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Porsche 911 GT3 RS Test: Need for Speed

Radikal anders. Porsche 911 GT3 RS. Kein Elfer zuvor trug so viel Motorsport in die Serie wie die neue Generation auf Basis des 992. Dabei tritt der 525 PS starke Saugmotor fast in den Hintergrund, dagegen sind Aerodynamik und Leichtbau wichtiger denn je. Wir baten das Tracktool erstmals zum Test.


Der Porsche 911 GT3 RS im Überblick


Pro

Stärken

  • Exzellente Straßenlage
  • Leistungsstarker Antrieb
  • Sehr starke Bremse
  • Feinfühlige Regelsysteme
  • Vielfältige Setup-Möglichkeiten
Contra

Schwächen

  • Sehr teure Anschaffung
  • Hoher Verbrauch
  • Kein Kofferraum

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Rennwagen fahren war nie einfacher

Wenngleich die Pressefotos anderes vermuten lassen: Keine 15 Grad, Regen von der Seite, statt von oben. Nicht die besten Voraussetzungen, um den neuen Ausnahme-Sportler aus dem Hause Porsche erstmals zu testen. Doch wir sind auf Einladung des Herstellers zu Gast auf der legendären Formel 1 Piste von Silverstone, die beim Wetter bekanntlich mindestens so wechselfreudig ist wie die heimische Nürburgring Nordschleife. Steht der signalgelbe Porsche 911 GT3 RS (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,4 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 305 g/km)² zu Beginn in der Boxengasse noch auf trockenem Asphalt, gießt es einige Hundert Meter weiter wie aus Kübeln. Im RS-Porsche der Generation 992 ist dir das allerdings beinahe egal. Wie so vieles andere auch.

Noch nie war Sportwagen-, nein Rennwagenfahren einfacher als im neuen Chef-Elfer aus Zuffenhausen. Noch nie waren die dynamischen Grenzen, jene zwischen schnell sein und schnell abfliegen, durch Computerunterstützung (bei der Entwicklung und im Fahrzeug sebst) höher und spitzer gesetzt als jetzt. Porsche geht noch einen Schritt weiter und liefert über zusätzliche Funktionstasten am Lenkrad tiefgreifende Einstellungsmöglichkeiten für Fahrwerk, Hinterachssperre, Stabilitätskontrolle und das Aerokonzept.

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Sozusagen „Need for Speed“ für die öffentliche Straße. Und zwar für jedermann, der es sich ab 230.112 Euro leisten kann. Das ist ziemlich fein, wenn du in deinem vorherigen Leben Fahrwerksingenieur warst, einen eigenen Rennstall besitzt oder zumindest schon einmal in ernster Manier ein paar mehr gestoppte Runden auf der Rennstrecke absolviert hast.

Fahrleistungen aus einer anderen Welt

Für alle anderen gilt: Nett zu haben, aber das grundlegende Fahrzeugsetup, eingefahren unter anderem von Rennfahrer und Porsche Markenbotschafter Jörg Bergmeister, sollte zunächst einmal reichen, um ordentliche Rundenzeiten in den Asphalt zu brennen. Und wahrlich, der neue 911 GT3 RS ist ein Zeitenjäger, der nicht nur seinen direkten Vorgänger weit in den Schatten stellt. Er fährt selbst Kreise um seinen zivileren, aber nicht gerade leistungsarmen Bruder, den aktuellen 911 GT3 (Kraftstoffverbrauch kombiniert: 13,0-12,9 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert: 294-293 g/km)². Einerseits sorgen mittlerweile 525 PS für etwas mehr Druck auf der Geraden und eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden. Zum anderen gilt: Wer später aus maximal 296 km/h herunterbremsen kann ist länger schnell.

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Durch größere Bremsen, aber vor allem durch das ausgeklügeltes DRS Aerodynamik-Konzept bremst sich der 911 GT3 RS im Zweifel per Airbrake an der Pistenkonkurrenz vorbei. Denn du stehst insbesondere aus höheren Geschwindigkeiten erst dann auf dem Stempel, wenn andere schon längst der Mut verlassen hat.

Es dauert ein paar Runden bis du dich an das enorme Griplevel der extra angemischten UHP-Pneus (auch bei Nässe), an den massiven Abtrieb (maximal 860 Kilogramm bei 285 km/h!) und die heftige Verzögerung gewöhnt hast. Bis du Vertrauen in diese beinahe gespenstische Fahrstabilität aus der großen Welt des Motorsports gefasst hast. Dann aber rauschst du wie ein junger Gott über die bekannten Rundkurse dieser Welt. Die Unterschiede zum Porsche Rennboliden 911 GT3 R – weiterhin vorhanden, aber wesentlich weniger ausgeprägt als noch vor ein paar Jahren.

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In Weissach gibt es selten Grenzen

Man kann wahrscheinlich ein ganzes Buch über die technischen Feinheiten des Porsche 911 GT3 RS schreiben. Über die angewandte Thermodynamik, über die aus den Taycan-Ladeklappen übernommenen elektromechanischen Stellmotoren für die aktiven Flaps im Unterboden, über die neuen Türgriffe. Ein GT-Fahrzeug bei Porsche bedeutet schließlich auch, dass sich die Damen und Herren Ingenieure in Weissach stets alle Optionen offen halten, sich nur am besten und innovativsten Teileprogramm der breiten Modellpalette bedienen. Und was es bisher im 911 992 nicht gab, wie ein neues, zentrales und gewichtseinsparendes Kühlsystem (oder gute Türgriffe), entwickelt man eben kurzerhand selbst.

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Der Mittenkühler-Doktrin zum Opfel viel im 992 GT3 RS zwar der „Frunk“, also der vordere Kofferraum, doch dafür wird die Abluft über die zentralen Nüstern, entlang der Dachfinnen in Richtung Wagenseite abgeleitet und kommt nicht der Ansaugung des 4,0-Liter-Boxermotors am Heckdeckel in die Quere. Denn der Sauger liebt es kühl und kann bei hohen Außentemperaturen schon einmal merklich an Leistung einbüßen.

In England freilich, an diesem regnerischen Herbsttag, hat der weiterhin bis 9.000 Touren drehende GT-Sechszylinder keine Probleme beim Luftschnappen. Gekoppelt ist die Boxersymphonie übrigens an ein beinahe nicht mehr erwähntes Siebengang-PDK, das auch im bisher radikalsten Elfer hervorragende, blitzschnelle Arbeit leistet und kühlertechnisch aufgerüstet wurde. Vielmehr liegt das Augenmerk der Verantwortlichen des Porsche 911 GT3 RS auf Leichtbau, den die Schwaben naturgemäß als Grundprinzip für den modernen Sportwagenbau verstehen. Es ist daher auch einfacher zu schreiben welches Teil der Außenhaut nicht aus CfK besteht als andersrum. So ist einzig noch das Fahrzeugheck des GT3 RS in Aluminium ausgeführt, was den Effekt hat, dass der Bolide, trotz aufwändiger Mehrkonstruktionen, mit 1.450 Kilogramm nur wenig mehr wiegt als ein herkömmlicher GT3.

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Erstes Fazit

Technisch herausragend, rasiermesserscharf abgestimmt, äußerst präzise zu fahren, Benchmark im Handling. Der neue Porsche 911 GT3 RS versteht sich mehr denn je als Hardcore-Tracktool für Hardcore-Fans. Das allumfassende Aerodynamik-Konzept, der klanggewaltige Hochdrehzahl-Sechszylinder und die weitreichenden Fahrdynamik-Einstellungen für den Fahrer suchen ihresgleichen. Stellt sich am Ende nur die Frage, ob bei all der ingenieurtechnischen Spitzenleistung, für die letzte Millisekunde auf dem Rundkurs, auch noch Platz für den emotionalen Funken bleibt (wenngleich das manch schreibender Kollege naturgemäß gänzlich anders sieht).

Es ist wahrscheinlich eine Ansichts-, ja eine Generationenfrage, ob dieser überspringt. Kommst du vom 996, 997 oder vom direkten Vorgänger 991, vermisst du womöglich das altgediente Elfer-Feeling. Das Unmittelbare, den filterlosen Kontakt zwischen Mensch und Maschine, vor allem eine kompakte Bauweise. Andere Porsche-Fans hingegen, aufgewachsen mit Filmen wie „Fast & Furious“ oder Spielen wie „Need for Speed“, werden wahrscheinlich schon anhand der optischen Präsentation zutiefst Gefallen an der Neukonzeption finden. (Text: Thomas Vogelhuber | Bilder: Porsche)

Technische Daten*

  • Modell: Porsche 911 (992) GT3 RS
  • Motor: Sechszylinder-Boxer-Sauger, 3.996 ccm
  • Leistung: 525 PS (386 kW) bei 8.500 U/min
  • Drehmoment: 465 Nm bei 6.300 U/min
  • Antrieb: Hinterradantrieb, 7-Gang-PDK
  • Verbrauch kombiniert: 13,4 l/100 km²
  • CO2-Emissionen kombiniert: 305 g/km²
  • Beschleunigung (0–100 km/h): 3,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 296 km/h
  • Abmessungen (L/B/H): 4,57 m/1,90 m/1,32 m
  • Gewicht: ca. 1.450 kg
  • Grundpreis: ab 230.112 Euro

*Herstellerangaben

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