, da trug ein Mercedes-Benz noch selbstbewusst den Stern vor sich her. Damals konnte man es sich nach einem langen Tag harter, gerne auch körperlicher Arbeit in seinem Mercedes gemütlich machen. Schließlich hatte man es sich sauer zusammengespart, das fahrende Symbol des deutschen Wohlstands.
Es war seinerzeit auch stets klar, welche Tugenden man sich mit einem Mercedes-Benz einkaufte: Die Sitze bequem, das Fahrwerk komfortabel, eine Automatik sollte es schon sein. Der Motor vorn war ausreichend stark, die Lenkung gerade noch mitteilsam. Es war das Mercedes-Gefühl, das auch heute noch gerne von den Alteingesessenen als unnachahmlich beschworen wird.
Ist die C-Klasse der letzte klassische Mercedes?
Genau dieses Gefühl geriet in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings unter Druck. Ein Mercedes konnte Anfang der 2000er plötzlich auch Frontantrieb haben, der Hubraum der Motoren wurde kleiner und der zunehmende Einsatz von Allradsystemen verwässerte das Konzept der hinterradgetriebenen Reiselimousine. Wo wir dann auch endlich bei der C-Klasse angekommen wären.
Sie wirkt stellenweise wie aus der Zeit gefallen. Zwischen all den neumodischen SUVs und rundgelutschten Stromern wird ihr zuteil, der letzte echte Daimler zu sein. Denn auch wenn es andere Limousinen aus Stuttgart gibt - keine entspricht dem Wesen eines klassischen Mercedes so sehr wie die C-Klasse. Wir machen das schon auch am Preis fest, der in Deutschland derzeit stark rabattierten bei 42.427,31 Euro (C 180) beginnt.
Die Verbindung zwischen gestern und heute scheint geglückt
Möglich ist, dass die Baureihe 206 sogar der beste C-Mercedes ist, der je gebaut wurde. Das zu untermauern wird freilich schwer, denn wie wir wissen, zeigt sich die wahre Qualität eines Autos erst im Alter. Und da sind die ältesten Modelle gerade einmal vier Jahre auf den Straßen unterwegs. Aber die Grundsubstanz scheint zu stimmen. Die ganze Idee hinter diesem Fahrzeug überzeugt.
Denn die C-Klasse spricht nicht mehr nur jene an, die am Stammtisch über Motoren, aufwändige Fahrwerkskonstruktionen und all diesen Kram fabulieren, sondern auch die anderen, die mit dem Autofahren als solchem wenig am Hut haben (wollen). Konnektivität kann dieser Mercedes etwa sehr gut. Leicht zu parken ist er ebenfalls - besonders mit der optionalen Hinterachslenkung. Ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Fahrzeugklasse.
Der C 200 zeigt sich als milde Versuchung
Sicher ist die C-Klasse natürlich ebenfalls. Und dank optionaler Akustikverglasung sehr leise. Zumindest dann, wenn man nicht versucht, mit dem getesteten C 200 neue Geschwindigkeitsrekorde auf der A5 zwischen Frankfurt und Kassel aufzustellen. Wer den 1,5-Liter-Vierzylinder-Mildhybrid auch dahingehend milde behandelt, erfreut sich an einem durchaus kultivierten Antrieb. Anstrengung gibt es trotz des geringen Hubraums nur jenseits der 180 km/h zu vermelden, der Durchzug ist ausreichend, der Alltag gelingt mühelos.
Um den Benziner zu entlasten, schiebt der integrierte Startergenerator (iSG) mit an. Bis zu 17 kW / 23 PS unterstützen die hauptsächlichen 150 kW / 204 PS. Der eigene Geldbeutel wird dagegen durch die vermehrt eingelegten Segelphasen des Antriebs entlastet. Ohnehin kann der Mercedes angenehm effizient gefahren werden: 7,5 Liter bei gemischter Fahrt sollten ihm genügen.
Wenn das Auto besser zuhört als der Beifahrer
Das Platzangebot kann dagegen schon mal zu Zielkonflikten führen. Die Pilotenreihe und der Fond geraten gerne aneinander: Knie und Beine der hinten Mitreisenden sind die Leidtragenden. Derweil ist das Fahrergestühl bei der richtigen Sitzwahl (mindestens Memory-Paket nehmen) ein wahrer Traum.
Federkern war freilich vorvorgestern, heute gibt es gut konturierte Straffheit. Das Nappalederpolster mit Kunstledererweiterungen an Türen und Armaturenbrett macht schon etwas her, die tiefen Falten im Bezug nach wenigen Tausend Kilometern eher nicht.
Der klassische Mercedes als einstiger Gratmesser deutschen Wohltands hat sich an vielen Stellen dem (globalen) Zeitgeist angepasst. Fummeln statt drücken, sprechen mit dem Auto statt mit dem Beifahrer. Anders als dieser hört die C-Klasse dafür immer mit - um auch dann die Fenster zu öffnen, wenn man das eigentlich gar nicht will.
Fazit
Doch am Ende lässt es sich mit der aktuellen Mercedes-Baureihe 206 ganz gut leben. Vor allem, weil die C-Klasse weiterhin eine geschrumpfte S-Klasse ist. Fahrkomfort und Konnektivität sind auch vier Jahre nach dem Marktstart auf der Höhe der Zeit, qualitativ lässt man die Kontrahenten aus München und Ingolstadt seit dem 3er-Facelift und der A5-Neuauflage wieder deutlicher hinter sich. (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)
Technische Daten
| Modell | Mercedes-Benz C 200 Limousine (W 206) |
|---|---|
| Motor | 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit Mildhybrid (EQ Boost) |
| Leistung Verbrennungsmotor | 204 PS (150 kW) |
| Elektrische Unterstützung | integrierter Startergenerator (iSG), bis 17 kW / 23 PS |
| Systemleistung | 204 PS |
| Maximales Drehmoment | 300 Nm |
| Antriebsart | Hinterradantrieb |
| Getriebe | 9-Gang-Automatik (9G-TRONIC) |
| Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,1 l/100 km |
| CO₂-Emissionen kombiniert (WLTP) | 139 g/km |
| CO₂-Klasse | E |
| Beschleunigung 0–100 km/h | 7,3 s |
| Höchstgeschwindigkeit | 246 km/h |
| Abmessungen (L/B/H) | 4.751 mm / 1.820 mm / 1.437 mm |
| Radstand | 2.865 mm |
| Wendekreis | ca. 11,1-10,6 m |
| Leergewicht | ca. 1.668 kg |
| Zuladung | ca. 550 kg |
| Anhängelast gebremst | bis zu 1.800 kg |
| Anhängelast ungebremst | 750 kg |
| Kofferraumvolumen | 455 l |
| Tankinhalt | 66 l |
| Grundpreis | ab 54.162,85 Euro |
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