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Erster Test: Renault Captur – Von allem Etwas

Den Modus hat Renault in Rente geschickt. Statt des kleinen Vans bauen die Franzosen jetzt, auch auf Clio-Basis, lieber ein Crossover. Der bietet ebenfalls viel Platz und soll vom anhaltenden SUV-Trend profitieren. Und ziemlich bunt ist er auch noch.

Nein, ein richtiges SUV ist der nach Fünftürer und Kombi dritte Clio-Ableger Captur nicht. Zwar sieht der kleine, im zentralspanischen Valladolid gebaute Franzose mit breiten Radkästen, robusten Plasteanbauten und 17 Zentimetern Bodenfreiheit so aus, als könne ihn kaum etwas aufhalten, doch schon etwas rutschigerer Untergrund dürfte ihn zum Stehen bringen - Allradantrieb gibt es, wie für den normalen Clio, nämlich nicht. Das wäre zum einen zu teuer, und zum anderen dürfte die Nachfrage ohnehin gering sein.

Reichlich Platz

Denn da sich der Captur so gut wie nie ins Gelände, ja wohl sogar nur selten jenseits die Stadtgrenzen wagen wird, ist dieser Verzicht verschmerzbar. Wichtiger ist die leicht erhöhte Sitzposition, die das Ein- und Aussteigen komfortabler macht und das durchaus ordentliche Platzangebot - vorne wie hinten - in dem nur 4,12 Meter langen Kleinwagen. Wäre jetzt auch noch die Sicht nach hinten prächtig, wäre alles gut. Ist sie aber nicht, deswegen sollten die Parksensoren nicht fehlen.   

Standardmäßig bietet der Kofferraum Platz für 377 Liter Gepäck; der 15 Zentimeter längere Kombi schluckt 443 Liter, der normale 300 Liter. Erweitern lässt sich das Volumen zum einen durch die um 16 Zentimeter verschiebbare Rückbank (auf 455 Liter), oder durch Umklappen der selbigen. Dann gehen bis zu 1.235 Liter rein und auch anderthalb Meter lange Gegenstände sind kein Problem für den Renault; eine umklappbare Beifahrerlehne gibt es allerdings nicht. Praktisch: Der Kofferraumboden ist in der Höhe verstellbar und wartet mit einer abwaschbaren Gummiseite auf. So verlieren dreckige Hundepfoten und Gartenabfälle ihren Schrecken.

Mit Handschuhschublade

Der gut verarbeitete Innenraum ähnelt mit seinem markanten Kombiinstrument mit tiefliegenden Uhren und digitalem Tacho größtenteils dem des Clios. Neu sind vor allem die jalousieartigen Luftduschen links und rechts der Mittelkonsole und die farbigen, abziehbaren Bezüge der guten Halt bietenden Sitze. Sind sie schmutzig, verschwinden sie einfach in der Waschmaschine. Ebenfalls neu ist das Handschuhfach, das beim Captur in Form einer, leichtgängigen elf Liter fassenden Schublade in Erscheinung tritt. Die soll vor allem dem Fahrer den Zugriff erleichtern, der nicht mehr vom linken Platz aus in den Untiefen des Armaturenbretts wühlen muss; zumindest während der Fahrt sollte er aber auch nicht in der Schublade kramen.

Wie der Clio, kann auch der Captur mit dem R-Link-Multimedia-System zur Anbindung von Smartphones ausgestattet werden. Dann können, vorausgesetzt man hat sich mit der nicht ganz einfachen Bedienung vertraut gemacht, auch verschiedene Apps genutzt werden. Außerdem bietet Renault zahlreiche bunte Farben an, mit denen sich der Captur individualisieren lässt: Kolorierte Kunststoffrähmchen, Aufkleber fürs Dach, Zwei-Ton-Lackierung, farbige 17-Zoll-Räder und die erwähnten bunten Polster runden das Paket ab.

Mindestens 90 PS

Auf die 75 PS starken Basis-Benziner und -Diesel verzichtet Renault beim Captur, hier ist der 0,9-Liter-Dreizylinder mit 90 Turbo-PS das Einstiegsaggregat. Mit 135 Newtonmeter spurtet der kleine Benziner in immerhin 13 Sekunden auf Tempo 100 und hängt so den gleichstarken 1,5-Liter-Diesel (220 Newtonmeter) sogar noch um 0,1 Sekunden ab. Beide laufen 171 km/h, die für die meisten Captur-Fahrer mehr als genug sein dürften. Nur wer häufiger lange Strecken fährt, sollte zum stärkeren TCe 120 greifen, den es übrigens bald auch im Clio gibt.

Der Vierzylinder-Benziner holt aus 1,2 Litern Hubraum, ebenfalls dank Turboaufladung, 120 PS und macht den Franzosen damit 192 km/h schnell. Den Standardsprint beziffert Renault mit 10,9 Sekunden. Mit seinen 190 Newtonmetern ist der größere Benziner außerdem deutlich besser ausstaffiert als das Basismodell; in Sachen Durchzug nehmen er und der Diesel sich nicht viel, beide kommen für einen Kleinwagen ausreichend flott aus dem Knick. Dafür schluckt der große Otto im EU-Zyklus 0,4 Liter mehr als der fünf Liter konsumierende 90-PS-ler. Der Diesel begnügt sich mit 3,6 Litern je 100 Kilometer.

Top-Benziner mit Automatik

Wichtigste Verkaufshilfe für den Top-Benziner dürfte aber sein Getriebe sein. Er kommt zunächst als einziger - und dafür ausschließlich - mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und ist somit die richtige Wahl für alle, die nicht selber schalten wollen; bis im Spätsommer 2013 auch der Diesel damit ausgestattet werden kann. Bei den beiden 90-PS-Motoren verbaut Renault eine gut abgestufte, dafür aber etwas störrische Fünfgang-Handschaltung mit relativ lang übersetztem letzten Gang und Stopp-Start-Automatik. Dass diese dem Automatik-Modell vorenthalten wird, ist schade.  

Schon die beiden Clio-Varianten warten mit einer nicht allzu sportlichen Fahrwerksabstimmung auf, daran hat Renault auch beim Captur nichts geändert. Passend zu der etwas höher bauenden Karosserie (1,57 Meter) gleitet der Franzose gemütlich über Stock und Stein und neigt sich in Kurven auch spürbar zur Seite. Geht man Richtungswechsel zu sportlich an, fordert der rund 1,2 Tonnen schwere Cross-Clio frech das ESP heraus, das ihn am zu heftigen Untersteuern hindert. Ebenfalls zur Gesamtabstimmung passt die nicht zu direkte Lenkung, die dem Fahrer aber ausreichend Rückmeldung gibt.

Deutlich teurer als der Kombi

Wer sich für den kleinen Crossover entscheidet, muss mindestens 15.290 Euro investieren - knapp 1.500 Euro mehr als für den schwächer motorisierten Einstiegs-Kombi. Der Diesel kostet in der weitestgehend nackten Grundausstattung 17.090 Euro, den TCe 120 gibt es in der Basis gar nicht. Er beginnt in der zweiten Ausstattungslinie mit 19.390 Euro, die beiden anderen Motoren können für 2.000 Euro Aufpreis auf diesen Stand gebracht werden.

Diese Investition sollte man nicht scheuen, denn dann gehören auch Leichtmetallräder, eine Klimaanlage, ein CD-Radio, in Wagenfarbe lackierte Außenspiegel und Türgriffe, der schlüssellose Zugang und eine Lampe für die Handschuhschublade zur Ausstattung. Die Basis bietet als erwähnenswerte Extras lediglich Tempomat, den höhenverstellbaren Fahrersitz, ein längs- und höhenverstellbares Lenkrad sowie elektrische Fensterheber rundum. Außerdem stehen viele Individualisierungsextras wie die abnehmbaren Sitzbezüge (400 Euro) oder Komfortausstattungen wie Sitzheizung (250 Euro) erst ab der mittleren Linie zur Wahl. Für die Topausstattung steigen die Preise noch einmal um 1.500 Euro. Einmal Kleinwagen mit erhöhter Sitzposition und viel Platz bitte. Die Wünsche der Kunden werden immer konkreter, sie wollen von allem Etwas. Darauf muss die Industrie reagieren. Und Renault tut das mit dem Captur ziemlich gut. Der aufgebockte Clio sieht schick aus, bietet vorne wie hinten ausreichend Raum und nimmt nicht zuletzt dank der verschiebbaren Rückbank auch ausreichend Gepäck mit.

Außerdem bedient der Captur das immer größer werdende Verlangen der Autokunden nach Individualität. Aufkleber fürs Dach, bunte Räder und Farbkleckse im Innenraum sind Spielplatz für die Kreativität der Käufer. Pfiffige Ideen, wie die Handschuhschublade oder die abnehm- und waschbaren Sitzbezüge, bringen extra Sympathiepunkte.

Und auch das Motorenangebot kann sich sehen lassen, vor allem der stärkere Benziner und der Diesel sind ausreichend kräftig und nicht zu durstig; im Stadtverkehr tut‘s aber sicher auch das Einstiegsmodell. Dass Renault für den Captur auf die schwächeren Clio-Motoren verzichtet, ist angesichts des etwas höheren Gewichts verständlich. Manch ein Käufer würde für rund 1.500 gesparte Euro aber wohl ein, zwei Sekunden mehr beim Standardsprint in Kauf nehmen. Und über eine Stopp-Start-Automatik würden sich auch die TCe-120-Käufer freuen.  

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