Kurztest BYD Dolphin Surf: Wirklich eine Alternative?

Ist der BYD Dolphin Surf eine echte Alternative im Elektro-Kleinwagensegment? Im Kurztest zeigen sich Stärken bei Reichweite und Technik - doch es gibt auch Schwächen.

Der BYD Dolphin Surf Comfort auf einen Blick

  • Elektro-Kleinwagen mit 43,2-kWh-Batterie
  • Bis zu 310 km WLTP-Reichweite
  • DC-Laden mit bis zu 85 kW möglich
  • 9,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h
  • Innenraum mit viel Technik und Platz
  • Grundpreis ab 22.990 Euro

Inhaltsverzeichnis

Einführung | Design | Technik und Reichweite | Fahreindruck | Assistenz und Innenraum | Fazit | Technische Daten

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Auf großem Fuß: BYD kommt nach Europa

Wenn sie in China etwas von deutschen Autobauern gelernt haben, dann ist es, vollmundige Versprechungen abzugeben. Während BYD in der Türkei und Ungarn gerade massiv investiert und große Werke aus dem Boden stampft, bleibt die Frage offen, wohin sie denn die ganzen Autos verkaufen wollen. Allein in Szeged können ab kommendem Jahr angeblich bis zu 300.000 Fahrzeuge produziert werden - übrigens die gleichen Modelle, die sich derzeit an den chinesischen Häfen mangels Abnehmer die Reifen platt stehen.

Ob der BYD Dolphin Surf daran etwas ändert? Das wird erst die Zukunft zeigen. Maßgeblich über den Erfolg entscheiden wird auch, ob die Chinesen in der Lage sind, ihre Marktpräsenz durch neue Handelspartner auszubauen. Weniger als 30 Händler kümmern sich in Deutschland gerade um die Wartung der Stromer und Hybride - das sollte erwähnt werden, bevor es an den eigentlichen Erstkontakt geht.

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Design: Captain Future im Kleinwagensegment

Der beginnt selbstredend außen am Fahrzeug: Warum müssen eigentlich alle kleinen Elektroautos heutzutage so fürchterlich futuristisch aussehen? Nun mag es sein, dass einige Kollegen im BYD einen Hauch Lamborghini erkennen, weil der ehemalige Chefdesigner der Italiener, Wolfgang Egger, vor einigen Jahren die Seiten gewechselt hat. Für mich bleibt das Auto rein subjektiv aber eine etwas merkwürdige Erscheinung. Nicht weniger unkonventionell als ein Hyundai Inster – zu diesem gibt es hier mehr Infos.

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Technik und Reichweite: Batterie und Effizenz können sie

Rein technisch steht der 3,99 Meter kurze Chinese derweil auf soliden Beinen: In der getesteten und zugleich höchsten „Comfort“-Variante setzt der Stromer auf eine 43,2 kWh große LFP-Batterie, kann mit bis zu 85 kW DC-Laden (10 bis 80 % in 30 min) und soll eine Reichweite nach WLTP von bis zu 310 Kilometern bieten.

Diese zu erreichen, war auf der kurzen Testrunde im Rahmen einer German-Car-of-the-Year-(#GCOTY)-Veranstaltung nicht möglich. Allerdings konnten wir erste Verbräuche herausfahren - und die waren durchaus beachtenswert. Innerstädtisch sind 12 kWh kein Problem, und selbst auf den kurzen Überlandetappen standen selten mehr als 15 kWh je 100 Kilometer im Display.

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Fahreindruck: Solider Durchschnitt

Während batterietechnisch alles im Lot zu sein scheint, bekommt man fahrdynamisch ein durchschnittliches Produkt gereicht. Das Fahrwerk ist typisch chinesisch komfortabel abgestimmt, kann aber insbesondere über schlechtes Straßenwerk nicht immer brillieren und gibt kurze Stöße merklich in den Innenraum weiter.

Die Lenkung mag für den Stadtbetrieb angenehm leichtgängig sein, zeigt sich aber insgesamt indirekt. Für den Elektrofahrer-Stammtisch: In 9,1 Sekunden soll die Comfort-Variante des BYD Dolphin Surf von null auf 100 km/h eilen, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 158 km/h angegeben – insgesamt mehr als solide.

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Assistenz und Innenraum: Viel von allem

Wer Assistenten liebt, wird auch am BYD Dolphin Surf Gefallen finden - bereits die Basisvariante „Active“ fährt höchst abgesichert vor, wobei vor allem die Tempoerkennung bei unserer Ausfahrt deutliche Schwächen offenbarte. Achtung für Garagenparker: Vorne hat selbst der Top-Dolphin keine PDC-Sensoren. Stattdessen wird ein 360-Grad-Kamerasystem gereicht.

Was den Innenraum und die Ausstattung angeht, so gibt es allenfalls zu kritisieren, dass die verwendeten Kunststoffe merklich ausdünsten. Empfindliche Nasen könnten sich daran stören. Ansonsten bietet der BYD Dolphin Surf zumindest in der ersten Reihe viel Platz und reichlich Technikfeatures.

Ein drehbares 10-Zoll-Mitteldisplay, Navigationssystem, kabelloses Apple CarPlay und Android Auto sowie ein schlüsselloser Zugang gehören genauso zum Standardrepertoire wie die bequemen, aber vielleicht etwas weichen Kunstledersitze. Weniger kundenorientiert: Um mehr Comfort-Varianten zu verkaufen, ist die oft gewählte Sitzheizung (und das LED-Licht) nicht in den beiden günstigeren Modelllinien Active und Boost erhältlich.

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Erstes Fazit

Auf das Wesentliche reduziert ist der BYD Dolphin Surf ein interessanter Mitbewerber, vor allem zum Hyundai Inster. Batteriegröße, Ladeleistung und Ausstattung sind für einen Kleinwagen ordentlich, die oftmals von chinesischen Herstellern erwarteten Preisvorteile fehlen allerdings. Auch das Händlernetz ist aktuell noch ausbaufähig. (Text: tv | Bilder: Hersteller)

Technische Daten


Modell BYD Dolphin Surf Comfort
Leistung 156 PS (115 kW)
Drehmoment 310 Nm
Batteriekapazität 43,2 kWh (brutto, LFP)
Elektrische Reichweite bis zu 310 km (WLTP)
Ladeleistung (DC) bis zu 85 kW
Ladezeit (10–80 %) ca. 30 Minuten
Antrieb Frontantrieb, 1-Gang-Automatik
Verbrauch kombiniert 12–15 kWh/100 km (Testwert)
Beschleunigung (0–100 km/h) 9,1 s
Höchstgeschwindigkeit 158 km/h
Abmessungen (L/B/H) 3,99 m / 1,77 m / 1,57 m
Radstand 2,70 m
Wendekreis 10,6 m
Kofferraumvolumen 345 l
Leergewicht ca. 1.580 kg
Grundpreis ab 22.990 Euro

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