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Test Porsche 911 Carrera T Cabriolet: Gegensätze ziehen sich an

Ein Cabrio mit Touring-Genen? Das Porsche 911 Carrera T Cabriolet (2025) zeigt, dass Offenfahren und Purismus im Elfer kein Widerspruch sein müssen. Handschaltung, PASM-Fahrwerk und Sportauspuff sind serienmäßig – dafür gibt’s Feinkritik im Innenraum. Lohnt sich der Carrera T?

Das Porsche 911 Carrera T Cabriolet im Überblick

  • Erstmals 911 T als Cabrio mit 6-Gang-Handschalter
  • 394 PS, 0–100 km/h in 4,5 s
  • Serienmäßig: PASM, Sportauspuff, Sport Chrono
  • Präzise Lenkung, straffes Fahrwerk
  • Innenraum mit Feinkritik

Lohnt sich das Porsche 911 T Cabriolet?

Wir waren anfangs skeptisch, ob sich der Touring-Gedanke mit einem Cabriolet vereinen lässt. Der 911 Carrera T zeigt aber, dass diese Kombination sehr wohl funktionieren kann. Weiter zum ausführlichen Testurteil.

Inhalt

Was ist das? | Antrieb & Ausstattung | Fahreindruck | Innenraum & Preise | Fazit | Technische Daten

Porsche 911 T Cabrio - Front

Was ist das?

Das Kürzel „T“ steht bei Porsche gemeinhin für Touring. Und Touring wiederum ist die Stuttgarter Bezeichnung für eine aufs Wesentliche reduzierte Fahrzeuggattung. Leicht, laut, präzise und handgeschaltet könnte man auch schreiben. Bereits der 991.2 T ab 2017 ist dieser Formel (unterhalb des GT3 Touring) mit Bravour gefolgt, der 992-Touring ab 2022 war schon etwas softer – und wie schaut es mit dem Facelift aus?

Das gibt es jetzt erstmals sogar als Porsche 911 Carrera T Cabriolet. Doch bevor jetzt groß gemault wird, wie man denn einen offenen Elfer unter das Leichtbau-Marketingmäntelchen packen konnte, wollen wir ein wenig für Aufklärung sorgen. Denn auch das T Cabrio ist mit fahrfertig knapp 1,7 Tonnen weit davon entfernt, als adipös zu gelten. Das geschlossene T Coupé wiegt im direkten Vergleich gerade mal 90 Kilo weniger – und trotz Mehrausstattung konnte man das Gewicht beider Karosserievarianten unterhalb der normalen Carrera-Modelle halten.

Porsche 911 T Cabrio - Handschalter

Antrieb & Ausstattung: Die reine Lehre kehrt zurück

Dass wir es hier mit einem in vielen Details nachgeschärften Sportskollegen zu tun haben, wird spätestens mit Blick auf die Antriebseinheit klar: Denn der mittlerweile auf 394 PS und 450 Nm erstarkte 3,0-Liter-Sechszylinder-Boxermotor lässt sich erstmals in einem normalen 911 der Generation 992 über ein Sechsgang-Schaltgetriebe bedienen.

Richtig gelesen: Das hakelige Siebengang-Getriebe ist Geschichte. Und zwar nicht nur im T-Modell, sondern generell beim 911. Wer unterhalb der Weissach-Liga seinen Elfer noch manuell schalten will, kommt nämlich fortan um den Touring nicht herum. Im Falle des 911 T Cabriolets stehen dann mindestens 161.000 Euro im Raum – 10.500 Euro mehr als für den normalen Carrera.

Allerdings geht die Rechnung so nicht ganz auf. Schließlich spendieren die Stuttgarter neben dem Handschalter auch direkt das PASM-Fahrwerk, eine Hinterachslenkung und das Sport-Chrono-Paket. Darüber hinaus wurde die Dämmung reduziert, und die serienmäßige Sportabgasanlage sorgt für die richtige akustische Untermalung. Dem Coupé vorbehalten sind derweil das Leichtbauglas, die CFK-Vollschalensitze und der Verzicht auf die hinteren Sitze – falls man es so richtig puristisch haben möchte.

Auf was wir dann sehr gerne verzichtet hätten, wären die zahlreichen Aufkleber, Sticker und Plaketten, die das manuelle Getriebe (einst ein profanes Serienbauteil) überbordend feiern. Das ist für unser Auge dann schon etwas viel Kirmesbude und passt per se nicht zum hohen Anspruch des Fahrzeugs.

Porsche 911 T Cabrio - Cockpit

Fahreindruck: Der 911 T ist der GT3 Touring des kleinen Mannes

Und wahrlich: Anspruch und Realität stehen sich nicht widersprüchlich gegenüber – sie ziehen sich magisch an. Bereits nach den ersten Kilometern merkt man, dass der Porsche 911 Carrera T nachgeschärft wurde. Die Lenkung reagiert noch direkter als beim ohnehin schon famosen normalen Carrera. Das Fahrwerk ist sportlich straff abgestimmt, ohne ins Hölzerne abzudriften. Die Kurventempi sind enorm, die Spurstabilität grandios.

Das wahre Highlight ist aber sicherlich, wie der doppelt aufgeladene 3,0-Liter-Boxer mit dem neuen Sechsgang-Schaltgetriebe (samt Auto-Blip-Zwischengasfunktion) harmoniert. Die 394 PS und 450 Nm sind gut, um das T Cabrio nach persönlicher Befähigung in 4,5 Sekunden von null auf 100 km/h zu beschleunigen. Die 294 km/h Höchstgeschwindigkeit haben wir ebenfalls souverän erreichen können.

Allerdings ist die schnelle Hatz für das Touring Cabriolet eher ein Nebenschauplatz. Das zügige Fahren auf verkehrsarmen Landstraßen liegt ihm besser. Rauf- und Runterschalten – jede Bedienung des manuellen Getriebes ist eine Freude. Kurze Wege, knackig und präzise. Dazu der in Walnussschichtholz ausgeführte Wählhebel in Anlehnung an Ikonen wie den 917 oder Carrera GT. Das bereitet dann in unserer Automobilwelt, die eher langweiliger als aufregender wird, schon noch große Freuden.

Porsche 911 T Cabrio - Sitze

Innenraum & Preise: Wenig, aber teure Auswahl

Etwas mehr Freude hätten wir am 911 Carrera T sicherlich noch gehabt, wenn der Innenraum einem Testwagenpreis von über 177.000 Euro auch in jeder Ecke gerecht werden würde. Das im VW-Konzern um sich greifende Hochglanzplastik in der Mittelkonsole hat in einem Elfer ebenso wenig etwas verloren wie die teilweise in Stoff ausgeführten Sitze, die für unser Gespür qualitativ nicht an die bekannten Textilien mit Pepitamuster heranreichen.

Auch wirkt das Angebot an Innenraumvariationen, besonders bei Obermaterialien, mittlerweile ziemlich ausgedünnt. Während man dies beim Coupé mit Verweis auf den Purismus noch verstehen kann, würden wir uns beim geschmeidigen Wochenendcruiser, welcher das 911 T Cabrio nun einmal ist, etwas mehr Freiraum wünschen. Vor allem für den Basispreis von 161.000 Euro. Dass mittlerweile sogar nur noch zwei Farben als Null-Euro-Option im Konfigurator stehen, ist ebenfalls kein Fortschritt. Aber das betrifft den Touring nicht speziell, sondern alle Elfer.

Porsche 911 T Cabrio - Heck

Fazit

Wir waren anfangs skeptisch, ob sich der Touring-Gedanke mit einem Cabriolet vereinen lässt. Der 911 Carrera T zeigt aber, dass diese Kombination sehr wohl funktionieren kann. Der Fokus beim offenen Touring liegt dabei sicherlich nicht auf maximalem Purismus, sondern darauf, einen genussvoll zu fahrenden Sportwagen mit manueller Schaltung zu besitzen. In der Tat eine aussterbende Spezies. Wer es unterhalb des 48.000 Euro teureren GT3 Touring dagegen unverfälschter und reduzierter haben möchte, greift besser zum Coupé – oder direkt zum spartanisch konfigurierten Vorgänger 911 T (991.2). (Text und Bild: Thomas Vogelhuber)

Technische Daten


Modell Porsche 911 Carrera T Cabriolet (992.2)
Motor 3,0-Liter-Sechszylinder-Boxer-Biturbo
Leistung 290 kW / 394 PS
Drehmoment 450 Nm
Antrieb Heckantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe
Verbrauch kombiniert (WLTP) 10,7–11,0 l/100 km
CO₂-Emissionen kombiniert (WLTP) 236–245 g/km
CO₂-Klasse G
Beschleunigung (0–100 km/h) ca. 4,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 293 km/h
Abmessungen (L/B/H) 4,542 m / 1,852 m / 1,292 m
Radstand 2,450 m
Kofferraumvolumen 135 l (vorn) + 163 l (hinter den Vordersitzen)
Gewicht DIN ca. 1.655 kg
Grundpreis (Deutschland) ab 161.000 Euro
Testwagenpreis 177.916,15 Euro

Häufige Fragen zum Porsche 911 T Cabrio

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